Gerüstbaugewerbe

30-jähriges Bestehen gemeinsamer Einrichtungen Soka und ZVK gefeiert

RHEINGAU (ABZ). - Die Sozialkasse (Soka) und die Zusatzversorgungskasse (ZVK) des Gerüstbaugewerbes feiern in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. "Wo würde der Gerüstbau heute stehen, wenn es die Sozialkasse und die Zusatzversorgungskasse des Gerüstbaugewerbes nicht gäbe?" Mit dieser Frage begrüßte Dr. Stefan Häusele, Vorstand der beiden Kassen, die zur Jubiläumsfeier geladenen Gäste im Hotel Kloster Johannisberg im Rheingau.Treffende Antworten auf diese Frage gab der erste Gastredner des Abends, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler. Er wies deutlich auf die besonderen Bedingungen im Gerüstbaugewerbe hin, etwa die hohen körperlichen Belastungen und die hohen Witterungsabhängigkeiten. "Hier haben die beiden Tarifvertragsparteien, der Bundesverband Gerüstbau e. V. und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, passende Lösungen entwickelt und die Gemeinsamen Einrichtungen mit deren Umsetzung beauftragt." Neben dem Ausgleichsverfahren für das Urlaubsgeld, dem Schlechtwettergeld und der Altersversorgung hob Kentzler in besonderer Weise die Bedeutung der Sozialkasse für die Aus- und Weiterbildung hervor: "Nachdem von der Sozialkasse in den Anfangsjahren vor allem Fortbildungen für Arbeitnehmer im Gerüstbauerhandwerk angeboten wurden, gab es ab 1991 zunächst die zweijährige Ausbildung zum Gerüstbauer – ein Meilenstein in der Entwicklung des Gerüstbauerhandwerks. Später, im Jahre 1998, wurde der Gerüstbau – vor allem wegen der hohen Bedeutung für die Arbeitssicherheit – mit Unterstützung durch den ZDH zum Vollhandwerk. Ab 2000 wurde dann die Ausbildung zum Gerüstbauer als dreijährige Ausbildung durchgeführt. Heute hat die Ausbildung im Gerüstbauerhandwerk eine hohe Akzeptanz; bundesweit hat die Anzahl der Auszubildenden zum Ende des vorigen Jahres den Höchstwert von 1.071 erreicht; darunter – besonders erfreulich – vier weibliche Auszubildende."Die Berufsausbildung nannte der Handwerks-Präsident als zentralen Punkt für die qualitative Entwicklung im Gerüstbaugewerbe. "Hier gilt es aber auch, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen", so Otto Kentzler, angesichts der sinkenden Zahl der Schulabgänger geeignete Zugangswege zur Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs zu finden.Der zweite Ehrengast des Abends war Prof. Dr. Rainer Schlegel, Abteilungsleiter Arbeitsrecht und Arbeitsschutz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin. Er ging intensiv auf das System der Sozialkassen und der Zusatzversorgungskassen ein, das sich in der Bauwirtschaft und in vielen Handwerksbereichen etabliert hat. Sozialpartnerschaft zeichne sich dadurch aus, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer tarifvertragliche Lösungen entwickelten, um einen Ordnungsrahmen für die soziale Sicherung der Arbeitnehmer und die Weiterentwicklung des Gewerbes zu schaffen, erklärte der Referent. Dazu gehöre das Lohnausgleichsverfahren, mit dem die Auszahlung des Urlaubsgeldes gesichert werde, das Umlageverfahren für die Finanzierung der Ausbildung sowie die Rentenbeihilfe für Arbeitnehmer im Ruhestand. "Mit ihren Regelungen haben die beiden Tarifvertragsparteien frühzeitig Weitsicht bewiesen, dadurch profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen – ohne unmittelbare Vorgabe des Staates", lobte Professor Schlegel die bestehende Sozialpartnerschaft.Der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bauen Agrar Umwelt, Dietmar Schäfers, erinnerte an die Gründungszeiten der Kassen: "Am Anfang stand eine Beobachtung von Männern, die bei Wind und Wetter ein Haus einrüsteten, und die Erkenntnis: Für diese Jungs muss etwas getan werden. Damit war die Gründungsidee für die Soka und die ZVK des Gerüstbaugewerbes geboren." Schäfers Rückschau umfasste aber auch kritische Herausforderungen in der Entwicklung der Kasse: EDV-Umstellungen gehörten ebenso zu seinen Beispielen wie die anhaltende Finanzkrise, die aufgrund einer soliden Anlagepolitik erfreulicherweise ohne negative Folgen blieb. Schließlich blickte er optimistisch nach vorne: "Erfreulich ist, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit in Kürze in Tarifverhandlungen eintreten werden."Die qualitative Entwicklung des Gerüstbaues war Thema des Referates von Jörg Berger, Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau: "In den letzten Jahrzehnten hat sich das Berufsbild des Gerüstbauers kontinuierlich verändert. Das Gerüstbauerhandwerk ist mittlerweile von einem 'Hilfshandwerk' zu einem ganz eigenständigen Handwerk geworden." Als eine Ursache nannte Berger die kontinuierlich wachsenden technischen Anforderungen. Diese würden mit den komplexer werdenden baulichen Gestaltungen ebenso steigen wie mit den vielfältigen Verwendungszwecken von Gerüsten. Ein weiterer Grund sei die Materialentwicklung der letzten Jahrzehnte, die neue Einsatzfelder eröffne, gleichzeitig aber das notwendige Investitionsvolumen der Betriebe erhöhe. Schließlich würden die Anforderungen an die Arbeitssicherheit sowohl beim Aufbau der Gerüste als auch im Hinblick auf die Gerüstnutzung steigen. Folge sei, dass immer mehr Maler, Dachdecker und Baubetriebe den Gerüstbau den Spezialisten überließen. "Wir haben uns als Vollhandwerk etabliert!", schloss Jörg Berger, "und darauf können wir stolz sein!"In seinem Fazit dankte Dr. Stefan Häusele den Referenten für ihre eindrucksvollen Ansprachen: "Jeder hat aus seiner Perspektive geschildert, welchen Beitrag die Sozial- und die Zusatzversorgungskasse für die Entwicklung des Gerüstbauerhandwerks geleistet hat - und das Votum fällt in Summe positiv aus."

Jörg Berger: \"In den letzten Jahrzehnten hat sich das Berufsbild des Gerüstbauers kontinuierlich verändert.\"
Prof. Dr. Rainer Schlegel: \"Sozialpartnerschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer tarifvertragliche Lösungen entwickelten, um einen Ordnungsrahmen für die soziale Sicherung der Arbeitnehmer und die Weiterentwicklung des Gewerbes zu schaffen.\"
ZDH-Präsident Otto Kentzler: \"Die Berufsausbildung ist zentraler Punkt für die qualitative Entwicklung im Gerüstbaugewerbe.\"

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