Kommentar
Finanzen im Blick
von:Burkhard Büscher
Er kennt die Bahn wie kein Zweiter: Richard Lutz, bisheriger Finanzvorstand der Deutschen Bahn, ist Nachfolger von Rüdiger Grube, der Ende Januar überraschend von seinem Amt als Bahnchef zurücktrat. Der promovierte Betriebswirt Lutz stammt aus einer Eisenbahnerfamilie und kennt das Unternehmen Bahn, vor allem dessen finanzielle Problemzonen. Zwar hätten viele in der CDU vermutlich gerne den Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla an der Spitze des riesigen Unternehmens gesehen, doch konnte sich die SPD mit ihrem Kandidaten durchsetzen.
Somit wurde ein nüchterner Finanzfachmann Chef des 300.000 Mitarbeiter zählenden Unternehmens und kein Politiker, was durchaus Vorteile hat. Die To-Do-Liste von Lutz ist trotzdem ziemlich lang. Mit an oberster Stelle steht sicherlich das Mammutprojekt Stuttgart 21. Der Bau des Tiefbahnhofs und der Tunnelstrecken in und um Stuttgart bleibt ein Termin- und Kostenrisiko. Wird der Rahmen von 6,7 Mrd. Euro überschritten, weiß noch niemand so recht, wer die Mehrkosten finanziert. Außerdem muss der neue Bahnchef die Konkurrenz der Bahn in Schach halten. Niedrige Spritpreise, Billigflieger und Fernbusse machen es Lutz schwer, dagegen zu halten. Ein Bonus für die Bahn dürfte allerdings die neue Strecke Berlin-München darstellen, die der Bahnchef im Dezember eröffnen kann. Es gilt auch, die Güterbahn zu sanieren. Denn dort mangelt es an Effizienz. Der Marktanteil der Bahn geht stetig zurück.
Folglich befinden sich Umsatz und Transportleistung im Sinkflug. Besser sieht es beim Personenverkehr aus, aber dort muss Lutz für mehr Pünktlichkeit sorgen. Dafür müssen u.a. Bauvorhaben besser organisiert werden. Die Kundenzufriedenheit ist sicherlich auch ein wesentlicher Punkt auf der Agenda des neuen Bahnchefs. Hierzu gehört auch, dass die Mitarbeiter besser geschult und Reisende schnell über Störungen informiert werden. Es ist zu erwarten, dass Lutz den Kurs seines Vorgängers mit dem laufenden Programm "Zukunft Bahn" erst einmal fortführen wird.
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