Außergewöhnliches Wohnen im sanierten Denkmal

Moderner Anbau ergänzt denkmalgeschützten Gebäudekomplex

Baustoffe
Das denkmalgeschützte, im Stil der Neurenaissance erbaute ehemalige Gasthaus Frauenbrünnl aus dem Jahre 1867 nach seiner Generalsanierung. Nach vielen Jahren des Leerstandes, in der die Bausubstanz zusehends verfiel, wird das dreigeschossige Gebäude wieder als Wohngebäude genutzt. Fotos: Schlagmann Poroton

Straubing (ABZ). – Im denkmalgeschützten, Ende des 18. Jahrhunderts erbauten, ehemaligen "Gasthaus Frauenbrünnl" in Straubing ist wieder Leben eingekehrt. Nach vielen Jahren des Leerstandes, in denen die alte Bausubstanz im Stil der Neurenaissance zunehmend verfiel, wird das dreigeschossige Gebäude seit Frühjahr 2015 erneut als Wohngebäude genutzt. Bevor die Räumlichkeiten bezugsreif waren, wurden sie komplett saniert, umgebaut und energetisch mit einer Innendämmung aus Poroton-WDF ertüchtigt – gleichzeitig wurden sie um einen kubischen Flachbau erweitert. Der eingeschossige Anbau in Ziegelbauweise mit Poroton-T8 ergänzt nach Fertigstellung den Gebäudekomplex, in dem nun eine vierköpfige Familie lebt.

Die Türme sind von Weitem sichtbare Wahrzeichen der niederbayerischen Donaustadt Straubing und jeder dieser Türme erzählt ein Stück Stadtgeschichte. Zwei davon – polygonale Ecktürme – gehören zu dem langgestreckten Mansardwalmdachbau, der schon im 19. Jahrhundert das sogenannte Gasthaus Frauenbrünnl beherbergte. Im Kern ist das Gebäude weit älter; Teile der Grundmauern sind Überreste einer Bastion, einer früheren Verteidigungsanlage. Der darauf errichtete ursprüngliche Bau entstand bereits 1787 und wurde bis ins 19. Jahrhundert als Jagdschlösschen genutzt. 1867 erfuhr es die Überformung mit der auch heute erhaltenen Fassade und der stilistischen Formensprache der Neurenaissance. Genutzt wurde es dann lange Zeit als Gasthaus mit Biergarten. Nach der Schließung des traditionellen Gasthofs stand das am Rande des Stadtparks gelegene Gebäude jedoch jahrelang leer. Es geriet in Verfall und Vergessenheit; die Außenanlagen verwilderten zunehmend.

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Zwei rechteckige Wasserbecken markieren durch ihre Positionierung die Grenze zwischen Alt- und Neubau.

Die Feuchtigkeit, die durch den unbeheizten Leerstand die Bausubstanz gefährdete, stellte eines der größten Probleme dar. Sie drohte den denkmalgeschützten Ziegel-Massivbau dauerhaft zu ruinieren. Die Rettung fand sich 2013 mit einem Straubinger Ärztepaar, das das Anwesen kaufte und zusammen mit dem beauftragten Architekturbüro Pielmeier, ebenfalls aus Straubing, das herausfordernde Wagnis einer Denkmal-Sanierung einging. Im Oktober 2013 konnte mit der Sanierung, dem Um- und einem Anbau begonnen werden. Eine sorgfältige Planung im Vorfeld trug entscheidend zum Erhalt der Bausubstanz bei. Zusammen mit den Architekten entschieden sich die Bauherren bei der essentiellen Wahl des dämmenden Materials für perlitgefüllte Poroton-WDF-Ziegel.

Der energetische Umbau einer historisch erhaltenswerten Fassade, wie in diesem Fall, bringt besondere Herausforderungen an Planer und Ausführende mit sich. Eine Außendämmung war eben deshalb aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Eine Innendämmung stellte eine sinnvolle Alternative dar. Es sollte aber eine nachhaltige, hochwertige und vor allem dampfdiffusionsoffene Innendämmung eingebaut werden, die zudem auch den statischen Anforderungen gewachsen ist.

Mit den perlitgefüllten Poroton-WDF-Ziegeln war die optimale Dämmung gefunden. Die mineralische, massive Vorsatzschale vereint die Vorteile einer kapillaraktiven Ziegelschale und einer diffusionsoffenen, wärmedämmenden Perlite Füllung. Sie gehört damit zu den diffusionsoffenen, Kondensat tolerierenden Innendämmsystemen. Diese sind in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen, vorübergehend zu verteilen und zeitverzögert bei Entspannung der Situation wieder abzugeben. Dadurch wird die Anreicherung von Feuchtigkeit im Mauerwerk vermieden und Schaden langfristig abgewendet. Die optimale Feuchtepufferung schafft so im Innenraum ein angenehmes Raumklima. Durch die Auswahl des von natureplus zertifizierten Baustoffs erhielten die Bauherren ein baubiologisch einwandfreies, emissionsarmes und wohngesundes Dämmsystem. Auch bei einer vorhandenen Durchfeuchtung der Bestandskonstruktion kann das System eingesetzt werden, dies bedarf jedoch vorab einer eingehenden, fachmännischen Prüfung.

Die vorhandene Außenwandkonstruktion, die hier aus einem Ziegelmauerwerk in einer Dicke von 45 bis 65 cm besteht, wurde mit Poroton-WDF als Innendämmung auf einer Fläche von rund 260 m² gedämmt. Dafür wurden die Ziegel an der Innenseite der Außenwand – in 120 bzw. 180 mm Breite je nach vorliegender Mauerwerksdicke – einfach und sicher im Dünnbettmörtelverfahren hoch gemauert, anschließend verputzt und gestrichen.

Zuvor wurden jedoch die Außenwände im Erdgeschoss, die stellenweise stark durchfeuchtet waren mit einer mechanischen Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit versehen. Hinzu kam in diesem Bereich auch eine neue Bodenplatte.

Um die Konstruktion zusätzlich sicher vor Schlagregen zu schützen, wurde der bestehende, schadhafte Putz an der Außenwand komplett entfernt und ein neuer Kalk-Zement-Leichtputz denkmalgerecht aufgebracht. Ein weiteres Argument für die WDF war auch der hohe Brandschutz, den der Ziegel naturgemäß bietet. Gleichzeitig garantiert die Stabilität der Ziegelschale die geforderte Druckfestigkeit.

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Die Außenwandkonstruktion aus 60 cm Vollziegel wurde mit Poroton-WDF als Innendämmung auf einer Fläche von ca. 260 m² gedämmt. Gründe für den Einsatz der WDF waren u. a. die denkmalgeschützte Fassade sowie die durch den Leerstand durchfeuchteten Wände, weshalb im Erdgeschoß zuvor der Einbau einer horizontalen Feuchtesperre durchgeführt wurde.

Im weiteren Bau- und Sanierungsablauf wurden schadhafte Hölzer der Dachkonstruktion ausgewechselt, das Dach insgesamt statisch verstärkt und mit Biberschwanz-Ziegeln neu gedeckt. Da der bis zum Umbau nicht bewohnbare, ungedämmte Dachstuhl mit Mansarddach zukünftig als Wohnraum genutzt werden sollte, entschieden sich Bauherren und Architekten für die hierfür energetisch sinnvolle Sanierung mittels Aufsparrendämmung mit Mineralwolle. Die alten Holzfenster wurden gegen denkmalgerechte Holzfenster nach historischem Vorbild mit Isolierverglasung ausgetauscht. Im Inneren des historischen Gebäudes wurde der Grundriss nach den Wünschen und Ansprüchen der vierköpfigen Familie verändert, es wurden neue Wände in Trockenbauweise errichtet, die Gestaltung wird auch hier von ökologischen Naturmaterialen, wie Holzdielen- und Natursteinböden bestimmt.

Kontrastierend zu dem charmanten historischen Flair des straßenseitigen denkmalgeschützten Altbaus erfolgte nach Norden hin ein moderner Flachdach-Anbau mit Gründach und einer Schieferverkleidung der Fassade. Große, bodentiefe Fensterflächen, die die Grenze zwischen Innen- und Außenraum verschwinden lassen, charakterisieren den Bau in Ziegel-Massivbauweise. Von Beginn an war klar, dass für den Anbau monolithisches Mauerwerk, ohne zusätzliche Außendämmung gewünscht war. Auch hier entschied man sich für hochwärmedämmende, massive und ökologische Poroton-Ziegel. Mit dem für den Neubau-Ziegel ausgewählten Poroton-T8 wurden sowohl die bauphysikalischen als auch die statischen Anforderungen bestens erfüllt. Die historischen Räume wurden, wenn überhaupt, zuvor nur mit wenigen Einzelöfen beheizt. Eine moderne, zeitgemäße Gas-Brennwerttherme mit Solarunterstützung übernimmt jetzt die Heiz-Aufgabe.

Der Baumbestand des ehemaligen Biergartens konnte in Abstimmung mit dem Umweltamt weitestgehend bleiben. Die Einfriedungsmauer des Geländes konnte ebenfalls nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden. Eine besondere Gestaltungsmaßnahme stellen die beiden rechteckigen Wasserbecken dar, sie markieren durch ihre Positionierung die Grenze zwischen Alt- und Neubau. Hof und Garten wurden mit weiten Terrassenflächen ebenfalls neu angelegt.

Der anspruchsvolle Spagat zwischen Denkmalpflege und zeitgemäßem Wohnkomfort ist in diesem Fall hervorragend gelungen. Nur wenn historische Häuser auch sinnvoll und dauerhaft genutzt werden, bleiben sie der Nachwelt erhalten. Das ehemalige Gasthaus Frauenbrünnl mit dem straßenseitig langgestreckten Bau und seiner wunderschön strukturierten, historischen Fassade erstrahlt neu in den bayerischen Landesfarben Weiß und Blau. Dabei wertet das sanierte Gebäude das Straßenbild des historisch geprägten Ortsteils Frauenbrünnl in Straubing deutlich auf.

Die Eigentümer ihrerseits erfreuen sich am außergewöhnlichen Wohnen und Leben im Umfeld eines repräsentativen und charmanten Altbaus ergänzt durch die Großzügigkeit eines Neubaus. Die Sanierung zeugt insgesamt von einem gelungenen, verantwortungsvollen Umgang mit einer historischen Bausubstanz.

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