Keine normale Denkmalschutzrüstung

Berührungspunkte mit Bausubstanz nicht erlaubt

Scafom-rux Gerüstbau
Die Kaiserthermen in Trier sind in ihrer wechselvollen Geschichte in vielerlei Weise genutzt worden – allerdings niemals als Badeanlage. Die Spezialgerüstbauer von BSB halfen engagiert und lösungsorientiert bei der Sanierung, die gerade vom Landesbetrieb Liegenschafts- u. Baubetreuung Niederlassung Trier vorgenommen wird. Fotos: Bernhard Fischer/BSB/Scafom-rux

Trier (ABZ). – Die Kaiserthermen in Trier haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich geplant als riesige römische Badeanlage, wurden sie trotz ihres heutigen klangvollen Namens tatsächlich nie als solche genutzt. Stattdessen diente das Areal samt Bauwerken schon während der Antike als Reiter-kaserne.

Wahrscheinlich bereits im sechsten Jahrhundert wurde der innere Bereich der Thermen als Burg genutzt, um dann im weiteren Verlauf der Historie schließlich in die Stadtmauer integriert zu werden und als Eckbastion Verwendung zu finden. Ab dem 19. Jahrhundert besann man sich im Zuge eines wachsenden Geschichtsbewusstseins trotz vieler anderer Nutzungsvorschläge allmählich auf den Schwerpunkt Forschung und Konservierung und ermöglichte wissenschaftliche archäologische Arbeiten. Diese erlaubten schließlich zwischen 1912 und 1914 unter Einbeziehung internationaler Erkenntnisse jener Zeit die Schlussfolgerung, dass es sich bei dem altehrwürdigen Gemäuer tatsächlich um eine – zumindest als solche geplante – Badeanlage handelte. Mit ihren bis zu 19 m hohen Mauern gilt die Therme als eine der größten nördlich der Alpen und ist seit 1986 Teil des UNESCO-Welterbes in Trier.

Der Landesbetrieb Liegenschafts- u. Baubetreuung Niederlassung Trier möchte seit 2016 im Rahmen einer historischen Bestandsaufnahme, verbunden mit genauer Kartierung, die statische Sicherung der noch vorhandenen Gebäudeteile voranbringen. Im Zuge dessen wird auch die Entwässerung der Mauerkrone und die Wasserableitung erneuert. Diese Arbeiten sollen voraussichtlich im Jahr 2017 abgeschlossen werden. Den Zuschlag für die komplexe Innen- und Außenrüstung sowie die Überdachung der Kaiserthermen bekam die überregional tätige Bau- und Spezialgerüstbau Franke & Wagner GmbH (BSB) aus Schmölln. Mit fundierter Erfahrung in den Bereichen Überdachung und Spezial- und Sondergerüste genau der richtige Partner für das herausfordernde Projekt. Denn es ging um alles andere als eine normale Denkmalschutzrüstung.

Die Konstruktion durfte keinerlei (!) Berührungspunkte mit der historischen Bausubstanz haben, schließlich sind trotz der vielen Umbauten und Nutzungsvarianten Teile des Mauerwerks 1700 Jahre alt. Eine Rückverankerung im Boden war ebenfalls nicht zulässig, da der aus archäologischer Sicht wertvolle Baugrund besonders geschützt werden musste. So erfolgte die Gründung auf 28 mm Siebdruckplatten und 3-facher Bohlenlage. Für die Einrüstung von ca. 1000 m² historischer Wandfläche, z.T. gebogener Fläche mit Mauervorsprüngen bis 1,50 m und für die Überdachung mit ca. 250 m² Kassettendach standen drei Monate Zeit zur Verfügung. Ziel: Alle Wand-, Bogen- und Kroneflächen mussten uneingeschränkt zugänglich und ergonomisch bearbeitbar sein.

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An keiner Stelle der Bausubstanz durfte verankert werden. Das schloss sogar den Baugrund mit ein, der, mit Siebdruckplatten und Bohlen geschützt, eine Gesamtballastierung von 121 t tragen musste.

Durch die geplante Standzeit von mindestens 114 Wochen und einer Firsthöhe des Wetterschutzdaches von ca. 24 m ergab sich eine Gesamtballastierung von rund 121 t. Die Ballastierung erfolgte in Form von Betonrechteckpflaster, welches auf Paletten bis teilweise 4 m hoch in das Trag- und Stützgerüst eingebaut und dort verankert wurde. Außen und innen standen jeweils eine Transportbühne mit 850kg Traglast zur Verfügung. Das westliche Dachauflager wurde mittels einer 18 m langen Stahlfachwerkbrücke aus 8-fach 75er-Gitterträgern realisiert. Das Wetterschutzdach ist für eine Schneelast von 75 kg/m² ausgelegt und ist händisch – ohne Kraneinsatz – freitragend montiert worden.

Als Gerüstsysteme kamen zum einen das Fassadengerüstsystem Super des Hagener Herstellers Scafom-rux zum Einsatz – sowohl in der 65er als auch in der 100er Ausführung (zusammen 1700 m²) -, zum anderen bediente BSB sich des Scafom-rux-Modulgerüstes Variant (3500m³) und des bewährten Kassettendachsystems Rux-Alu-Rasant. Zusätzlich wurden noch rund 500 m Gitterträger in 75er und 45er Ausführung sowie 3000m Stahlrohr verbaut. Geplant und berechnet wurde die Rüstung durch das Ingenieurbüro Noack NL Sebnitz. Die Prüfstatik einschließlich Abnahme erfolgte durch Dr. Christoph Meinsma – MTM Ingenieure GmbH Düsseldorf.

BSB-Bauleiter Andreas Dölz lobte die gute Kombination der beiden Systeme Rux Super und Rux Variant in der Verbindung Arbeitsgerüst/Traggerüst sowie die Vielfältigkeit des systemfreien Gerüstzubehörs. Auch die einfachen und praktikablen Montageabläufe beim Wetterschutz durch das Rux Alu-Rasant Kassettensystem wurden gerade bei der Montage ohne Kran sehr geschätzt.

Ganz egal, ob es sich bei dem römischen Bauwerk nun geschichtstechnisch um eine Therme handelt oder nicht: Bei BSB ist man stolz, diesen außergewöhnlichen Auftrag in der gewohnten Zuverlässigkeit abgewickelt und so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses Kulturdenkmals geleistet zu haben.

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