Erbe der alten Römer

Diamantbesetzte Seilsäge hilft beim Stückbergen

Betonbohren und -sägen
Das Seil wird um das zu zerteilende Stück herum geführt. Foto: Dornbach Spezialabbruch

Welschen Ennest/Hürth (ABZ). – Wahrscheinlich kann nur das römische Heer über Mittel verfügt haben, 80 Jahre nach Christi Geburt ein Wasserleitsystem zu errichten, das bis heute teilweise in einem Top-Zustand erhalten geblieben ist. Gerade in der Umgebung von Köln können jederzeit Spuren der alten Römer auftauchen – z. B. in Hürth, wo eine Umgehungsstraße geplant war. Dass dort Teile der insgesamt über 95 km langen Eifelwasserleitung verliefen, sei zwar einkalkuliert gewesen, doch habe erst eine Sondage im Vorfeld der Baggerarbeiten gezeigt, dass nicht einfach darüber gebaut werden kann. Versierte Facharbeiter hatten allenfalls damit gerechnet, Reste vorzufinden, doch Fundstücke einer 50 m langen Wasserleitung waren sehr gut erhalten. Das einzig geeignete Verfahren, mit dem das Material bei der Bergung möglichst unbeschadet bleiben würde, schien das Stückbergen in Blöcken zu sein. Bei dem Baustoff handelt es sich um Opus caementitium – eine betonähnliche Substanz. Gegossen, innen mit einer wasserundurchlässigen Schicht versehen – einzig die Abdeckung fehlte in weiten Teilen.Für die Bergung brauchte es Spezialisten wie die Dornbach Spezialabbruch GmbH mit Sitz in Welschen Ennest und Wiehl. Für die Firma bestehen Standard-Aufträge meistens in Wanddurchbrüchen, Fenster- und Türöffnungen, Balkonrückbauten und Kernbohrungen für Kamine. Zu spektakuläreren Abbrüchen zählte ein in Scheiben geschnittener Brückenpfeiler, doch die Anfrage hinsichtlich der Jahrtausende alten Wasserleitung weckte das Interesse von Juniorchef Marco Dornbach erst recht. Eine schienengeführte Säge konnte im konkreten Fall nicht zum Einsatz kommen, weil dafür Dübel in die Leitung hätten gebohrt werden müssen, und so zog er eine hydraulische Seilsäge in Betracht. "Wir haben uns eine Konstruktion gebaut", erläutert Dornbach, der das für sein Unternehmen nicht alltägliche Unterfangen zusätzlich mit der Kamera begleitet hat. "Anders als ein Sägeblatt, das irgendwann nicht mehr in der Lage ist, bestimmte Materialstärken zu bewältigen, lässt sich das diamantbesetzte Seil um jedes Bauteil herum führen – so auch um die römische Wasserleitung", schildert Dornbach. Bekannt geworden seien Seilsägen durch die großen Schnitte in Steinbrüchen. Sie kommen dort zum Einsatz, wo der Einsatz von Sägeblättern aufgrund von Objektgröße oder -unzugänglichkeit unmöglich ist. Das 8 mm dicke Sägeseil der diamantbesetzten Seilsäge bestehe aus Stahl und sei im Abstand von ca. 2,5 cm mit diamantbesetzten Hartmetallkugeln versehen, welche durch Kunststoffhülsen auf Abstand gehalten werden. Dornbachs Gedanke erwies sich als richtig, denn so habe sich der Schnitt schnell erledigen lassen. Der Aufbau erforderte dagegen mehr Vorbereitung: "Um 50 m in rund 30 transportgerechte Portionen zerteilen zu können, musste die dafür erdachte Konstruktion für jeden Schnitt neu angeschweißt werden", betont der Juniorchef. So schafften die Spezialisten zwei Schnitte pro Tag. Die Arbeit mit den Archäologen sei unkompliziert verlaufen, allerdings habe der zutage geförderte Matsch einzelne Arbeitsschritte erschwert. Daher seien zunächst Bohrungen im unteren Bereich der Leitung vorgenommen worden, um das kostbare Gut nach den Schnitten sicher transportieren zu können. "Im Vorfeld wurden Stahlträger unter die Konstruktion geschoben", sagt Dornbach und fügt hinzu: "Später wurden die Segmente verpackt, um einen sicheren Transport zu gewährleisten." Fünf bis sechs Stücke seien bereits geborgen worden und warten an einem geschützten Ort auf eine weitere Verwendung. Ein Video von den Arbeiten gibt es unter diesem Link: www.youtube.com/watch

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