Eine norddeutsche Erfolgsgeschichte

Aco-Entwässerungssysteme weltweit gefragt

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Aco Drain Monoblock: Entwässerung von offenporigem Asphalt an der Autobahn 1, Hamburg. Fotos: Aco

Aco Tiefbau aus Büdelsdorf ist mit seinen Entwässerungssystemen weltweit gefragt, wenn Systemlösungen im Tief- und GaLaBau gesucht werden. Darüber und über die Entwicklung des Herstellers sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung, mit den Geschäftsführern Rainer Mohr und Francesco Vitale.ABZ: Ihr Unternehmen gilt als ein führender Hersteller von Entwässerungssystemen. Wie ist das begründet?Mohr: Die Aco-Gruppe gilt als Weltmarktführer im Bereich professionelle Entwässerung, wirtschaftliche Reinigung und kontrollierte Ableitung bzw. Wiederverwendung des Wassers. Diese Spitzenposition, die wir heute einnehmen, basiert auf einer langen Tradition. Gegründet wurde das Familienunternehmen 1946 – damals ein Betonwerk – von Josef-Severin Ahlmann, dem Onkel unseres heutigen geschäftsführenden Gesellschafters, Hans-Julius Ahlmann. Die dritte Generation hat bereits durch Iver Ahlmann Verantwortung an der Spitze unseres Unternehmens übernommen. Das Betonwerk war regional mit dem Einzugsbereich Hamburg, Schleswig-Holstein und Nord-Niedersachen ausgerichtet und produzierte unter anderem Betonplatten, Muffen- und Falzrohre sowie Betonschächte bis hin zu Betonfenstern. Ende der 60er Jahre hat sich das Unternehmen mit dem neuen Werkstoff Polymerbeton beschäftigt. Statt Wasser und Zement kamen nun Polymere, also Harze zur Stabilisierung des Gemisches zum Einsatz. Damit wurde das Bauteil leichter, frost- und weitgehend chemikalienbeständiger und hatte eine glatte Oberfläche. Das war eine echte Neuerung gegenüber den Rinnen aus Beton, die vor allem in bergigen Regionen zur Entwässerung von Grundstücken zum Einsatz kamen. Am gebräuchlisten war seinerzeit jedoch die Punktentwässerung, die über ein Kreuzgefälle das Wasser zu einem Punkt leitet.Wir können uns auf die Fahnen schreiben, dass wir die Linienentwässerung deutschland-, europa- und weltweit auf den Stand und die Verbreitung gebracht haben, wie es heute in vielen Ländern üblich ist. Der Einsatz verschiedener Systeme ist oft national geprägt durch historische Entwicklungen oder unterschiedliche Gesetzgebung auch in Zeiten der heute gültigen Euronorm. Es ist nicht einfach internationale Ansätze zu finden. Mit der Aco-Rinne ist uns das jedenfalls sehr gut gelungen. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass wir ein weltweit führendes Entwässerungssystem für moderne Lösungen der Verkehrsinfrastruktur anbieten.

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Geschäftsführer Francesco Vitale.

ABZ: Auf welchen Märkten ist Aco Tiefbau "zu Hause"?Vitale: Wir sind international gut aufgestellt. Aco ist auf den Märkten in Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Australien und Afrika in mehr als 40 Ländern vertreten. Dort beschäftigen wir insgesamt 4000 Mitarbeiter. Außerdem verfügt Aco über 30 Produktionsstandorte in 15 Ländern. In der gesamten Gruppe wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 670 Mio. Euro erwirtschaftet – davon ein Drittel in Deutschland.ABZ: Wie hat sich Aco Tiefbau in der Gruppe entwickelt?Mohr: Bis 1996 war der Vertrieb der Aco Gruppe durch eine gemeinsame Mannschaft organisiert, die Produkte für den GaLaBau, den Tiefbau und im klassischen Hochbau wie Kellerfenstersysteme und Lichtschächte bis hin zum Sportanlagenbau anbot. Außerdem kamen unsere Erzeugnisse in der Landwirtschaft zum Einsatz. Für unsere Außendienstmitarbeiter war das ein richtiger Bauchladen, den sie mit sich "rumschleppten". Mitte der 90er Jahre setzte bei unseren Kunden jedoch immer mehr eine Spezialisierung der Produkte für Hoch- oder Tiefbau ein. Das traf für den Baustoffhandel ebenso zu wie für Architekten und Bauingenieure bei der Planung der Bauprojekte. So haben wir 1996 einen entscheidenden Schritt gemacht, indem wir uns fokussierter, zielgruppenbezogener aufgestellt haben. Seitdem gibt es die Vertriebssparten Aco Tiefbau, Aco Hochbau, Aco Gebäudeentwässerung und Landwirtschaftsbau. Das war eine grundsätzliche strategische Entscheidung, die im Unternehmen getroffen wurde. So sind wir 1996/97 für die Bereiche Tiefbau und GaLaBau als verantwortliche Vertriebsgesellschaft der Aco Gruppe in Deutschland gestartet. Kurz nach dieser Neustrukturierung meldeten die Armaturenwerke Kaiserslautern (AWK), eine großer Kanalgussgießerei, Insolvenz an und wurde von uns übernommen. Damit konnte Aco sein Produktportfolio ergänzen. 2000 erfolgte dann die Übernahme Passavant Entwässerungs- und Abscheidetechnik mit den Produk-tionsstandorten in Deutschland. Das trug besonders zur Stärkung des Bereiches Haustechnik mit Produkten für die Dach- und Gebäudeentwässerung bei. Diese strategischen Entscheidungen waren ausschlaggebend für das Wachstum, das Aco Tiefbau danach in Deutschland, aber auch weltweit erreicht hat.

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Geschäftsführer Rainer Mohr.

ABZ: Wie ging die Erfolgsgeschichte weiter?

Mohr: 2010 erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt für die Produktentwicklung. Unser Programm bestand aus Entwässerungsrinnen, Kanalguss und Abscheidern/Pumpstationen. Vor drei Jahren kamen die Rigolen und Straßenabläufe hinzu. In dieser Zeit ist die Idee von einer so genannten Systemkette entstanden. Das bedeutet: Wir beschäftigen uns mit dem Lauf des Wassers vom Sammeln, vom Aufnehmen in Rinnen oder Straßenabläufen über das Reinigen, eventueller Rückhaltung bis hin zur Abgabe ins Grundwasser, in Regenwassertanks oder in die Kanalisation. Das ist unser Betätigungsfeld, auf das wir uns konzentrieren. All diese Aktivitäten laufen unter der Überschrift, die gleichwohl für das Gesamtunternehmen und nicht nur für die Tiefbausparte gilt: "Sammeln, Reinigen, Zurückhalten und Abgeben". Damit stehen wir in erster Reihe, wenn es um innovative Systemlösungen für die Infrastruktur geht. Dazu tragen neue Produkte wie das Straßenablaufsystem "combipoint" – mit dem erstmals Straßenabläufe aus Kunststoff zum Einsatz kommen – oder das Rigolensystem "Stormbrixx" bei.

ABZ: Sammeln, reinigen, zurückhalten – gilt das für alle Märkte?

Vitale: Diese Fokussierung des Marktes auf Tiefbau, GaLaBau oder Hochbau innerhalb der Aco Gruppe gibt es in dieser Konsequenz nur in Deutschland. Alle anderen Vertriebsgesellschaften der Aco Gruppe mit Ausnahme der Trennung zwischen Tiefbau und Haustechnik, wie es die Schweiz hat, sind fast ausschließlich Unternehmen, die sich nur mit dem Tiefbau und GaLaBau beschäftigen. Die klassischen Hochbauaktivitäten der Aco Gruppe finden nur in Deutschland oder Österreich statt, in den Ländern, wo ähnliche Bauweisen vorherrschen. Unser Hauptbetätigungsfeld sind natürlich die Märkte für den GaLabau und Tiefbau. Diese Märkte unterscheiden sich natürlich immens. Der GaLaBau-Markt ist mit insgesamt etwa 7 Mrd. Euro wesentlich kleiner als der Tiefbaumarkt. Er ist auch ein Mischmarkt zwischen privaten und professionellen Kunden, wobei unsere Hauptzielgruppe die Profis sind.

ABZ: Während der letzten Presseveranstaltung hoben sie den hohen Anteil an Eigenentwicklung und Eigenproduktion hervor. Aco fertigt aber auch im Ausland. Ist das nicht ein Widerspruch?

Mohr: Eigenentwicklung und Eigenproduktion sind nach wie vor wichtige Faktoren. Wir produzieren Polymerbeton, Guss-, Stahl- und Edelstahlprodukte, da spielt der Standort keine Rolle. Inzwischen haben wir sehr stark im Kunststoffspritzen und Rotomolding entwickelt. Alle unsere neuen Produkte sind über Forschung und Entwicklung neuer Werkstoffe in unserem Hause entstanden. Dazu gehören ebenfalls neue Fertigungsverfahren mit bestehenden Werkstoffen. Unser Ziel ist es auch, die Arbeit der Tiefbauer zu erleichtern. Ein Beispiel dafür ist der vor drei Jahre entwickelte neue Straßenablauf "combipoint", den wir statt in Beton in Kunststoffausführung auf den Markt gebracht haben. Dabei waren die Fertigungsabläufe gleich. Nur der Werkstoff ist neu. Der Arbeiter auf der Baustelle wuchtet jetzt nicht mehr ein 120-kg-Produkt in die Baugrube, sondern braucht nur noch 15 kg zu transportieren. Damit ist es uns gelungen, Vorteile, die der Werkstoff mit sich bringt, so einzusetzen, dass die Arbeit für den Mann am Bau leichter wird. Ein weiteres Beispiel für unsere eigene Werkstoffentwicklung ist die Schachtabdeckung Multitop. Unsere Ingenieure haben einen leichten Deckel mit schraubloser, wartungsfreier Arretierung aus hochverschleißfestem Kunststoff entwickelt, der leicht zu Händeln ist.

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Aco Brückenabläufe eingebaut auf der Köhlbrandbrücke in Hamburg.

ABZ: Nennen Sie aktuelle Referenzbaustellen...

Mohr: Die Sanierung von Verkehrswegen in Deutschland ist natürlich für uns ein aktueller Schwerpunkt. Erst kürzlich hat Aco 1500 m Monoblockrinne für das Entwässerungssystem der Autobahnstrecke in der Nähe von Heidelberg geliefert. 1700 m Monoblock für offenporigen Asphalt kommen jetzt für die Bundestraße 45 bei Rodgau zum Einsatz. Hier geht es um die Tendenz den Verkehrslärm in der Nähe von Wohngebieten zu mindern. Dazu trägt der offenporige Asphalt bei. Er hat den Vorteil, dass die obere Schicht Wasser aufnimmt und durch die Rinne nicht nur oben, sondern auch von der Seite abgeleitet werden kann. Dieses Prinzip haben wir gemeinsam mit der Asphaltindustrie entwickelt. Weiterhin liefern wir im Zuge der umfangreichen Brückensanierungsmaßnahmen Brückenabläufe z. B. für die Köhlbrandbrücke in Hamburg.

ABZ: Herr Vitale, Sie sind seit August 2015 neben Rainer Mohr als zweiter Geschäftsführer eingestiegen. Wie sehen Sie die Zukunft bei Aco Tiefbau?

Vitale: Seit 2010 bin ich für den Hersteller tätig und als Geschäftsführer in Italien und nachfolgend in der Schweiz bestens mit den Strukturen des Unternehmens vertraut. Wir haben uns das Ziel gesetzt, zukünftig enger spartenübergreifend mit Aco Hochbau und Aco Haustechnik zusammenzuarbeiten. Die Unternehmensspitze will so Gemeinsamkeiten stärken, ohne dabei den Zielgruppenfokus als ein wesentliches Merkmal der Spartentrennung zu verlieren. Diese spartenübergreifende Zusammenarbeit zu organisieren wird zunächst eine meiner zentralen Aufgaben sein.

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