Bauaussichten
Größte Herausforderung ist Suche nach Fachkräften
von: Marcus Nachbauer, Präsident Bundesverband Gerüstbau, Köln
2014 war voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es war ein ganz gutes Jahr für die Bau- und Gerüstbauwirtschaft.Während 2013 der Winter die Bauwirtschaft lange eingefroren hatte, was im restlichen Teil des Jahres mit einer heißen Aufholjagd ausgeglichen werden musste, war 2014 festzustellen: Winterfrei hat auch seinen Preis. Die Winterbaustellen konnten bereits zu Jahresbeginn ohne klimatische Zwangspause fertiggestellt werden. Zudem konnten viele Handwerker nicht glauben, dass die kalte Jahreszeit 2014 tatsächlich komplett ausfällt und die Bauaktivitäten begannen annährend so spät wir im Vorjahr. Dann hat die Gerüstbauwirtschaft schnell Fahrt aufgenommen und konnte das gute Niveau bisher halten. Das Preisniveau als Resultat von Angebot und Nachfrage ist ein verlässliches Indiz für die Geschäftslage. Die Preise für Gerüstarbeiten sind von August 2013 bis August 2014 um + 2,5 % gestiegen und bestätigen somit die gute Geschäftslage im Gerüstbaugewerbe.Seit September 2014 ist im Gerüstbau der zweite Mindestlohn in Höhe von 10,25 Euro allgemeinverbindlich eingeführt. Damit besteht wieder eine Stütze für einen fairen Preiswettbewerb im Gerüstbauer-Handwerk.Der Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), die Bundesregierung und der Sachverständigenrat (SVR) ("Wirtschaftsweisen") haben Ende 2014 für 2015 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Mittel ein Wachstum von 1,03 % vorhergesagt. Von dieser Entwicklung und den niedrigen Zinsen partizipiert das deutsche Bau- und Gerüstbaugewerbe. Durch die niedrigen Zinsen werden einerseits die Baufinanzierungen günstig und andererseits kostet das Sparbuch inzwischen "Geld", weil die Inflation höher als der Guthabenzinssatz ist, was den Trend zur Anlage in "Betongold" weiter aufrechterhält. Der Bereich Wirtschaftsbau ist neben dem Wohnungs- und öffentlichen Bau ein Teilbereich des Bauhauptgewerbes und umfasst den gewerblichen, industriellen und landwirtschaftlichen Bau. Andere Organisationen gehen davon aus, dass der Wirtschaftsbau das Umsatzvolumen von 2014 halten kann. Wir denken, dass dieses Marktsegment auch wegen der Energiewende unter Druck geraten wird und das Niveau nicht gehalten werden kann. Der DIHK, der SVR und das ifw (Institut für Weltwirtschaft, Kiel) sehen bei den Bauinvestitionen in 2015 im Mittel einen Zuwachs von ca. 1,9 %.Für das deutsche Gerüstbaugewerbe gehen wir von einem ähnlichen Wachstum in Höhe von 2,1 % aus. Die größte Herausforderung für die Gerüstbaubetriebe in 2015 ist daher vermutlich wieder nicht die Suche nach Aufträgen, sondern wie in vielen Nachbargewerken auch, die Suche nach den Fachkräften, die diese Aufträge ausführen können. Die Anforderungen an den Gerüstbauer steigen – gerade vor dem Hintergrund der Gesetzgebung zur Arbeitssicherheit – stetig. Qualifiziertes Fachpersonal ist also weiter dringend gefragt.Die Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und der Bundesverband Gerüstbau e. V. setzen sich diesbezüglich weiterhin für eine hochwertige Qualität der Ausbildung im Gerüstbauer-Handwerk ein, die ein großer Garant dafür ist, Fachpersonal an eine Branche zu binden. Bereits seit vielen Jahren wird in der Gerüstbaubranche erfolgreich die Aus- und Fortbildung tariflich gefördert. Darüber hinaus wurden in 2014 erste Tarifgespräche über einen erweiterten und verbesserten Ausbau dieser Förderung der Qualifizierung von Fachpersonal für die Branche geführt, die in 2015 fortgeführt werden.Neben ihrer Mitwirkung an der Förderung einer attraktiven Aus- und Fortbildung bieten Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und Bundesverband Gerüstbau e. V. zusammen mit dem Güteschutzverband Stahlgerüstbau e. V. seit vielen Jahren ein vielfältiges Angebot an Fortbildungsveranstaltungen an. Der große Zuspruch bei diesen Veranstaltungen bestätigt uns, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.
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