60 JAHRE NORDBAU NEUMÜNSTER

Stets am Puls der norddeutschen Bauwirtschaft

Messen und Veranstaltungen
Stets am Puls des Marktes (v. l.): Wolfgerd Jansch, Messeleitung NordBau, und Dirk Iwersen, Geschäftsführer der Holstenhallen Neumünster GmbH. Foto: Bachmann

NEUMÜNSTER. - Seit nunmehr sechs Jahrzehnten gilt die NordBau in Neumünster als verlässlicher Treffpunkt für die gesamte norddeutsche Bauwelt. Für jeden, der baut oder wohnt, so die Veranstalter, bietet sie einmal im Jahr ein geeignetes Forum, sich unabhängig und objektiv über aktuelle Trends und Produkte aus dem Baubedarf zu informieren. In vielen Punkten ist sich die traditionsreiche Messe treu geblieben, vor allem inhaltlich ist sie jedoch stets in Bewegung."Die NordBau muss sich nicht jedes Jahr neu erfinden", sagt Dirk Iwersen im Gespräch mit der ABZ. 2008 übernahm er die Geschäftsführung der Hallenbetriebe Neumünster (seit 1. Januar 2015 Holstenhallen Neumünster GmbH) von seinem Vater und leitet seitdem zusammen mit Wolfgerd Jansch die Organisation der Messe. Gleichwohl habe es in den letzten zwölf bis 13 Jahren keine NordBau ohne Veränderungen gegeben, gibt er zu verstehen und umreißt damit treffend den Charakter der Messe. Verlässlich, ohne unnötige Experimente und dennoch stets in Bewegung, mit beiden Ohren am Puls der Branche. Der Erfolg gibt den Organisatoren recht. Seit mittlerweile vierzehn Jahren in Folge ist die Messe ausgebucht.

Vom "Schleswig-Holsteinischen Baumarkt" zur "NordBau"
Bis zu diesem Punkt war es jedoch ein weiter Weg, der nicht durchweg von jener Kontinuität gekennzeichnet war, welche die NordBau heute in so vielen Bereichen auszeichnet. Mit der ersten Veranstaltung im Jahr 1956 hatte die Messe nicht einmal den Namen gemeinsam. Damals hieß sie noch Schleswig-Holsteinischer Baumarkt. Veranstalter war die Firma Böttcher & Bülter aus Kiel. Initiiert wurde die Messe von Max Bülter, einem ehemaligen Korvettenkapitän, der sich nach dem Ende des Krieges mit der Herstellung und dem Vertrieb von Druckerzeugnissen sowie als Veranstalter verdingte. Auf Anregung verschiedener Bau- und Landmaschinenhersteller lud er vor 60 Jahren zum ersten Mal zum Branchentreff in die Holstenhallen (Ein ausführliches Portrait finden Sie im Kasten links.).Zehn Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs waren noch immer der Wiederaufbau und die anhaltende Wohnungsnot die bestimmenden Themen der Zeit. Entsprechend hoch war der Bedarf an Maschinen und Geräten für die Bauindustrie. Ein Umstand, der nicht nur zur Idee einer solchen Messe an sich geführt hatte, sondern ihr auch von Beginn an eine hervorragende Resonanz bescherte. Rund 110 Aussteller und tausende Besucher kamen zur Premierenveranstaltung vom 28. November bis zum 2. Dezember 1956. Viele der zahlreichen Exponate wurden damals noch mit dem Zug direkt nach Neumünster angeliefert. Ein gutes Jahrzehnt später, im Jahre 1968, registrierte die Messe noch immer etwa 200 Waggons. Heute wird das Gleis, auf dem die Maschinen und Geräte über viele Jahre nach Neumünster transportiert wurden, nicht mehr genutzt, aber immer noch vorgehalten.Bereits im Folgejahr nach der gelungenen Premiere präsentierte sich die Messe als "Norddeutscher Baumarkt" (1960 kurz als "Nord-Baumarkt") unter neuem Namen und kündigte damit bereits die zunehmende Fokussierung auf den gesamten norddeutschen Raum an. Schnell wurde auch der Termin für die Veranstaltung vom Winter in den Herbst vorverlegt, um den Besuchern wie auch den Ausstellern bessere Bedingungen zu bieten. Unter den gegebenen Voraussetzungen gewann die Messe schnell an Größe und Bedeutung. 1968 zählten die Veranstalter bereits mehr als 600 Aussteller.1974 zog sich Max Bülter aus Altersgründen aus der Firma sowie der Messeleitung zurück und übergab an seinen Mitgesellschafter Friedrich-Karl Hahn, der das Unternehmen bis 1980 als alleiniger Inhaber führte. 1981 übernahm schließlich Walter Georg Merz die Firma und leitete sie bis zu ihrem Ende 1995. 1985 wurde die Messe schließlich in "NordBau Neumünster" umbenannt, jenem Namen, unter dem sie noch heute läuft.Menschen, die die NordBau in ihren jungen Jahren noch miterlebt haben, sprechen oft davon, wie viel gemütlicher das Messegeschehen in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren gewesen sei. Zeitweise lief die Veranstaltung in jenen Tagen über zwei Wochenenden, wie sich bspw. Lena Kock, ehemalige Prokuristin bei Böttcher & Bülter, in einem früheren Gespräch mit der ABZ erinnerte. Z. T. seien einige Firmen bereits im Juli nach Neumünster gekommen, um in Ruhe aufzubauen. Als sehr personenbezogen und von einem starken Gemeinschaftsgefühl geprägt rief sie sich die Messe unter ihrem einstigen Arbeitgeber in Erinnerung. Auch das Thema Geld habe zu jener Zeit noch nicht eine solch zentrale Rolle gespielt. Heute seien die Zeiten schnelllebiger und stärker von wirtschaftlichen Interessen geprägt. Umso wichtiger seien verlässliche Konstanten wie die NordBau eine ist, mit ihrem nach wie vor familiären Charakter.Vor allem in den letzten Jahren der Ära Böttcher & Bülter habe die NordBau allerdings stark an Profil verloren, erinnert sich Dirk Iwersen, der zu jener Zeit noch in der Ziegelindustrie tätig war und das Messegeschehen zu Beginn noch aus Kunden- bzw. Ausstellersicht verfolgte. Insbesondere die Zeit der deutsch-deutschen Einigung sei eine schwierige gewesen, so der heutige Geschäftsführer der Holstenhallen Neumünster GmbH. Auf die anfängliche Wendeeuphorie nach dem Fall der Berliner Mauer folgte schnell Ernüchterung. In dieser Zeit sei die Messe thematisch enorm in die Breite gegangen, aktuelle und relevante Themen seien kaum verfolgt worden. Neben Baumaschinen fanden Besucher nun auch Spielwaren und allerhand andere Dinge auf der Messe vor, die keinen reinen Fachbezug mehr aufwiesen. Eine Problematik, die zunehmend dazu führte, dass die Messe ihren Stellenwert als zentraler Anlaufpunkt für die norddeutsche Bauwelt zu verlieren drohte.
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Messen und Veranstaltungen
Führte die Messe nach der Wende ins 21. Jahrhundert: Peter Iwersen. Foto: Petersen

Für die frisch gegründeten Hallenbetriebe Neumünster und ihren damaligen Geschäftsführer Peter Iwersen habe es genau zwei Möglichkeiten gegeben, erinnert sich dessen Sohn: Mit ansehen, wie die Messe immer mehr an Gewicht verliert, oder sie komplett zu übernehmen und wieder auf fachliche Beine zu stellen. Als sich Georg Merz schließlich aus Altersgründen zurückziehen wollte, nutzten die Hallenbetriebe die Chance, die Messe in die eigenen Hände zu nehmen. Kein leichtes Unterfangen für ein städtisches Unternehmen, wie Dirk Iwersen betont. Nichtsdestotrotz habe man die Stadtväter schließlich überzeugen können und 1996 die NordBau übernommen.In jeglicher Hinsicht sei die Neuausrichtung der NordBau voll und ganz gelungen, bekräftigt Messedirektor Wolfgerd Jansch. Als Gesellschafter trat nun die Stadt Neumünster auf, die auch den Aufsichtsrat bestimmte. Da die Veranstalter jedoch von Anfang an eine rein politische Besetzung umgehen wollten, wurden bewusst auch Vertreter aus der regionalen Wirtschaft mit einbezogen. Mit frischen Ideen und unter Einbeziehung der Kommunen sowie aller wichtigen Baufachverbände im norddeutschen Raum sei es Peter Iwersen schnell gelungen, die NordBau sowohl organisatorisch als auch inhaltlich wieder auf eine fachliche Basis zu stellen und die Messe so ins 21. Jahrhundert zu führen.Ein nicht unwesentlicher Schritt auf diesem Weg: Seit 1998 widmet sich die NordBau Jahr für Jahr wechselnden Sonderthemen aus dem Hoch- und Tiefbau, die sich an aktuellen, relevanten Sachverhalten aus dem Baugeschehen bzw. den Bedürfnissen der beteiligten Akteure orientieren. Hierbei beweisen die Messeorganisatoren stets ihr Gespür für aktuelle Trends und Erfordernisse. Zusammen mit dem Sentinel Haus Institut widmete sich die NordBau bspw. als erste Messe dem "Wohngesunden Bauen" – ein Thema, das bei der Projektvergabe heute eine bedeutende Rolle spielt und in der Folge von vielen anderen Veranstaltungen ebenfalls aufgegriffen wurde.Besonders stolz ist man in Neumünster auch auf die messeeigene Nachwuchsinitiative. Zusammen mit verschiedenen bauwirtschaftlichen Verbänden führte die NordBau 2012 erstmals die Aktion "Faszination Bauberufe nordjob Bau" durch. Dabei bietet die Fachmesse jungen Menschen Einblicke in die Baubranche und läd zu vorab terminierten sowie spontanen Beratungsgesprächen mit den Ausbildungsbetrieben, Ausbildungsstätten, Hochschulen und Kammern ein. Tausende Schüler nutzen seitdem jedes Jahr die Gelegenheit, mit Arbeitgebern aus der Baubranche ins Gespräch zu kommen und sich über die verschiedenen Berufsperspektiven in diesem Bereich zu informieren. Ein Konzept, das aufging, wie auch im weit entfernten München schnell auffiel. Mit freundlicher Genehmigung der NordBau führt nun auch die weltgrößte Baumaschinenmesse bauma ein ähnliches Programm mit denselben Dienstleistern durch.

Auf der NordBau redet man miteinander
Auf die Frage, was das Geheimrezept der NordBau sei, entgegnet Dirk Iwersen schlicht und einfach: "Authentizität!" Auch wenn man sich gerade in der Organisation der Messe nach 96 deutlich kaufmännischer ausgerichtet habe, sei die Veranstaltung als solche in erster Linie noch immer eine Kontaktbörse und keine Verkaufsveranstaltung per se. Der noch von seinem Vater geprägte Slogan "Hier redet man miteinander" habe nach wie vor Geltung. Wichtig ist den Organisatoren dabei, einen möglichst guten Mix verschiedener Akteure auf der NordBau an einem Tisch zusammen zu bringen. Nicht nur Kunden und Hersteller, sondern auch Vertreter aus Politik, Verbänden und gänzlich neutralen Institutionen, bei denen der Messebesucher sich unabhängig von jedweden Verkaufsabsichten informieren könne.Dass es Jahr für Jahr gelinge, dies zu bewerkstelligen, liegt nach Ansicht von Wolfgerd Jansch insbesondere an dem erstklassig funktionierenden Netzwerk innerhalb Schleswig-Holsteins. Das Zusammenspiel zwischen Ministerien, Landesregierung und Wirtschaft sei beispielhaft, so der Messedirektor. Nur so sei es möglich, jedes Jahr die richtigen Partner zu finden, um gemeinsam mit diesen aktuelle Themen umfassend und praxisnah zu beleuchten. Dass diese Themen meist zielgenau den Nerv der Branche treffen, liege auch daran, dass Gespräche nicht nur während der Messe geführt werden. "Wir stehen das ganze Jahr über in Kontakt mit den Ausstellern und Verbänden", sagt Jansch. Nur so könne man sich einen umfassenden Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen sowie die Bedürfnisse der Branche verschaffen. Auch das umfangreiche Kongressprogramm auf der NordBau rund um die jeweiligen Sonderthemen sei ein Ergebnis dieses kontinuierlichen Kommunikationsprozesses. Mittlerweile finden jedes Jahr etwa 40 Veranstaltungen mit rund 4000 Teilnehmern auf der Messe statt – davon sind ca. zwei Drittel anerkannte Fortbildungsveranstaltungen der Architekten- und Ingenieurkammer.Dass das Konzept der Veranstalter aufgeht, ist nicht zuletzt auch daran zu sehen, dass sich die NordBau als eine der wenigen Messen im Baubereich kaum gezwungen sieht, sich auf einen bestimmten Teilbereich bzw. eine bestimmte Zielgruppe zu spezialisieren. Von der Baumaschine bis zum Baustoff finden die Messebesucher hier alles, was für sie von Relevanz ist. Ohnehin seien die Schnittmengen meist groß, so Jansch. So gilt die NordBau heute nicht nur als zentraler Treffpunkt der norddeutschen Baumaschinenhändler, sondern auch als größte Plattform für Klinker und Verblender in der Region. Voraussetzung dafür, dass ein solcher Mix aufgeht, ist allerdings auch, dass die Messe alle ihre Besucher ernst nimmt. Nicht nur der reine Fachbesucher ist hier gern gesehen, sondern auch der interessierte Laie. "Die NordBau ist für jeden, der baut oder wohnt", fasst es Dirk Iwersen kurz und prägnant zusammen. Sie sei letztlich eine Messe der Anwender und Nutzer. Hinter jedem Architekten stehe immer auch ein Immobilienbesitzer, der "Profi auf Zeit", wie Jansch und Iwersen es nennen. Er sei letztlich der Entscheidungsträger. Entsprechend sehe man sich in der Pflicht, gerade ihm die vielfältigen Möglichkeiten am Bau aufzuzeigen.
Keine Expansion um jeden Preis
Bei der Frage nach dem übergeordneten Ziel ihrer Bemühungen, sind sich Jansch und Iwersen einig: "Qualitatives Wachstum". Neue Inhalte, neue Partner, neue Aussteller oder eine Aufwertung der gegebenen Modalitäten, wie sie bspw. in den letzten Jahren durch den Bau des neuen Forums auf dem Gelände der Holstenhallen stattfand. Darüber hinaus gehende Expansionsgedanken hegen die Veranstalter nicht. "Größer zu werden verändert auch immer den Charakter einer Messe", sagt Dirk Iwersen. "Die NordBau hat sich in der Größe, die sie heute hat, bewährt. Hier kann man noch miteinander reden, und das ist uns wichtig." Wichtig sei vor allem, den Prozess der kontinuierlichen Themenfindung nicht abbrechen zu lassen. Vergrößert hat sich hingegen das Einzugsgebiet des an der NordBau interessierten Publikums. Bereits seit 40 Jahren gedeiht vor allem die Beteiligung der skandinavischen Länder an der NordBau. Allein die lokale Nähe habe dies sinnvoll erscheinen lassen, meint Iwersen. Geografisch gesehen liege Schleswig-Holstein an einem Knotenpunkt zahlreicher Bauthemen. Der Fehmarnbelt-Tunnel sei dabei nur eines von vielen spannenden Projekten, die einen Austausch zwischen den verschiedenen Ländern auf der NordBau so fruchtbar machen.

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