Auf engstem Raum

Kanal bei laufendem Verkehr verlegt

HEIDELBERG (ABZ). - Das öffentliche Kanalnetz in Deutschland hat laut Statistischem Bundesamt eine Gesamtlänge von 486 159 km. Immer öfter allerdings können die Kanalrohre das anfallende Regenwasser nicht mehr auffangen. Das liegt an stärker werdenden Niederschlägen und der sich immer weiter ausbreitenden Bodenversiegelung, aber auch daran, dass die Rohre Alterserscheinungen aufweisen. So ist es auch im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen. In der Peterstaler und Wilhelmsfelder Straße sollte bis 2012 aufgrund hydraulischer Überlastung und wasserrechtlicher Vorgaben der Abwasserkanal vergrößert und bestehende Regenüberläufe außer Betrieb genommen werden. Die Gesamtstrecke beträgt 1,8 km. Gearbeitet wird bei laufendem Verkehr. Das stellt die ausführende Arge, bestehend aus der Reif Bauunternehmung GmbH & Co. KG mit Sitz im deutschen Rastatt und der K-Boringen N.V. aus dem belgischen Hasselt vor eine besonders anspruchsvolle Aufgabe.

Durch die Peterstaler und Wilhelmsfelder Straße fließt ganztags der Lkw- und Pkw-Verkehr. Um übermäßige Verkehrseinschränkungen oder lange Staus während der Maßnahme zu vermeiden, sind die Längen der Bauabschnitte auf ein Mindestmaß begrenzt. Eine Vollsperrung oder Umleitung in Teilabschnitten ist tabu. Ursprünglich war geplant, so der Abwasserzweckverband Heidelberg, der zusammen mit den Stadtwerken Heidelberg Auftraggeber ist, die Bauabschnitte auf 100 m zu beschränken. Doch aufgrund eines Verbesserungsvorschlags der Baufirma Reif wurden die Abschnitte auf 200 m ausgedehnt. Überzeugt hat folgendes Argument: Hierdurch lässt sich die Bautechnik wesentlich vereinfachen und die Abschnitte können gegenüber der ursprünglichen Planung beschleunigt abgewickelt werden. Die Straßenbreite ist das eigentliche Problem bei den Kanalarbeiten. Auf beiden Seiten der Peterstaler und Wilhelmsfelder Straße befindet sich eine dichte Randbebauung. Baustellenampeln regeln die Durchfahrt. Ist das jeweilige Baufeld fertig, wandert die Baustelle weiter. Damit die Bauzeit möglichst kurz bleibt, wird in mehreren Baugruben gleichzeitig gearbeitet, soweit dies ohne allzu große Beeinträchtigung des Verkehrs möglich ist.

Um diese Baumaßnahme bewältigen zu können, wurde von der Baufirma Reif eigens ein neuer Cat-Kurzheckbagger 328DLCR bei der Zeppelin-Niederlassung Böblingen angeschafft. Die Baumaschine – das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Caterpillar und Zeppelin – ist eigentlich für den Tunnelbau konzipiert, wo harte Einsatzbedingungen und enge Platzverhältnisse aufeinander treffen.

Die Kanalbaustelle in Heidelberg wartet mit einer vergleichbaren Situation auf: Die Ortsdurchfahrt von Ziegelhausen, die halbseitig wegen der Baustelle gesperrt wird, bietet gerade einmal 6 m Platz. Wie eng es hier zugeht, zeigt sich, wenn der Verkehr auf Kommando eines Einweisers auf der Baustelle anhalten muss. Denn erst dann darf der Bagger schwenken. Auf solche Verhältnisse ausgerichtet ist der 39 t schwere Bagger, der mit dem Platz eines 27 t schweren Geräts auskommt, aufgrund seines speziell konstruierten Auslegers und seiner kompakten Bauweise mit einem Heckschwenkradius von nur 1,90 m. Das besonders kurz konstruierte Heck ragt auch bei querstehendem Oberwagen kaum über das Laufwerk hinaus - was nicht nur für deutlich weniger Schäden im Heckbereich sorgt, sondern auch die Sicherheit auf der Baustelle erhöht. "Die Kurzheck-Bauweise bei einem Bagger ist zukunftsorientiert. Kanalarbeiten unter beengten Verhältnissen durchzuführen, wird in den nächsten Jahren immer mehr ein Thema werden", ist Gerd Rosenfelder, Polier bei Reif, überzeugt.

Generell kann Zeppelin die Baumaschine mit verschiedenen Auslegern und Arbeitsausrüstungen liefern. Auf der bauma 2010 präsentierte Zeppelin beispielsweise die Maschine mit einem selbst entwickelten, speziell für europäische Tunnelprofile ausgelegten und für niedrige Arbeitshöhen konstruierten, verkürzten Tunnelausleger. Mit diesem Ausleger kann das Gerät bereits ab einer Tunnelhöhe von 4,80 m eingesetzt werden. Außerdem erreicht die Maschine schon bei 5,50 m Arbeitshöhe fast den vollen Vorschub von 2,30 m. Auch auf der diesjährigen bauma wird das Unternehmen mit diversen Neuheiten und bewährter Baumaschinentechnik vertreten sein. Besucher der Messe finden die Zeppelin Baumaschinen GmbH in Halle B6, Stand Nr. 106/406.

Auf einen maßgeschneiderten Tieflöffelausleger baut auch das Unternehmen Reif – es hat sich für einen 4 m langen Stiel entschieden. Mit dem Kurzheckbagger müssen Rohre mit einem Durchmesser von 1600 und 1800 mm sowie einem Gewicht von bis zu 6,5 t angehoben und verlegt werden. Diese muss der Baggerfahrer Roland Sell im Kanal in 4 bis 6 m Tiefe wieder ablassen.

Die Maßnahme ist in drei Bauabschnitte aufgeteilt. Von den drei Bauabschnitten werden zwei Abschnitte (BA 1 und BA 3) mit einer Länge von 1,3 km in offener Bauweise vom Unternehmen Reif und ein Abschnitt (BA 2) von rund 500 m in geschlossener Bauweise von der Firma K-Boringen N.V. hergestellt.

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