Doka-Vorstand Jürgen Obiegli

Mit neuem Arbeitszeitmodell auf Expansionskurs

Mit Flexibilität in der Produktion und einem Ausbau der Logistik befindet sich Doka als einer der weltweit führenden Anbieter von Schalungskomplettlösungen auf Expansionskurs. Über die erfolgreiche Geschäftsentwicklung 2014 und in diesem Jahr sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ), mit Jürgen Obiegli, Vorstand Doka Group Sales & Marketing, in der sächsischen Metropole Dresden.ABZ: Herr Obiegli, wie verlief das vergangene Geschäftsjahr und wie ist der Stand 2015?Obiegli: Wir können sagen, dass es für die Doka ein sehr gutes Jahr war, obwohl das erste Halbjahr 2014 nicht ganz so positiv verlief. Das galt vor allem für den europäischen Markt. Jedoch haben wir im zweiten Halbjahr 2014 sehr stark aufgeholt. So haben wir im vierten Quartal – was ganz ungewöhnlich für die Doka ist – noch nie soviel Umsatz erwirtschaftet wie in diesem Zeitraum. Dabei hat sich Zentraleuropa mit Österreich, Schweiz und Deutschland als sicherster Markt erwiesen, der nach wie vor für uns einen stabilen Umsatz und ein stabiles Ergebnis bringt und, was ganz wichtig ist, auch weiterhin wächst.ABZ: Wie sieht es auf den Overseas-Märkten aus?Obiegli: Sehr gut war die Lage auf den Overseas-Märkten. Dort sind wir wiederum gewachsen. Wir haben dort im vergangenen Jahr gegenüber 2013 rund 7 % Wachstum erreicht. Währungsbereinigt sind das über 9 %. Wir haben auch den Ertrag gegenüber 2013 erheblich steigern können. Das bestätigte im vergangenen Jahr unsere Strategie in diesen Märkten weiter zu expandieren. Insgesamt gesehen konnten wir mit den Ergebnissen das Rekordjahr 2008 übertreffen. Mit anderen Worten sind die Jahre der weltweiten Wirtschaftskrise überwunden und wir sind sehr gut in das Jahr 2015 gestartet. Probleme bereitet uns – wie unseren Wettbewerbern auch – die politische Krise in der Ukraine und in Russland. Auf diesen Märkten mussten wir unsere Struktur der jeweiligen Situation anpassen. Trotz aller Schwierigkeiten bleiben wir in diesen Regionen aktiv. Natürlich ist das mit Einschränkungen für unsere Organisation in dem jeweiligen Land verbunden. So werden wir gegenwärtig als Doka von bestimmten Baumaßnahmen ausgeschlossen.

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ABZ: Mit welchen neuen Produkten wartet Doka im sogenannten Vor-bauma-Jahr auf?Obiegli: Innovationen gibt es natürlich nicht nur auf den Weltmessen wie zur bauma in München. So haben wir im vergangenen Jahr mit der Dokadek eine neue Modulschalung auf den Markt gebracht. Sie ist eine trägerlose Handschalung in Stahlleichtkonstruktion mit pulverbeschichtetem Rahmen, die mit einer Holz/ Kunststoff-Verbundplatte belegt ist. Neben kürzeren Schalzeiten garantiert die Dokadek – durch den Aufbau vom Boden aus – ein besonders sicheres Arbeiten. Mit dem Markteintritt sind wir bisher sehr zufrieden. Außerdem entwickelte Doka mit der Framax Xlife plus eine neue Wandschalung, die durch ihre einfache Handhabung von nur einer Person bedient werden kann. Das einseitig bedienbare und in der Mitte gelagerte Ankersystem ist einzigartig und garantiert schnelles und sicheres Arbeiten. Das System ist vor allem für den Einsatz auf westeuropäischen Baustellen prädestiniert, wo Arbeitszeiten relativ teuer sind. Wir haben diese Wandschalung in diesem Jahr eingeführt und es gibt bereits viel positive Resonanz von unseren Kunden.ABZ: Sie erwähnten in einem früheren ABZ-Gespräch, dass Ihr Unternehmen über eine professionelle Logistik verfügt. Wie hat sich das in den vergangenen Jahren entwickelt?

Obiegli: Um auf die Erfordernisse der Märkte schnell reagieren zu können, investiert Doka viel Geld in die Logistik. So entstand auf 100.000 m² im thüringischen Apolda – in der Mitte Deutschlands – für 14 Mio. Euro ein neues Logistikzentrum. Damit ist es uns gelungen, die Transportkosten in Deutschland erheblich zu reduzieren. In Apolda lagert eine breite Pro- duktpalette, die eine bessere Auslastung der Mietparks zur Folge hat. Das schafft natürlich Reserven. Deshalb ist es nicht unbedingt notwendig, für Bauaufgaben immer neues Material zu beschaffen, sondern erst einmal die gut ausgerüsteten Mietparks zu nutzen. In Österreich investieren wir aktuell nach deutschem Beispiel in der Nähe von Wien in einen neuen Logistikstandort. Ein weiterer entsteht bei Innsbruck. Außerdem wollen wir nach diesem bewährten Logistikkonzept weitere Zentren in für uns starken Märkten aufbauen. Das gilt nicht nur für Europa, sondern auch für Nordamerika und den Mittleren Osten. Das sind momentan die größten Wachstumsmärkte für uns. Anliegen ist es, das vorhandene Doka-Material besser auszunutzen – und das weltweit. Dazu dienen die Lager, die wir weit weg von Amstetten angelegt haben. Sie sind gut bestückt und garantieren in entfernten Ländern kurze Wiederbeschaffungszeiten von Schalungsmaterial. Ohne diese Logistikstandorte wäre das nicht machbar. Beispiel dafür ist Saudi Arabien. Bestellungen von dort sind mit Lieferzeiten aus Österreich unter sechs Wochen nicht möglich. Da macht sich ein Lager vor Ort natürlich bezahlt. Für alle Märkte gilt, dass wir für unsere Kunden immer das Beste wollen. Wenn es notwendig ist und große Projekte anstehen, können wir schnell durch unsere Logistik aus den Mietparks heraus reagieren oder bei Mangel an Material die Produktion verdoppeln. Das gehört auch zur Flexibilität in unserem Unternehmen.

ABZ: Doka hat im April diesen Jahres die Wiehag-Sparte "Schalungsplatten" übernommen. Was waren die Gründe für diesen Deal?

Obiegli: Die Übernahme der Produktion und des Vertriebs des Wiehag Schalungsplattensegmentes ist Teil unserer Strategie, die auf Wachstum und Expansion ausgerichtet ist. Wir bleiben bei dieser Platte, die jetzt von uns produziert wird. Für Doka ist das ein Zusatzprodukt, das unser Sortiment erweitert. Mit diesem Deal bekommen wir die Chance auf neue Kunden. Damit wir ihre Betreuung sicherstellen können, haben wir die für den Plattenbereich zuständige Wiehag-Vertriebsmannschaft mit übernommen. Die Hauptmärkte waren bisher Österreich, die Schweiz sowie der südeuropäische Markt.

ABZ: Im vergangenen Jahr gab es bereits eine Übernahme eines Schalungsherstellers in Australien. Wie hat sich diese Partnerschaft entwickelt?

Obiegli: Sehr gut. Die Übernahme der Schalungssparte Lubeca vom australischen Bauunternehmen Grocon ist ein weiterer Beweis für unsere auf internationales Wachstum ausgerichtete Unternehmensstrategie. Aus der Integration des Lubeca-Plattformsystems in unser Portfolio ergibt sich für Kunden vor allem im fernen Osten – Malaysia, Singapur und Australien – Ein erweitertes Angebot. Dadurch ist es uns möglich, noch schneller und flexibler auf die jeweilige Marktsituation zu reagieren. Lubeca-Kunden nutzen weiterhin die Vorteile der Jumpform. Dort, wo sie mit ihrem Portfolio an Grenzen stoßen, können die Kunden mit dem ergänzenden Angebot an Wand- und Deckensystemen sowie komplementären Schalungsdienstleistungen von Doka bedient werden. Ich kann sagen, dass unser australisches Partnerunternehmen mittlerweile voll in die Doka integriert ist. Dadurch sind wir jetzt auf den asiatischen Märkten gut aufgestellt. Gegenwärtig versuchen wir über Lubeca auch in Indien Fuß zu fassen. Dort geht es um die Lieferung von einfachen Plattformen aus unserem Angebot für den Bau von Hochhäusern.

ABZ: Stichwort Hochhausbau: Wie ist der Baufortschritt am "Kingdom Tower" in Saudi Arabien?

Obiegli: Wir haben bereits das erste Material nach Jeddah am Roten Meer geliefert, und das Hochhaus ist damit ein Stück "aus der Erde heraus gewachsen". In diesem speziellen Bausegment haben wir uns bekannterweise ein gewisses Potential erarbeitet. Immerhin werden die meisten weltweit gebauten Hochhäuser mit Doka-Material errichtet.

ABZ: Im vergangenen Jahr gab es bei Doka eine heiße Diskussion um die Einführung von Überstunden-Vorsorgekonten für die Mitarbeiter. Was ist daraus geworden?

Obiegli: Lassen Sie mich kurz zurückblicken. Stimmen und Veröffentlichungen, die uns 2014 eine Krise bescheinigen wollten, sind schnell verstummt. Immerhin erwirtschaftete die Umdasch Group im vergangenen Jahr mit rund 1,1 Mrd. Euro den zweitbesten Umsatz in der Firmengeschichte und Doka den historisch besten Umsatz. Das haben wir trotz zeitweiliger Kurzarbeit erreicht. Um nicht wieder in diese Lage zu kommen, haben wir nach langen Verhandlungen mit dem Betriebsrat ein Instrument zur Arbeitszeitflexibilisierung eingeführt. Seit März werden auf freiwilliger Basis in produktionsintensiven Zeiten die Überstunden der Mitarbeiter im Doka-Werk in Amstetten auf einem "Vorsorgekonto" gesammelt. In schlechten Zeiten kann Doka die Mitarbeiter verpflichten, Überstunden abzubauen. Die Überstunden pro Mitarbeiter sind per Betriebsvereinbarung auf 680 Stunden begrenzt. Mit der Arbeitszeitregulierung haben wir erfolgreich auf unser Geschäftsmodell reagiert, das ja bekanntlich von saisonalen Zyklen bestimmt wird. So wird mehr als die Hälfte des Umsatzes mit der Vermietung von Schalungen erwirtschaftet. Das heißt aber auch, die Produktion hat großen Vorlauf und ist zahlreichen Schwankungen unterworfen. Ich bin mir sicher, dass jetzt auch die letzten kritischen Stimmen zu dem Arbeitszeitmodell verstummt sind. Durch Kapitalmanagement sind wir in der Logistik noch professioneller geworden. Das wurde von unseren Mitarbeitern erkannt, denen wir einen entsprechend sicheren Arbeitsplatz bieten.

ABZ: Herr Obiegli, was erwarten Sie in diesem Geschäftsjahr? Bleiben Sie auf Expansionskurs?

Obiegli: Mit all unseren Maßnahmen im Bereich der Innovation für Produkte und Dienstleistungen, der Logistik weltweit und modernen Arbeitszeitmodellen haben wir den Kurs auf weiteres profitables Wachstum gestellt.

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