Hydraulikfluid-Einschlüsse

Große Gefahren für die Gesundheit

Köln (ABZ). – Das dramatischste Szenario für Instandhalter und Menschen, die mit Hydraulik arbeiten, sieht folgendermaßen aus: Hydraulikflüssigkeit schießt aus einem unter Druck stehenden Schlauch mit der Wucht einer Pistole, meist verursacht durch eine winzig kleine, nadelstichgroße Undichtigkeit in der Schlauchleitung. Diese Strahlen werden auch Hydraulikfluid-Einschüsse genannt und sie können Menschen schwer verletzen, im schlimmsten Fall sogar töten. Denn sowohl der "Schuss" selbst, als auch darüber hinaus die Tatsache, dass meist giftige Hydraulikflüssigkeit tief in das menschliche Gewebe mit Druck eindringt, bergen große Gefahren für die Gesundheit.

Doch – das sei vorweg geschickt – zum Äußersten kommt es nur selten. Dennoch ist die Gefahr bei der Arbeit mit Hydraulikschläuchen allgegenwärtig. Zumal unvorhergesehene Defekte in der Praxis meist während des Einsatzes auftreten, dann, wenn die Leitungen im Einsatz sind und unter Druck stehen. Martyn Smart ist Health and Safety Manager bei Pirtek UK und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema "Fluid Injection Injuries", also den Verletzungen, die durch Fluid-Einschüsse verursacht werden. "Die häufigste Form der Verletzungen, die im Umgang mit Hydraulikleitungen auftreten, sind relativ leichte Kratzer, Schnitte oder Stiche. Diese werden z. B. durch Drahtgeflechte oder Drahteinlagen in den Schläuchen verursacht", berichtet Smart. "Seltener kommt es zu Unfällen durch Verbrennungen von heißem Öl oder Fluid. Sehr selten sogar zu den schweren Verletzungen durch Fluid-Einschüsse aus Hochdruckleitungen."

Seit seiner Tätigkeit für Pirtek UK als Health & Safety Manager, werden Smart im Schnitt 3 bis 5 dieser dramatischen Unfälle pro Jahr aus Großbritannien berichtet.

Alle diese Fälle waren berufsbedingte Verletzungen bei Männern, die im Zusammenhang mit Arbeiten an Hydraulikschlauchleitungen entstanden. Insofern sind Service-Techniker für Hydraulik, Wartungs- und Instandhaltungspersonal, Anlagenbauer und alle Techniker, die regelmäßig mit der Antriebstechnik zu tun haben, die gefährdeten Personengruppen für diese Art von Verletzungen. In der überwiegenden Anzahl der Fälle verletzte der Einschuss den Zeigefinger der nicht dominanten Hand. Der Grund dafür ist einfach: Dieser Finger tastet den Schlauch ab auf der Suche nach Defekten und löst damit den Einschuss aus.

Die Gefahr lauert sowohl in der Verletzung durch den Einschuss als auch in der Flüssigkeit selbst. Fatal ist, dass der Einschuss nur punktuell stattfindet, und die Wunde klein und stichartig aussieht. Unter der Oberfläche breitet sich nämlich das Hydraulikfluid durch den hohen Druck im Körper aus und dringt tief in Muskeln und Gewebe. Je nach Druck und Viskosität des Fluids kann die Einspritzung den gesamten Körperteil "vergiften" und die Blutzirkulation im umliegenden Gewebe unterbinden.

Im Falle dieser punktuellen Wunden berichten Betroffene auch, dass sie keine großartigen Schmerzen zu Anfang spürten. Lediglich eine Art Taubheit, Starre- oder ein Druckgefühl in der betroffenen Körperregion. Erst später breitete sich der Druck weiter aus und heftige Herzschmerzen kamen dazu.

Sofortiges Handeln ist im Fall der Fälle oberstes Gebot. Alle Einschüsse durch Hydraulikfluide sind Notfälle und von der Dringlichkeit her Schlaganfällen oder Herzinfarkten gleichzusetzen. Erste Hilfe-Maßnahmen durch Laien sind nur sehr begrenzt möglich. Wichtig: Der Verletzte muss innerhalb der nächsten 6 Std. nach dem Unfall in eine Unfallklinik. Ein Allgemeinarzt kann nicht weiterhelfen. Erfolgt innerhalb dieses 6-Std.-Frist keine adäquate Hilfe, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die betroffene Körperregion amputiert werden muss oder gelähmt bleibt – das hängt natürlich auch maßgeblich von Art und Inhaltsstoffen des Fluids ab, das in den Körper eingetreten ist.

Die Amputationswahrscheinlichkeit ist bei Verletzungen generell sehr hoch und sie steigt mit der Höhe des Drucks. So genügt bereits ein kleiner Strahl von 100 PSI – das sind ca. 6.9 bar – um die menschliche Haut zu durchdringen. Ab 2000 PSI besteht eine 50%ige Amputationswahrscheinlichkeit für die betroffene Körperregion.

Die meisten Fluideinspritzungen geschehen – Pirtek Statistiken zufolge – im Bereich zwischen 2000–3000 PSI.

Regelmäßige, vorbeugende und professionell durchgeführte Inspektionen aller Schlauchleitungen haben oberste Priorität und sind immens wichtig, damit Defekte erst gar nicht auftreten. Darüber hinaus darf ausschließlich geschultes Personal Arbeiten an Hydraulikschlauchleitungen vornehmen. Denn moderne Hydraulikschläuche stehen unter immensem Druck und erfordern professionellen Umgang. Ausschließlich Menschen, die im Vorfeld auf die Gefahren sensibilisiert und für den korrekten Umgang instruiert wurden, dürfen Wartungsarbeiten vornehmen, damit ein Maximum an Sicherheit für den Mensch gewährleistet ist.

Pirtek ist auf der bauma vertreten in Halle A6, Stand 526.

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