Continental kommt nach Anklam

Naturkautschuk aus russischem Löwenzahn gewinnen

von:

Martina Rathke

Continental Reifen Nutzfahrzeuge
Burhardt Köller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Continental Reifen Deutschland GmbH zeigte am Rande einer Pressekonferenz in Anklam einem Auto-Reifen des Autozulieferers Continental der den Schriftzug "Taraxa Gum" trägt. Foto: dpa

Anklam. – Der Reifenhersteller Continental erforscht in den kommenden Jahren in Anklam russischen Löwenzahn zur Gewinnung von Naturkautschuk. Ziel dieses Forschungs- und Entwicklungsprojektes sei es, den Bedarf an Naturkautschuk künftig aus lokalen Quellen zu decken und lange Transportwege zu vermeiden, sagte der Geschäftsführer der in Hannover ansässigen Continental Reifen Deutschland GmbH, Burkhardt Köller, in Anklam. Im kommenden Jahr will Continental in Anklam eine Labor- und Testanlage errichten. Kürzlich unterzeichnete das Unternehmen die Gewerbeanmeldung.

In der ersten, rund fünf Jahre dauernden Projektphase will Continental 35 Mio. Euro investieren – unterstützt von großzügiger Förderung des Wirtschaftsministeriums, wie Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) betonte. In dieser Phase entstehen zunächst 20 Arbeitsplätze. "Mit der Ansiedlung von Continental wird Anklam und die gesamte Region gestärkt", sagte Glawe. Bislang wird Naturkautschuk aus dem subtropischen Baum "Hevea brasiliensis" gewonnen. Rund 95 % der weltweiten Gesamtproduktion stammt nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME aus Südostasien.

Continental hat zusammen mit dem Institut vor sechs Jahren mit der Entwicklung des Löwenzahn-Kautschuks begonnen. Dabei sei der russische Löwenzahn so weitergezüchtet worden, dass ein dem klassischen Kautschukbaum aus den Tropen vergleichbarer Ertrag erzielt werden könne, sagte Continental-Manager Andreas Topp, zuständig für Materialentwicklung. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren soll nun das Verfahren zur Serienreife entwickelt werden.

Noch in diesem Jahr wird um Anklam der erste russische Löwenzahn geerntet, der auf einer Versuchsfläche von 2 ha angebaut wird. Die Anbauflächen und die Option, den Löwenzahn in größerem Umfang in der Region zu kultivieren, gaben den Ausschlag für den Standort Anklam, wie die Continental-Manager betonten. Die Wurzel des russischen Löwenzahns, die besonders dick ist, enthält den kautschukhaltigen Latexsaft. Ab einer Erntemenge von einer Tonne pro Hektar wäre die Produktion profitabel. "Wir sind auf gutem Weg, das Ziel zu erreichen", sagte Topp. Um den Bedarf in Deutschland an Naturkautschuk durch Löwenzahn zu decken, seien theoretisch 9 % der Maisanbaufläche (rund 240.000 ha) erforderlich.

Bei der Reifenproduktion kann nach Angaben von Topp auf Naturkautschuk wegen der besonderen Eigenschaften nicht verzichtet werden. In jedem Pkw-Reifen stecken 10–30 % Naturkautschuk (3 kg), in Reifen für Nutzfahrzeuge 40 % (25 kg).

Der Löwenzahn (lat. Taraxacum) ist nach Angaben des Fraunhofer-Instituts extrem anspruchslos und kann in gemäßigtem Klima und selbst auf anspruchslosen Böden kultiviert werden.

Auch einen ersten Praxistest habe der Löwenzahn-Kautschuk unter dem Namen "TaraxaGum" bereits bestanden. Continental hat ein erstes Reifenmodell auf Asphalt getestet. Sollte das Forschungsvorhaben Erfolg haben, könnte um Anklam der Löwenzahn großflächig kultiviert und in einem Werk Naturkautschuk produziert werden. Ein Produktionswerk sei das Ziel, betonte Continental-Chef Köller. "Erfolgreiche Forschung und Entwicklung ist oft eine Initialzündung für eine sich anschließende Produktion", sagte Glawe.

Während aus dem Umkreis des Wirtschaftsministeriums von 100 Arbeitsplätzen gesprochen wurde, will sich das Unternehmen bislang nicht auf eine Zahl festlegen. Zunächst müsse das Verfahren zur Serienreife gebracht werden. Freude über die Investition herrschte in Anklam, auch wenn die Gewerbesteuereinnahmen erst kräftig fließen werden, wenn ein Produktionswerk entsteht. "Der kaukasische Löwenzahn gilt für Anklam ab heute als Lieblingspflanze", sagte Bürgermeister Michael Galander.

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