Klarheit bei Baustoffen

Mit Umwelt-Produktdeklarationen zum nachhaltigen Gebäude

Baupolitik
Die Label-App der Bundesministerien für Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Verbraucher-Initiative weist die EPD des IBU als besonders empfehlenswert aus. Foto: IBU

BERLIN (ABZ). - Nachhaltig Bauen bedeutet, jedes Bauwerk ganzheitlich zu betrachten und jedes Detail zu analysieren. Unzählige Baustoffe stecken in jedem Gebäude, in jedem Bauwerk. Es braucht eine Vielzahl an Ressourcen bis alle Produkte hergestellt sind, ihren Platz gefunden und ihre Funktion eingenommen haben.Je nach Art, Nutzung oder Standort des Gebäudes ergeben sich dabei unterschiedliche Anforderungen an die verwendeten Bauprodukte. Jedes einzelne beeinflusst die ökologische Performance des gesamten Bauwerks. Deshalb können die Umweltwirkungen einzelner Bauprodukte erst im Gebäudekontext beurteilt werden. Was jedoch in jedem Einzelteil steckt, welche Ressourcen für jede Stahlplatte, jeden Stein, jeden Liter Farbe oder jedes Kilogramm Dämmstoff verbraucht werden, bleibt häufig im Dunkeln. Es sei denn, Hersteller von Bauprodukten geben diese Informationen preis – so wie mit Umwelt-Produktdeklarationen (Environmental Product Declarations, kurz EPDs) des Institut Bauen und Umwelt (IBU), denn sie liefern die Basisinformationen für die Beurteilung der ökologischen Gebäudequalität.EPDs bringen Klarheit, denn sie beleuchten, welche Grundstoffe mit welchem Energieaufwand in ein Bauprodukt einfließen und welche Umweltwirkungen dadurch entstehen. In Form einer Ökobilanz wird z. B. der Beitrag zum globalen Treibhauseffekt, zum Ozonabbau, zur Versauerung von Böden und Gewässern oder zur Ressourcenverknappung quantifiziert. In den verschiedenen Modulen der Ökobilanz werden das Produktionsstadium, der Einbau ins Gebäudesystem, die Nutzungsphase, die Entsorgung sowie das Recycling- und Wiederverwendungspotenzial dargestellt. Verschiedene technische Angaben ermöglichen eine Einschätzung der Leistungsfähigkeit eines Bauprodukts innerhalb des Gebäudekontextes. Dazu gehören z. B. Angaben zur Lebensdauer, zur Druckfestigkeit oder zur Wärme- und Schallisolierung. Zudem enthält eine EPD umwelt- und gesundheitsbezogene Nachweise, wie z. B. zum Emissionsverhalten in die Innenraumluft. Dank dieser Klarheit und Transparenz lässt sich die langfristige Wirkung von einzelnen Bauteilen auf das Ökosystem kalkulieren. EPDs werden von Herstellern erstellt, von unabhängigen Experten geprüft und vom IBU veröffentlicht.Die umfassenden und zugleich detaillierten Informationen bilden einen wichtigen Eckpfeiler in den Gebäudezertifizierungssystemen vom DGNB, BNB, BREEAM und LEED. In einer EPD werden die wissenschaftlich ermittelten Werte aus der Ökobilanz eines Produkts nach einem einheitlichen Schema zusammengefasst und dokumentiert. Sachlich, neutral, ohne Bewertung.Erst der Vergleich verschiedener EPDs in Bezug auf ein bestimmtes Produkt von unterschiedlichen Herstellern für einen vorgegebenen Einbauzweck liefert Fachleuten die Entscheidungsgrundlage für die Wahl des umweltverträglichsten Produkts. Ob Planer, Architekten, Ingenieure, Bauherren, Facility-Manager oder Auditoren – jeder Interessierte kann sich anhand der öffentlich zugänglichen EPDs einen Überblick über Ökobilanz-Kennwerte und produktbezogene Umweltwirkungen verschaffen. Das EPD-Programm des IBU steht für einen unabhängigen Überprüfungsprozess. Experten aus Hochschulen, Bauministerium, Bundesamt für Materialforschung und -prüfung, Umweltbundesamt und Naturschutzverbänden wachen darüber. Mehr als 800 EPDs sind bereits im IBU entstanden. Das EPD-Programm ist international ausgerichtet. Ebenso wie in Deutschland basieren die EPD-Programme weltweit auf der ISO 14025. Sie gilt für alle Branchen, doch Vorreiter in der Anwendung ist die Baubranche. Deshalb wurden im Europäischen Komitee für Normung (CEN/TC 350) die Regeln für die Erstellung von EPDs – über die ISO-Vorgaben hinaus – konkretisiert. So trat im April 2012 die EN 15804 in Kraft.Sie liefert grundlegende Produkt-Kategorieregeln zur Deklaration von Bauprodukten und Bauleistungen aller Art und ebnet den Weg für europaweit gültige EPDs. Gemeinsam mit Programmhaltern verschiedener europäischer Länder macht sich das IBU für die gegenseitige Anerkennung der europäischen Kern-EPD nach den Maßgaben der EN 15804 stark, um eine Harmonisierung und Vergleichbarkeit der EPDs voranzubringen.Es beteiligte sich federführend an der Gründung der "ECO Platform" im Juni 2013. Unter diesem gemeinsamen Dach verpflichten sich die Programmhalter zur konsequenten Anwendung der EN 15804. Für Qualitätsmanagement und Verifizierungsverfahren gelten bereits einheitliche Grundsätze. Das erklärte Ziel: Die deklarierten Bauprodukte werden hindernisfrei auf dem europäischen Markt anerkannt. Die EU-Bauproduktenverordnung (BauPVO) empfiehlt EPDs zur Bewertung der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und zur Beurteilung der Auswirkungen von Bauwerken auf die Umwelt. Aus diesem Grund werden Bauprodukte mit EPDs verstärkt nachgefragt. In Deutschland. In Europa und weltweit. Das IBU setzt sich daher für eine grenzüberschreitende Anerkennung von EPDs ein.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Sachbearbeiter*in Gewässerbau in der Abteilung..., Giessen  ansehen
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Gebrauchtmaschinen Angebote

DBMB - Die Baumaschinen Börse
DBMB - Die Baumaschinen Börse

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen