Dr. Friedhelm Rese

"Wir machen keine Sandkastenspiele"

Vom 11. bis zum 13. Juni öffnet die Doppelmesse TiefbauLive/recycling aktiv auf dem Baden-Airpark, Baden-Baden, zum mittlerweile vierten Mal ihre Tore. Wie sich die Parallelveranstaltung in den vergangenen acht Jahren entwickelt hat und auf welche Programmhighlights sich die Fachbesucher in diesem Jahr freuen können, darüber sprachen ABZ-Chefredakteur Rainer Oschütz und ABZ-Redakteur Robert Bachmann mit Messeleiter Dr. Friedhelm Rese, Geschäftsführender Gesellschafter der Geoplan GmbH.ABZ: Herr Dr. Rese, das Messedoppel TiefbauLive/recycling aktiv hat sich mit Blick auf die Aussteller- und Besucherzahlen in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich entwickelt. Welche Erwartungen haben Sie für dieses Jahr?Rese: Beide Messen zusammen kommen aktuell auf 216 Aussteller, die mit insgesamt 267 Marken vertreten sein werden. Im Verhältnis kommt die recycling aktiv dabei auf 135 Aussteller und die TiefbauLive auf 81. Was die Besucherzahlen angeht, möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt lieber noch etwas bedeckt halten. 2013 ist es uns gelungen, mehr als 10.000 Fachbesucher auf den Baden-Airpark zu locken. Wir hoffen natürlich, uns dieses Jahr noch einmal steigern zu können. Dafür haben wir allerdings auch einiges getan.Vor allem haben wir den Freitag, der uns offen gesagt beim letzten Mal etwas zu ruhig war, programmtechnisch gestärkt. Ähnlich wie bei der steinexpo werden wir zum ersten Mal einen Ausbildungstag veranstalten. Hierfür haben wir sowohl über die Verbände als auch unsere eigenen Kanäle diverse Berufsschulen und Universitäten kontaktiert und sie zu Exkursionen auf die Messe eingeladen. Die Resonanz ist bislang sehr positiv. Allein aus der Region Karlsruhe haben sich über 200 junge Menschen angemeldet.In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (bvse) und der Dekra haben wir mit der "Ladungssicherung" zudem einen neuen Themenschwerpunkt ins Programm genommen. In verschiedenen Live-Vorführungen sowie einer hochkarätigen Vortragsveranstaltung am Freitag werden wir uns insbesondere mit den neuen Richtlinien für die Materialverladung auf Lkws beschäftigen.Auch der VDBUM hat das Thema in sein wieder sehr umfangreiches Vortragsprogramm aufgenommen. Neben der Ladungssicherung wird hier unter anderem die momentan heiß diskutierte Betriebssicherheitsverordnung eine große Rolle spielen.Ebenfalls ein für uns neuer Schritt in diesem Jahr war es, erstmalig eine Radiowerbung im Vorfeld der Messe zu schalten. Hiermit wollen wir vor allem Fachleute aus der Region dazu bewegen, unsere Messe zu besuchen.ABZ: Welche (neuen) Themenkomplexe und Messehighlights erwarten die Besucher in diesem Jahr noch?Rese: Reichlich. Unter anderem haben wir den mobilen Schrottplatz, den wir beim letzten Mal eingeführt haben, noch einmal vergrößert. Auf Grundlage der positiven Erfahrungen, die wir damit 2013 gemacht haben, ist auch der neue PPK-Platz entstanden. Unter Einsatz verschiedener Umschlaggeräte und zweier Kanalballenpressen werden wir hier das Handling von Papier, Pappe und Kartonage praxisnah veranschaulichen.Im Bereich der TiefbauLive wird sich vieles auf der Musterbaustelle abspielen, die dieses Jahr ebenfalls erweitert wurde und erneut zahlreiche Aussteller zu Live-Vorführungen einlädt.Ein großes Highlight wird zudem die erstmals stattfindende Maschinenversteigerung durch den Großauktionator Ritchie Bros am Freitag sein. Zugegebener Maßen war ich bei diesem Punkt zunächst etwas skeptisch. Eine Gebrauchtmaschinenauktion auf einer Neumaschinenmesse? In zahlreichen Gesprächen mit unseren Ausstellern hat sich jedoch schnell geklärt, dass es sich dabei nicht um einen Widerspruch handelt, sondern die Auktion als zusätzlicher Vertriebskanal durchaus einen Mehrwert darstellt. Insgesamt werden auf der Auktion zwischen 60 und 80 Maschinen versteigert.Ein Höhepunkt der besonders angenehmen Art wird nicht zuletzt der kombinierte Aussteller-Kunden-Abend am Freitag sein. Mit einem gemütlichen Grillabend wollen wir unseren Ausstellern und Fachbesuchern die Möglichkeit geben, in ungezwungener Atmosphäre zusammen zu kommen. Die Resonanz hat uns hier derart überrascht, dass wir wohl bereits vorab einen Anmeldestopp verhängen werden müssen. Bereits über 350 Besucher haben sich hierfür angemeldet.Um den Ausstellern auch tagsüber ein komfortables Arbeiten zu ermöglichen, haben wir dieses Jahr außerdem spezielle Verkäuferpakete geschnürt, die gewisse Luxusleistungen wie gesonderte Arbeitsbereiche, Internetzugänge usw. beinhalten.ABZ: Rund 70 % der Ausstellungsfläche waren zur letzten TiebauLive/recycling aktiv für Demonstrationszwecke ausgelegt. Für 2015 haben Sie bereits angekündigt, den Demonstrationscharakter noch weiter zu verstärken. Ein Trend, der sich auch auf anderen Veranstaltungen dieser Art zunehmend bemerkbar macht. Sehen Sie eine gestiegene Nachfrage für mehr Praxisbezug auf Messen?Rese: Ich bin seit mittlerweile 25 Jahren in diesem Geschäft. Von Anfang an habe ich den Standpunkt vertreten, dass Demonstrationsmessen für den Fachbesucher einen höheren Wert haben als eine reine Ausstellungsveranstaltung. Auch mit Blick auf die steinexpo und ihre Entwicklung habe ich deshalb immer gesagt, dass wir als Veranstalter nur ein Anrecht auf den Markt haben, wenn wir uns gegenüber anderen Messen abheben. Und das können wir nur durch diesen Demo-Live-Charakter. Dass gerade in den vergangenen Jahren viele Messen einen ähnlichen Weg gehen, bestätigt uns in dieser Ansicht.Anders betrachtet, gehört auch immer ein bisschen Spektakel dazu, um Besucher auf eine Messe zu locken. Wichtig ist uns dabei, dass wir keine Sandkastenspiele veranstalten, sondern praxisnah und damit zielführend vorführen, um dem Fachbesucher einen wirklichen Mehrwert zu liefern. Bei allen Steigerungsbemühungen steht für uns immer die Besucherqualität im Vordergrund. Bislang hatten wir stets einen Fachbesucheranteil von über 90 %. Das soll auch so bleiben.Natürlich beobachte ich auch mit Argusaugen, was sich diesbezüglich bei der Konkurrenz tut. Doch ohne falsche Arroganz möchte ich behaupten, dass wir es besser machen.ABZ: Die Doppelmesse findet 2015 bereits zum vierten Mal statt. Hat sich die Zusammenlegung der beiden Veranstaltungen bewährt?Rese: Absolut! Wir sind natürlich keine Messegiganten und begreifen uns auch nicht als solche. Als Fachmesse bedienen wir vielmehr einen sehr speziellen Fachbesucherkreis. Dass wir uns damals für eine Kooperation entschieden haben, ist der Tatsache geschuldet, dass wir genau hier größere Überschneidungen festgestellt haben. Oft genug haben Bauunternehmer heute auch eine Recyclinganlage auf dem Hof stehen. Andersherum haben wir auch feststellen können, dass bspw. der Betreiber des Schrottplatzes gerne auch auf unsere Musterbaustelle geht, weil er dort wiederum Aussteller vorfindet, die in einem Teilbereich ihres Produktprogramms für ihn relevant sind. Von einer Messe, die diese beiden benachbarten Themen abdeckt, kann er also nur profitieren. Wir achten natürlich auf beiden Seiten darauf, dass wir eine gewisse Trennschärfe beibehalten. Aber die Entscheidung, beide Messen parallel und am selben Ort zu veranstalten, war aus meiner Sicht definitiv richtig.ABZ: Dass die beiden Messen bei anhaltendem Erfolg zukünftig wieder getrennte Wege beschreiten, ist also vorerst nicht denkbar?Rese: Natürlich kann niemand in die Zukunft schauen. Unsere Verträge und die Zusammenarbeit mit dem VDBUM sind jedoch langfristig ausgelegt. Zum aktuellen Zeitpunkt sehe ich keinen Anlass, dass sich daran etwas ändern sollte.ABZ: Welche Herausforderungen gab es im Vorfeld der TiefbauLive/recycling aktiv zu meistern und wer unterstützt Sie dabei?Rese: Hier unterscheiden wir uns in der Tat deutlich von anderen Messen. Für unsere verschiedenen Vorführungen fahren wir rund 8000 t Material unterschiedlicher Art auf den Airpark Baden-Baden. Alle Stoffe, die hier aufbereitet werden, gehen nachher auch wieder in die Materialkreiskäufe zurück. Da steckt eine ausgefeilte Logistik dahinter.In unserem Fall handelt es sich zudem um ein Nicht-Messegelände. Wir haben vor Ort keinen Strom, kein Wasser, kein Telefon usw. Die erste große Herausforderung besteht für uns also darin, eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen.Hinzu kommt eine ausgefeilte Demoplanung. Wir müssen mit jedem einzelnen Aussteller sprechen, ihm Möglichkeiten bieten, seine Maschinen angemessen zu präsentieren und ihm entsprechendes Material zur Verfügung stellen. Vor allem durch die Vielfalt der Materialien wird das ganze zu einer sehr anspruchsvollen und aufwendigen Aufgabe. Dabei arbeiten wir eng mit Vertretern aus der Forschung und Praxis zusammen. Dazu gehört an erster Stelle Prof. Uwe Görisch aus Karlsruhe, der mit einem Team von Ingenieuren die gesamte technische Planung im Vorfeld sowie die Umsetzung vor Ort durchführt. Von unschätzbarem Wert ist daneben die Firma Hofmann Entsorgung aus Rastatt, die von Beginn an dieses Wagnis mit uns eingegangen ist, uns die ganzen Materialien zur Verfügung stellt und sie nachher auch wieder annimmt.ABZ: Mit wachsendem Erfolg steigen sicherlich auch die organisatorischen Anforderungen. Wie haben Sie ihr Team aufgestellt, um diesen langfristig gewachsen zu sein?Rese: Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Veranstalter alles aus einer Hand anbieten. So zu agieren wie die großen Messegesellschaften können und wollen wir uns gar nicht leisten. Zudem sind unsere Messen so speziell, dass ich unsere Aussteller nur ungern an einen externen Partner abgeben möchte. Deshalb haben wir uns intern in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt. Allein das Messeteam hat sich seit der ersten Messe verdoppelt. Auch redaktionell haben wir aufgestockt. Mit dem großen Vorteil, dass wir ein festes Team haben, das mittlerweile über eine eingespielte Routine verfügt und sowohl unsere Aussteller als auch unsere Besucher viel persönlicher betreuen kann, als es eine große Gesellschaft vermag.ABZ: Als bundesweite Fachmesse hat sich die TiefbauLive/recycling aktiv bereits etabliert. Richten Sie ihren Blick auch über die Ländergrenzen hinaus?Rese: Was die angrenzenden Länder betrifft, so haben wir uns bemüht, diese von Anfang an mit ins Boot zu holen. In der Besucherakquise stellten dieses Jahr bspw. die Benelux-Staaten einen besonderen Schwerpunkt dar. Allerdings stehen wir mit unserer bislang vierten Veranstaltung erst am Anfang eines Prozesses, der idealer Weise irgendwann zum Selbstläufer wird. Ähnliche Erfahrungen konnten wir bei der steinexpo machen. Wie bspw. in der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Recyclingverband sichtbar wird, wagen wir durchaus den Blick über die Landesgrenzen hinaus. Aber am Ende braucht so etwas aber immer Zeit.

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