Kommentar

Einträgliches Debakel

von:

Robert Bachmann

Keine Woche ohne neue Hiobsbotschaft zur Dauerbaustelle BER. Doch wie es sich bei der Skandalträchtigkeit solcher Aufregerthemen eben so verhält, ist ihre Halbwertszeit gering. Meldungen wie die zur jüngsten Verzögerung der Eröffnung – nun wohl 2018 – rufen nur noch ein kopfschüttelndes "Was auch sonst" hervor. Das Herzinfarktrisiko wäre sicherlich höher, würden die Zeitungen unvermittelt von der überraschenden Eröffnung des Hauptstadtflughafens berichten. Selbst der Aufsichtsrat hat mittlerweile das Running-Gag-Potenzial des BER-Debakels erkannt und rettet sich in Galgenhumor. So etwa Neu-Mitglied Klaus Lederer, der sich seine Berufung scherzhaft damit erklärt, dass er als Kultursenator ja auch für den Denkmalschutz zuständig sei. Zu Lachen gibt es für den Aufsichtsrat dabei eigentlich wenig. Muss er sich in seinen Sitzungen doch regelmäßig vorrechnen lassen, in welche neuen Höhen die immer wieder notwendigen Nachtragsarbeiten die ursprünglichen Kosten des Großprojekts treiben.

Für viele Baufirmen, allen voran den Gebäudetechnik-Ausrüster Imtech, ist der BER längst zu einem einträglichen Debakel geworden. Räume für Verhandlungen sind dabei kaum gegeben, da die meisten Arbeiten zu weit fortgeschritten und komplex sind, dass bestehende Aufträge einfach an einen Wettbewerber vergeben werden könnten. Ein leitender Angestellter der Flughafengesellschaft sprach in diesem Zusammenhang öffentlich schon von einer "Erpressungssituation". Die Unternehmen schieben den Schwarzen Peter unverzüglich zurück und verweisen auf die katastrophale Planung und Koordination des Bauwerks. Nicht zu unrecht. Staunt man als Beobachter von Außen doch immer wieder Bauklötze, wenn wie nun etwa neue größere Rohre eingebaut werden müssen, nachdem die Installation von 30.000 zusätzlichen Sprinklerköpfen zu Problemen mit dem Wasserdruck geführt hatte.

Besser kann im Grunde nicht für das digitale Planen und Bauen mit dem aktuell viel diskutierten BIM geworben werden. Und teurer wohl auch nicht, denn jeder Monat, in dem der Flughafen ungenutzt bleibt, verschlingt rund 30 Mio. Euro an Betriebskosten und fehlenden Mieteinnahmen. Schuldzuweisungen helfen hier ebenso wenig wie Galgenhumor oder Gleichgültigkeit. Der Flughafen muss fertig werden – nach wie vor. Und – vielleicht noch wichtiger – es müssen die entsprechenden Lehren aus dem Debakel gezogen werden. Der Schaden für die Ingenieurnation Deutschland, droht ansonsten irreparabel zu werden.

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