"Alles aus einer Hand"

Aus vulkanischem Gestein Produktwelten aufgebaut

von: Ebba Stoffregen
Jasto Leichtbeton
Nachdem der Oberboden beiseite geschoben ist, wird der Rohstoff oberflächennah abgebaut und direkt zum Werk gefahren. Nach dem Abbau wird die Fläche rekultiviert. Leichte Höhenversprünge zeichnen sich im Landschaftsbild ab und lassen den Bims-Abbau erkennen. Fotos: Stoffregen
Jasto Leichtbeton
Nachdem der Oberboden beiseite geschoben ist, wird der Rohstoff oberflächennah abgebaut und direkt zum Werk gefahren. Nach dem Abbau wird die Fläche rekultiviert. Leichte Höhenversprünge zeichnen sich im Landschaftsbild ab und lassen den Bims-Abbau erkennen. Fotos: Stoffregen

OCHTENDUNG. - Vor ca. 13.000 Jahren entstanden in der Eifel durch den Laacher Vulkanausbruch gewaltige Bimsablagerungen. Seit dem 19. Jahrhundert bilden sie die Grundlage für die Bimsindustrie im Neuwieder Becken. Auch die Jakob Stockschläder GmbH & Co.KG (kurz: Jasto) nutzt in vielfältiger Weise das vulkanische Gestein, wie auf einer zweitägigen Pressefahrt deutlich wurde. Geschäftsführer Ralf Stockschläder, Sohn des Firmengründers, und Verkaufsleiter Arno Kirst, hatten zum Jasto-Hauptsitz nach Ochtendung geladen, um über den Baustoff und das Unternehmen zu informieren. Ein Besuch des Bims-Museums in Kaltenengers sollte als Einstieg in das Thema dienen. Unweit des Jasto-Firmensitzes hat der Förderverein "Kulturelles Erbe der Bimsindustrie e. V." das Museum im letzten Jahr eröffnet, um die Geschichte der Bimsindustrie zu vermitteln. Dieter Heller, Geschäftsführer des Vereins und Geschäftsführer des Bundesverbands Leichtbeton e. V. mit Sitz in Neuwied, führte die Journalisten durch die Ausstellung der Bimssteinproduktion – von den Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts und dem "Steine kloppen" auf Klopftischen bis hin zur maschinellen Fertigung. Heller präsentierte zudem den neuen Nachhaltigkeitsbericht des Verbandes und verwies auf die ökologischen Qualitäten von Leichtbeton, der per Definition unterhalb einer Trockenrohdichte von 2000 kg/m³ liegt und bei dem unter anderem Bims als Zuschlagstoff verwendet wird. Insbesondere beim Energiebedarf zur Herstellung (Primärenergiebedarf) liege Leichtbeton deutlich vor allen anderen Mauerwerks-Gattungen, so Heller. Leichtbeton-Produkte werden im Hochregallager luftgetrocknet. Beim Abbinden des Betons entsteht Abwärme (Hydratationswärme), die das Trocknen unterstützt. Energieintensives Trocknen und Brennen der Steine entfällt damit. Bei Zugabe von bspw. konventionellem Zement als Bindemittel würden Leichtbeton-Vollsteine bei der Herstellung pro Kubikmeter Baustoff 633 MJ benötigen und damit im Vergleich zu anderen Mauerwerks-Gattungen nur rund 25 bis 50 % Energie.

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Zur Ökobilanzierung zählt der gesamte Lebenszyklus und damit unter anderem auch die Rohstoffgewinnung. In Deutschland wird Bims ausschließlich im Gebiet des Laacher Sees abgebaut dessen vulkanischer Ursprung noch heute in Form von Ausgasungen zu sehen ist. Im Neuwieder Becken zwischen den Städten Andernach und Koblenz lagert er oberflächennah und wird im Tagebau abgetragen. "Ein weiterer ökologischer Vorteil: Wir schieben den Oberboden beiseite, fördern die Bimsschicht und rekultivieren die Fläche wieder, ohne dass Biotope oder das Landschaftsbild stark beeinträchtigt werden", so Geschäftsführer Stockschläder, der gleichfalls Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes Leichtbeton e. V. ist. Da sich die Bimsindustrie rund um den Rohstoff angesiedelt habe, seien zudem die Transportwege kurz, was sich gleichfalls positiv auf die Ökobilanz auswirke, ergänzte Verkaufsleiter Kirst. Der rheinische Bims hat ein Porenvolumen bis zu 85 % und ist damit leichter als Wasser. Je nachdem, wie Kornfraktion und Zementleim zusammengesetzt sind, kann durch eine Sieblinie mit unterschiedlichen Korndurchmessern ein haufwerksporiger Leichtbeton mit eingeschlossenen Luftkammern bspw. für hochwärmedämmende monolithische Außenwände im Wohnungsbau gefertigt werden. Ein gefügedichter Leichtbeton, bei dem die Hohlräume mit Zementleim verkittet sind, ist je nach Zusammensetzung für schalldämmende Steine oder für Steine mit hohen Festigkeiten für den mehrgeschossigen Wohnungsbau geeignet. Mit allen Varianten arbeitet heute auch das Unternehmen Jasto.

Jasto Leichtbeton
Arno Kirst (l.), Jasto Verkaufsleiter, und Dieter Heller, Geschäftsführer des Vereins "Kulturelles Erbe der Bimsindustrie e. V. und Geschäftsführer des Bundesverbands Leichtbeton e. V., führten durch das Bims-Museum und zeigten an einer der ersten Stationen die Klopftische. Hier wurde früher das Bimskalkgemisch in einer Form festgeklopft und der "handgemachte" Stein zum Härten in ein Trockenregal gelegt.
Jasto Leichtbeton

Als der 19-jährige Jakob Stockschläder 1949 sein Unternehmen gründete, produzierte er bereits per Handschlagmaschine Mauersteine. Die Maschine wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden und erlaubte erstmals die Produktion von acht Steinen im Standardformat 2 DF auf einmal. Mit dem Bau einer vollautomatischen Produktionsanlage erhöhte der junge Unternehmer dann nochmals die Produktionskapazität. "Anfang der 80er Jahre hat mein Vater die Jasto Bauwelt mit den Mauersteinen bereits um Kaminsteine erweitert und damit die Kaminwelt aufgebaut", erklärte Ralf Stockschläder. 1990 optimierte der Firmengründer die Rohstoffaufbereitung in Hinblick auf Sieblinien und spezifisches Gewicht durch den Bau einer Bimswaschanlage und schuf so die Grundlage für die Produktion von hochwärmedämmendem Mauerwerk. Sieben Jahre später übernahm Ralf Stockschläder den Betrieb von seinem Vater. "Alles aus einer Hand" sollte nicht nur ein neues Motto sein, sondern auch den sich abzeichnenden Marktveränderungen Rechnung tragen. Er entschied, den Mauersteinbereich um komplette Schornsteinsysteme sowie Produkte für den GaLaBau-Bereich zu erweitern – die Bau-, Kamin- und Gartenwelt wurden auf- und ausgebaut.

Heute produziert Jasto auf dem 300000m² großen Firmengelände unterschiedliche Betonsteine für den GaLaBau – vom Rechteckpflaster, Polygonalplatten über Palisaden bis hin zu Bruchsteinen für Gartenmauern. Die GaLaBau-Welt umfasst 1500 verschiedene Produkte. "Unsere Betonpflaster-Produkte aus der Gartenwelt werden z. B. durch unsere vollautomatische Kugelstrahlanlage veredelt", so Kirst. Erst in diesem Jahr habe Jasto zudem eine Anlage entwickelt und in Betrieb genommen mit der beim Vorsatzbeton Farbnuancierungen in drei Farben umgesetzt werden könnten – eine eigene Entwicklung. Auch eine Gartenmauer-Veredelungsanlage sei seit diesem Jahr in Betrieb, die das Fräsen, Polieren und Curlen (Bürsten) von Mauern für den GaLaBau-Bereich erlaubt. Farbnuancen, leicht profilierte Oberflächen mit rustikaler Natursteinoptik und profilierte Kanten durch Kolleranlage (Alterungsanlage) würden keine Wünsche offen lassen.

Jasto Leichtbeton
Jasto Leichtbeton
Mit der Mauerstein-Produktion aus Rheinischem Bims startete der erst 19-jährige Jakob Stockschläder 1949. Arno Kirst zeigte den Pressevertretern die Anfang des 20. Jahrhunderts erfundene Handschlagmaschine mit der auch Jakob Stockschläder begann.

Meilenstein in der Bau-Welt sei vor allem die Entwicklung des patentgeschützten Z-Plansteins, ergänzte Stockschläder. Der 2009 auf den Markt gebrachte Stein zeichne sich durch seine besondere Geometrie aus, die den direkten Wärmedurchgang verhindere. Dank versetzt angeordneter Fugen, leichter Zuschlagstoffe aus Rheinischem Bims und integrierter Polyurethan-Dämmstofffüllung, sei der Bau hochwärmedämmender Außenwände möglich. Bei einer Wandstärke von 36,5 cm werde ein U-Wert von 0,18 W/m²K erreicht und damit eine sehr gute Wärmedämmung. Insgesamt biete die Z-Stein-Produktpalette Steine mit unterschiedlichen Wärmeleitzahlen und Festigkeitsklassen für vielfältige bauphysikalische Anwendungen. Gleichfalls wurde in Ochtendung das erst Anfang dieses Jahres vorgestellte Vormauer-Dämmsystem (VMDS) gezeigt, das einen Lambda-Wert von 0,055 W/(mK) erreicht. Damit würde sich der U-Wert bspw. eines Gebäudes aus den 60er Jahren mit 30 cm dickem Jasto-Klassik Leichtbetonmauerwerk auf EnEV-gerechte 0,20 W/ (m²K) steigern lassen. Es sei vorwiegend für die Sanierung gedacht, eigne sich aber auch für den Neubausektor beispielsweise dann, wenn eine zweischalige Konstruktion gefordert sei. Die Mauerwerks-Welt umfasse ca. 400 verschiedene Produkte, die wie das gesamte Portfolio ausschließlich über den Baustofffachhandel vertrieben würden. Rund 18 Mio. Euro Umsatz habe Jasto 2014 verzeichnet, wobei deutlich über die Hälfte des Umsatzes durch die Bau-Welt erzielt werde. Bis dato seien mit Jasto-Produkten Wohnraum für mehr als 140.000 Familien geschaffen worden. Gefolgt von der Garten-Welt mit einem Umsatzanteil von ca. 35 % seien insgesamt alle drei "Welten" wichtige Standbeine des Unternehmens und für den Erfolg verantwortlich. "Wir sind Vollsortimenter. Alle Produkte für Flächen rund ums Haus und den Rohbau kommen aus einer Hand", so Stockschläder. Das erleichtere dem Baustoffhändler die Logistik, dem Architekten die Planung, dem Bauunternehmer die Baustellensteuerung und dem Bauherren die Finanzierung.

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