BMWi-Mittelstandstag

Spezialschutzglas für den Denkmalschutz enthüllt

So wie hier im Schloss Oranienbaum fügen sich aufwendig restaurierte eichene Fenster in das Bauwerksensemble ein. Die Innovation der Wiesenburger Tischlerei ermöglicht es, die UV-Schutzgläser bei höchster Funktionalität dem historischen Vorbild anzupassen. Foto: Spatzier

Berlin (ABZ). – Mit rund einem Dutzend Neuheiten allein aus dem Bauwesen wird der diesjährige Innovationstag Mittelstand in Berlin erneut zum Treffpunkt für Industrieforscher sowie künftige Anwender und Nutzer mit Fördermitteln entwickelter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen.

Auf dem Technik-Open Air am 2. Juni hat auch ein Schatten spendendes Sicherheitsfenster speziell für denkmalgeschützte Gebäude Weltpremiere. Die inzwischen zum Patent angemeldete Neuheit aus dem brandenburgischen Wiesenburg sorgt dafür, dass gleißende Sonne im Inneren von Kirchen, Schlössern und Museen die historischen Anstriche, Tapeten, Fußböden oder Möbel nicht beschädigt. Entwickelt von der Tischlerei Spatzier, gehören die UV-Fenster zu den mehr als 200 Zeugnissen mittelständischen Erfindergeistes, die auf dem Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu sehen sind. Das abgestimmte Programmportfolio, mit dem das Ministerium innovationswillige mittelständische Unternehmen unterstützt, wird derzeit im Rahmen einer bundesweiten Roadshow "Von der Idee zum Markterfolg – Innovationsprogramme für den Mittelstand" vorgestellt, die mit dem Innovationstag ihren Abschluss findet.

Die meisten Exponate, wie im Fall des Schutzglasverbundes aus dem familiengeführten Handwerkunternehmen (www.tischlerei-spatzier.de), wurden über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert. Allein für Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bauwesen bewilligte das Ministerium aus diesem Fördertopf von Anfang 2015 bis Ende März 2016 rund 45 Mio. Euro. Mit einem aktuellen Jahresbudget von über 540 Mio. Euro verhilft das ZIM jährlich mehreren Tausend Ideen aus dem Mittelstand zum Durchbruch. Die Unternehmen loben dabei besonders die Branchen- und Technologieoffenheit sowie die vergleichsweise geringen bürokratischen Hürden. Auch die Möglichkeit, dank verschiedener Programmsäulen bedarfsabhängig zwischen einzelbetrieblichen oder kooperativen Vorhaben mit Partnerunternehmen und der Wissenschaft sowie der Unterstützung von Firmennetzwerken wählen zu können, wird geschätzt. Transnationale Kooperationsvorhaben werden im ZIM besonders unterstützt. Seit Programmstart Mitte 2008 wurden für über 30.000 Vorhaben mehr als 4 Mrd. Euro bewilligt.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Bauleitung (a) im Bereich Grünplanung, Freiburg  ansehen
Staatlich geprüfte*r Bautechniker*in (m/w/d) für..., Halstenbek  ansehen
Ingenieur*in / Geolog*in im Bereich Bodenschutz, Elmshorn  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Neuartige Sandwichplatten sollen bei einer Explosion Druckwellen abfangen. Foto: SMK Ingenieure

Das gegen UV-Strahlen schützende Fenster kann den ultravioletten Anteil des Sonnenlichts dauerhaft zuverlässig und in einem größeren Wellenbereich als bisher möglich absorbieren. Gegenüber herkömmlicher Bauweise mit Klebefolien werden jetzt bei der Fertigung ein Basis- und ein Schutzglas mit einem lichthärtenden Acrylat verklebt, in das der UV-Absorber eingebettet ist. Mit einer Kleberschicht von weniger als 1 mm können Gläser unterschiedlicher Dicke und Oberflächenbeschaffenheit sicher und spannungsarm verbunden werden. Das Produkt ist dadurch dünner als bisherige Scheiben aus industrieller Fertigung und passt so besonders gut in historische Fensterrahmen.

Glastafeln können nach Kundenwunsch in unterschiedlichen Formen und Größen angefertigt, aber auch im Nachhinein den historischen Vorbildern gemäß angepasst und bearbeitet werden. "Ohne die ZIM-Förderung wäre für uns als mittelständisches Unternehmen mit drei Meistern und zehn Gesellen die Entwicklung der Schutzgläser nicht möglich gewesen", sagt Projektverantwortlicher Jörg Spatzier. Stolz ist der Meister, dass seine Firma bereits Aufträge für Neuverglasungen in den Schlössern Wörlitz, Oranienbaum und Königs Wusterhausen erhalten hat – alle drei gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hilfe bei der Entwicklung der Verbundgläser erhielten die Wiesenburger Handwerker unter anderen von Wissenschaftlern der Uni Potsdam sowie von Klebstoffexperten aus Bitterfeld und Coswig. In der Tischlerei wurde inzwischen eine neue Mitarbeiterin für Produktion, Zuschnitt und Versand eingestellt.

Das ebenfalls ZIM-geförderte Projekt Hydra – Energieabsorption mit Hybridverbunden aus drapierfähigem Material und Aluminiumschaum – ist auf dem Innovationstag nach mehr als zweieinhalbjähriger Entwicklungszeit als Prototyp zu sehen. Die Innovation aus Sachsen soll Bauwerke vor Explosionen schützen. Dazu wurde ein Verbundwerkstoff aus Stahl, textilen Metalldrahtstrukturen und Aluminiumschaum entwickelt, der die zerstörerische Kraft einer Druckwelle reduziert. Die Sandwich-Platten können je nach Erfordernis fest oder auch nur temporär mit dem zu schützenden Gebäude verbunden werden. Entwickelt wurde diese Weltneuheit gemeinsam von Fachleuten des Sächsischen Textilforschungsinstituts e. V. (STFI), des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU), der Drahtweberei Pausa und dem Leichtbau-Planungsbüro SMK Ingenieure GmbH & Co. KG.

Den rund 300 ausstellenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen bietet die Innovationsschau, zu der sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einer Rede angekündigt hat, eine ideale Plattform für den Dialog von Wissenschaft und Industrie sowie mit Vertretern von Politik und Gesellschaft.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Gebrauchtmaschinen Angebote

DBMB - Die Baumaschinen Börse
DBMB - Die Baumaschinen Börse

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen