Ettengruber

Unternehmer müssen sich einmischen und etwas bewegen

Deutscher Abbruchverband e.V. (DA) Baupolitik
Johann Ettengruber: "In diesem Jahr haben wir bis Ende August bereits wieder 45 neue Mitglieder bekommen. Wir denken, dass wir dieses Jahr die 600er-Marke knacken werden." Fotos: DA

Der Deutsche Abbruchverband e. V. (DA) ist seit 1951 der maßgebliche Wirtschafts- und Unternehmerverband der Abbruchbranche. ABZ-Redakteur Burkhard Büscher sprach in Köln mit dem Vorsitzenden Johann Ettengruber und Geschäftsführer Andreas Pocha über die Mitgliederentwicklung und die aktuelle Verbandsarbeit.ABZ: Herr Ettengruber, der deutsche Abbruchverband tut sehr viel für seine Mitglieder und ist deswegen auch ein starker Verband. Wie sieht die Mitgliederentwicklung aktuell aus?Ettengruber: Ein Verband wird immer an seinen Mitgliedern gemessen. Derzeit kommen wir auf fast 600 Mitglieder und haben jährlich ein moderates Wachstum. In diesem Jahr haben wir bis Ende August bereits wieder 45 neue Mitglieder bekommen. Wir haben jedes Jahr rund 50 neue Mitglieder, die aus Abbruchfirmen bestehen, aber auch aus Unternehmen, die sich mit Schadstoffsanierung befassen, weil wir uns auch in diese Richtung geöffnet haben. Wir denken, dass wir dieses Jahr die 600er Marke knacken werden.Pocha: Wir haben seit Jahren 70 bis 75 % der qualifizierten, seriösen Firmen in unseren Reihen.Ettengruber: Das moderate Wachstum hat auch damit zu tun, dass wir uns sehr strenge Aufnahmekriterien auferlegt haben. Wer bei uns Mitglied werden will, muss bestimmte Dinge erfüllen. Wir haben einen vierseitigen Auskunftsbogen zum Ausfüllen. Da geht es um Referenzen der Firma, um Zusatzqualifikationen der Mitarbeiter oder Baugeräte im eigenen Betrieb. Wir haben teilweise ganz strenge Kriterien, auch zum Selbstschutz der Firmen. Viele Mitglieder, die bei uns den Antrag zur Aufnahme gestellt haben, merken beim Ausfüllen der Formulare z. B., dass sie nicht ausreichend versichert sind.Und dass wir für unsere Mitglieder so viel tun können, hat auch damit zu tun, dass viele jüngere Unternehmer bei uns jetzt bereit sind, Verantwortung in einer Ehrenamtsfunktion im Verband zu übernehmen. Darüber sind wir sehr froh.ABZ: Ist die Mitgliedschaft im Deutschen Abbruchverband auch ein Ausschreibungs-Kriterium?Pocha: Aus unserer Sicht ist es erfreulich, dass es immer wieder Ausschreibungen gibt, die als Qualifikationsnachweis die Mitgliedschaft im Deutschen Abbruchverband verlangen.Ettengruber: Lassen Sie mich ein wenig ausholen, was die Mitgliedschaft im Abbruchverband angeht. In den 1960er und 1970er Jahren war die Aufnahme in den Deutschen Abbruchverband eine Art Ritterschlag. Da wusste man, dass man dazu gehört. Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Damals war das wirklich ein absolutes Gütesiegel. Das hat sich dann im Laufe der nachfolgenden Jahre leider etwas verloren. Mit dem seit 2004 existierenden RAL-Gütezeichen Abbrucharbeiten sollte ein neutrales Qualitätskriterium geschaffen werden. Allerdings hat dieses RAL-Gütezeichen direkt mit dem Deutschen Abbruchverband nichts zu tun. Es kann jede Abbruchfirma erhalten, wenn sie die dortigen Kriterien erfüllt, auch ohne dass sie Mitglied im Deutschen Abbruchverband ist. Wir haben im DA festgestellt, dass wir durch unsere strengen und harten Aufnahmekriterien, die wir in den letzten fünf bis sechs Jahren geschaffen haben, ein Image in der Öffentlichkeit erzeugen konnten, das uns als "die" richtigen Fachleute für Abbrucharbeiten ausweist. Selbstverständlich sind auch außerhalb unserer Mitgliederreihen noch seriöse und qualifizierte Abbruchfachfirmen auf dem Markt, die aus den unterschiedlichsten Gründen bislang noch nicht den Weg in unseren Verband gefunden haben.

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Andreas Pocha: "Aus unserer Sicht ist es erfreulich, dass es immer wieder Ausschreibungen gibt, die als Qualifikationsnachweis die Mitgliedschaft im Deutschen Abbruchverband verlangen."

ABZ: Das durchschnittliche Mitgliedsunternehmen hat wie viele Mitarbeiter?Ettengruber: Das durchschnittliche Mitgliedsunternehmen hat 20 Mitarbeiter. Es ist bei uns genauso der Zweimannbetrieb Mitglied wie der 300-Mann-Betrieb. Auch die Zwei-, Drei- oder Fünf-Mann-Betriebe wollen bei uns Mitglied werden. Da besteht durchaus Interesse. Die versprechen sich schon etwas von der Mitgliedschaft.ABZ: Wo stehen Sie in zehn Jahren?Ettengruber: Wenn die Statistik der letzten Jahre stimmt, können wir es uns ausrechnen. Dann haben wir 500 Mitglieder mehr. Aber Spaß beiseite: Natürlich freuen wir uns über weiteres Mitgliederwachstum, was aber bei uns nicht auf Kosten der Mitgliederqualität gehen wird. Letzten Endes hängt die Stärke des weiteren Zuspruchs neben attraktiven Verbands-Dienstleistungen nicht zuletzt aber auch immer von der Konjunktur ab.Pocha: Die Geräte-Hersteller, um die jeder Verband bei Messen und Ausstellungen als Sponsor buhlt, sind der Meinung, dass es im Abbruch- und mehr noch im Recyclingbereich, zu viele Verbände und Veranstaltungen gibt. Die Hersteller haben nur eine gewisse Summe in ihrem Werbeetat dafür zur Verfügung und suchen sich ihr Engagement sorgfältig aus. Da sind wir z B. mit unserer Fachtagung Abbruch im März in Berlin sehr gut aufgestellt und können den Herstellern dort eine attraktive und preiswerte Plattform mit mehr als 700 Teilnehmern bieten. Daran werden wir weiter arbeiten.ABZ: Der deutsche Abbruchverband fördert die Ausbildung zum Bauwerksmechaniker, zum Vorarbeiter, zum Werkpolier, zum Baggerfahrer und seit Neuestem auch die Ausbildung zum Baugeräteführer. Wie wird das Angebot angenommen? Planen Sie, das Angebot noch zu erweitern?Ettengruber: Wir haben für die Ausbildung zum Bauwerksmechaniker nur eine Berufsschule und die befindet sich in Gelsenkirchen. Außerdem gibt es ein Ausbildungszentrum in Hamm. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen. Wir haben das Berufsbild gemeinsam mit dem Fachverband Betonbohren und –sägen entwickelt. Segen deswegen, weil zu der praktischen Ausbildung, die im Betrieb stattfindet, auch die Theorie folgt. Das ist eine sehr fundierte Ausbildung. Die Praxis hat man dann in den Betrieben, die im ersten Lehrjahr etwas zu kurz kommt, weil die Auszubildenden durch die überbetriebliche Ausbildung fast nie da sind. Der Fluch ist allerdings die Entfernung. Man muss die Leute motivieren, damit sie von Bayern in die Berufsschule nach Gelsenkirchen fahren. Das ist natürlich für einen 16-jährigen als Berufseinsteiger nicht so einfach. Manchmal sträuben sich die Eltern ihren Sohn zwei bis drei Wochen in den Ruhrpott zu schicken. Wenn wir vier oder fünf Berufsschulen deutschlandweit hätten, könnte mit Sicherheit die Attraktivität dieses Berufes noch erhöht werden. Das mit den wenigen Berufsschulen ist ein absolutes Handikap. Natürlich würden wir nur weitere Berufsschulen bekommen, wenn die Ausbildungszahlen höher wären. Die werden aber nicht höher, weil die von den Auszubildenden zurückzulegenden Strecken so weit sind. Trotzdem sind wir ein wenig stolz, dass wir in den drei Lehrjahren 90 Auszubildende haben. Jetzt haben wir mit dem Fachverband Betonbohren und -sägen zusammen 35 neue Azubis im ersten Lehrjahr. Wenn wir uns allerdings die Zahlen vor sieben oder acht Jahren ansehen, da wollten weniger als die Hälfte der heutigen Auszubildenden den Beruf des Bauwerkmechanikers ergreifen. So ist das Ganze ein ganz bescheidener Erfolg.Jetzt zum Baugeräteführer. Viele Betriebe sagen, dass sie lieber Baugeräteführer einstellen, da die Berufsschulen zentraler sind. Bei uns in Bayern sind allein zwei Berufsschulen. Deutschlandweit gibt es wesentlich mehr Berufsschulen für die Baugeräteführer, weil auch die Spezialtief- und Hochbauer ihre Leute dorthin schicken. Bei Abbruchfirmen ist die betriebliche Ausbildung in den ersten beiden Lehrjahren fast gleich. Auch der Baugeräteführer muss in unseren Betrieben anfangs viel mit den Händen arbeiten. Die Tätigkeit im Betrieb ist fast die gleiche wie beim Bauwerksmechaniker. Beim Baugeräteführer merken wir schon die steigenden Ausbildungszahlen. Wir haben uns jetzt im Vorstand dazu entschlossen, unseren Mitgliedern neben der unveränderten Förderung bei der Ausbildung eines Bauwerksmechanikers jetzt neu auch die Ausbildung zum Baugeräteführer finanziell zu bezuschussen.ABZ: Gibt es noch ein anderes Berufsbild, was auf ihrer Wunschliste stünde?Ettengruber: Berufsbild in dem Sinne nicht, aber wir haben dieses Jahr die Seiteneinsteiger ins Auge gefasst. Das ist erst ganz am Anfang. Wir haben im Betrieb immer wieder diese typischen Quereinsteiger. Die sind nicht im typischen Lehrlingsalter, sondern schon weit über 20 Jahre alt. Der eine hat irgendein Handwerk gelernt, was ihm nicht gefiel, der andere hat keine Berufsausbildung, der Dritte kommt aus einer ganz anderen Branche. Es kommt nicht selten vor, dass unter den Quereinsteigern auch Mitarbeiter sind, bei denen man merkt, dass sie unbedingt weiterkommen wollen. Die bringen das nötige Engagement und die Intelligenz mit und es ist ein sofortiger Aufstieg möglich. Wir wollen unsere Mitgliedsunternehmen jetzt dadurch unterstützen, indem wir für diese Seiteneinsteiger einen Kurs anbieten, der mit der Bauakademie in Feuchtwangen zusammen entwickelt wurde. Themen sind die Arbeitssicherheit, der Umgang mit der Motorsäge, mit der Hilti oder mit dem Kompressor, um ein paar Beispiele zu nennen. Der Seiteneinsteiger soll auch eingewiesen werden, was er beachten muss, wenn er z. B. den Minibagger bedient und daran denken, Öl und Wasser zu kontrollieren. Diese ganz banalen Dinge müssen diesen Mitarbeitern einmal gezeigt werden, vor allem im Hinblick auf den Arbeitsschutz. Deshalb sollen sie zu einem einwöchigen Kurs geschickt werden, an dessen Ende keine schriftliche Prüfung steht, aber den Absolventen eine Teilnahmebescheinigung ausgehändigt wird. Das hat für den Unternehmer auch den Vorteil, dass er weiß, dass eine Unterweisung auf Kleingeräten stattgefunden hat. Die Zahl dieser Seiteneinsteiger wird meiner Meinung nach in den nächsten Jahren zunehmen, auch vor dem Hintergrund der sich nicht positiv entwickelnden Altersstatistik in unseren Betrieben.Pocha: Auch in unserer Branche ist der Facharbeitermangel da. Der steht nicht vor der Tür, der ist schon eingetreten. Wir haben die für unsere Mitgliedsunternehmen interessantesten Berufsbilder ausgesucht, die wir unterstützen. Darüber hinaus werden wir uns bemühen, bei unseren Mitgliedsbetrieben noch mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, um klar zu machen, dass nichts über den selbst herangezogenen Nachwuchs geht. Der selbst ausgebildete Nachwuchs ist nun mal das Beste, was man kriegen kann. Vielleicht ist es sogar möglich, eine weitere Ausbildungsstätte zu bekommen, wenn die Zahlen weiter ansteigen.

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Um die Staubentwicklung während des Abbruchs einzudämmen, wird ständig bewässert. So auch beim Rückbau der fast 60 Jahre alten Rhein-Main-Hallen im vergangenen Jahr. Foto: dpa

ABZ: In den letzten Jahren wurden die Staubgrenzwerte immer wieder verschärft. Was bedeutet das für ihre Arbeit und wie ist der Stand der Dinge?

Ettengruber: Wenn Grenzwerte verschärft werden sollen, egal von was, ist es immer wieder eine Herausforderung für alle Betroffenen. Zwei Dinge vorausgeschickt: Es handelt sich dabei um keine EU-Vorgabe, wie viele meinen. Vielmehr hat die deutsche MAK-Kommission, die dem Bundesarbeitsministerium Vorschläge für maximale Arbeitsplatz-Konzentration (MAK-Werte) macht, sich rein national dieses Thema angenommen. In der Regel werden deren Vorschläge dann in die Gefahrstoffverordnung übernommen. Ob das jetzt alles so notwendig ist, sei dahingestellt. Ich weiß es nicht. Grundsätzlich muss man sagen, dass bei uns der Arbeitsschutz unserer Mitarbeiter oberste Priorität hat. Ich glaube, dass man heute jedem Unternehmer unterstellen kann, dass er alles tut, dass seine Mitarbeiter in dem Sinn geschützt sind. Das geht aber auch nur, wenn die Mitarbeiter mitmachen, wenn sie geschult oder sensibilisiert werden. Diese Staubgrenzwerte sind reine Arbeitsschutzgrenzwerte. Man muss allerdings zwischen den Tätigkeiten auf einer Abbruchbaustelle unterscheiden. Da gibt es den Maschinenbediener, den typischen Baggerfahrer, der schon seit 20 Jahren den Komfort einer geschlossenen, klimatisierten Kabine genießen kann, und bspw. den Mann am Kompressorhammer. Es ist möglich, die Filter für die Baggerkabine durch solche zu ersetzen, die den strengeren Bestimmungen entsprechen. Das ist auf gutem Wege und bald lösbar. Wobei man natürlich darüber streiten kann, ob der vorhandene Wert nicht schon ausreichen würde. Zu bedenken ist auch, dass der Baggerfahrer nicht jeden Tag acht Stunden der Staubbelastung ausgesetzt ist. Die Verhältnismäßigkeit wird meiner Meinung nach hier ein wenig vernachlässigt. Der Mann am Kompressorhammer wird jedoch nur auf ganz konventionelle Art vor Staub geschützt, was mit Sicherheit nach jetzigen Kriterien ausreichend ist, wenn es richtig gemacht wird. Der übliche Schutz ist eine P2-Atemmaske und bewässern, bewässern, bewässern. Jetzt denkt man beim Kompressor bspw. an eine Absaugvorrichtung. Aber alles, was im Moment überlegt wird, ist nicht praxisgerecht und unausgegoren. Unser Fachausschuss Abbruchtechnik macht sich hierüber erhebliche Gedanken. Wenn man aus der Praxis kommt ist es eigentlich so, dass man mit dem Staub vernünftig umgeht, und auch der Mann am Kompressorhammer richtig geschützt wird. Da ist die herkömmliche Methode immer noch die beste. Man kann jetzt auch darüber nachdenken, dem Mann eine P3-Maske zu geben, also die nächst höhere Kategorie. Nur darf man dabei nicht vergessen, der er das auch wollen muss. Da sind meine Erfahrungen manchmal ganz anders. Wie in vielen Bereichen ist auch dort Theorie und Praxis oft unterschiedlich.

ABZ: Wer kontrolliert denn die Schutzmaßnahmen?

Pocha: Da es ja dort nicht um den Nachbarschutz geht, sondern um den Schutz der Mitarbeiter, den Arbeitsschutz und die Unfallverhütung, ist das ganz klar eine Aufgabe der Berufsgenossenschaft und die werden dann ihre technischen Aufsichtsbeamten, wenn die Baustellenüberprüfungen machen, zukünftig auch diesen Punkt beobachten lassen.

Ettengruber: Wir sind vom Deutschen Abbruchverband auch in sehr engem Kontakt mit den Berufsgenossenschaften und die Zusammenarbeit ist sehr gut. Es gibt bei der BG Bau viele Mitarbeiter und Referenten, die wirklich mit Sachverstand an die Sache herangehen. Dafür sind wir sehr dankbar.

ABZ: Wann sollen denn die neuen Staubgrenzwerte in Kraft treten?

Ettengruber: Am 31.12.2018 sollen die Staubgrenzwerte in Kraft treten. Ich sehe allerdings im Moment noch keine konkreten Möglichkeiten dies umzusetzen.

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Abbruch eines Büro- und Geschäftshauses aus den 50er/60er-Jahren gegenüber dem Münchener Hauptbahnhof durch die Fa. Ettengruber. Es wurde von innen nach außen abgebrochen. Foto: Ettengruber

ABZ: Sie haben anlässlich ihrer Wiederwahl im vergangenen Jahr gesagt, dass sie die Kooperation mit Branchenverbänden weiter ausbauen möchten. Wie ist z. Zt. der Sachstand?

Ettengruber: Grundsätzlich darf ich vorausschicken: Wir sprechen mit jedem, der mit uns sprechen will. Also wir haben gegen keinen unserer artverwandten Verbände etwas und haben keine Berührungsängste. Wir haben oftmals gemeinsame Ziele. Speziell möchte ich den Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) nennen, der seinen Sitz in Bonn hat und dessen Hauptgeschäftsführer, Eric Rehbock, ich seit 20 Jahren kenne. Der bvse hat sich seit kurzem auch der Mineralik zugewandt und hierfür in seinen Reihen einen eigenen Fachverband gegründet. Ab diesem Zeitpunkt war er für uns ein natürlicher Gesprächspartner. Der bayerische Recyclingverband, bei dem ich auch im Präsidium sitze, hat sich gleich ganz unter das Dach des BVSE gestellt. Ich glaube, wenn gerade die Verbände gegenüber der Politik mit einer Stimme sprechen, erreichen sie mehr – sei es beim BMUB oder in Brüssel. Deswegen sind wir mit dem bvse eine enge fachliche Zusammenarbeit eingegangen, auch wenn wir nicht immer in allen Dingen einig sind. Bspw. gibt es eine unterschiedliche Sichtweise, was die mobilen Aufbereitungsanlagen auf der Baustelle angeht. Es ist uns als Abbruchfirmen sehr wichtig, auch auf der Baustelle Recycling machen zu dürfen. Da vertritt der bvse eine etwas andere Meinung. Er ist mehr für die stationären Anlagen, wobei wir vom DA sagen, wir definieren das über das Ausgangsmaterial. Jeder muss Qualität herstellen und dann ist wieder Waffengleichheit, egal ob stationär oder mobil aufbereitet wurde. Insofern haben wir da immer das gleiche Ziel.

Mit dem Fachverband Betonbohren und -sägen verbinden uns zwei große Dinge: das Berufsbild Bauwerksmechaniker und die Tarifgemeinschaft. Da bin ich auch mit dem 1. Vorsitzenden Thomas Springer einer Meinung. Wir treffen uns in unregelmäßigen Abständen oder wir telefonieren miteinander. Obwohl die Arbeit an sich zwei verschiedene Dinge sind: Betonbohren und -sägen ist doch ein bisschen anders als der Abbruch mit Großmaschinen oder die Schadstoffsanierung bzw. Recycling. Aber das Berufsbild Bauwerksmechaniker für Abbruch- und Betontrenntechnik ist bei beiden Verbänden gleich und wird gleichwertig vermittelt. Also nach der Ausbildung könnte jeder theoretisch bei einem Betonbohr und -sägebetrieb arbeiten oder bei einem Abbruchbetrieb. Wobei natürlich die betriebliche Ausbildung differenzierter ist. Insofern ist bei der Berufsausbildung ein großes Einvernehmen da und dann sind wir ja noch in einer Tarifgemeinschaft und haben da in jeglicher Richtung Einvernehmen.

ABZ: Sie haben kürzlich in ihrer Verbandszeitschrift eindeutig zu dem Politikzirkus Stellung bezogen und dabei unter anderem den Dokumentationswahnsinn beim Mindestlohn oder die ihrer Meinung nach falsche Zuordnung von Bauschutt in die Gewerbeabfallverordnung angeprangert. Kommen sie sich manchmal wie Don Quichotte vor, der gegen Windmühlen kämpft?

Ettengruber: Ein ganz klares Nein. Denn Don Quichotte war klar, dass er einfach keine Chance hat. Ich bin jetzt seit 2004 im Ehrenamt als DA-Landesvorsitzender von Bayern und seit fünf Jahren im Vorstand des Deutschen Abbruchverbandes und stelle für mich persönlich fest, dass man etwas bewegen kann, wenn man will. Leider hat sich auch unter Unternehmern die Mentalität breit gemacht, dass man zwar gutes Geld verdient, trotzdem unzufrieden ist und glaubt, nichts bei der Politik bewirken zu können. Dann muss man sich nicht wundern, wenn manchmal Gesetze von Leuten gemacht werden, die von der Sache nichts verstehen. Ich kann mich doch als Unternehmer oder fachlich versierter Mensch, da kann die Firma noch so klein sein, engagieren. Wenn ich zu den Ämtern gehe merkt man, dass da Menschen sind, die froh sind, wenn man ihnen fachliche Themen näher bringt. Das sind ganz kleine Schritte. Hierfür bracht es aber einen langen Atem um diese vielen kleinen Schritte auch zu gehen, denn es sind hin und wieder ganz schön dicke Bretter, die da gebohrt werden müssen.

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Kontrollierter Rückbau eines Gebäudes Am Westpark in München durch die Fa. Ettengruber. Foto: Ettengruber

ABZ: Was ist Ihr größtes Anliegen in dem Zusammenhang?

Ettengruber: Ich habe mehrere Anliegen: ständig dran sein, ständig sich engagieren, ständig seine Meinung äußern – das alles natürlich mit einem fachlichen Hintergrund. In unserer Verbandszeitschrift will ich manchmal auch bewusst provozieren und die Leute wachrütteln. Und der Erfolg gibt mir eigentlich Recht. Ich rate jedem, der mich fragt, sich aufstellen zu lassen und sich einzumischen. Das ist mein innerer Antrieb, dass man nie aufhören soll, zu versuchen etwas zu bewegen und zu verändern. Dazu gehört natürlich Überzeugungsarbeit. Ich habe in den letzten zehn bis zwölf Jahren festgestellt, dass man schon ein Stück etwas bewegen kann, wenn man will. Ich glaube, dass sich in Zukunft die Leistungsträger in unserer Gesellschaft mehr engagieren müssen als jetzt.

Ich will, dass meine Nachkommen in 20 oder 30 Jahren auch noch vernünftig arbeiten können und nicht durch zu viele Gesetze so eingeengt werden, dass sie nicht mehr genügend Luft zum Arbeiten und zum Geld verdienen haben. Das ist, was mein innerer Antrieb ist. Deswegen fühle ich mich nicht als Don Quichotte.

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