Kommentar
Teures Wahrzeichen
von:Rainer Oschütz
Eine Nachricht, auf die nicht nur Musikfreunde lange warten mussten: Die Elbphilharmonie ist nach neuneinhalb Jahren Bauzeit fertig. Das ist kein Rekord für schlecht gemanagte Großbaustellen, aber ein sicherer Platz auf dem Siegerpodest. Unangefochten auf dem ersten Platz steht nach wie vor der Berliner Pannen-Airport BER. Beide Großbaustellen sind keine Ruhmesblätter für die deutsche Bauwirtschaft.
Erinnert sei an das bekannte Hamburger Märchen, das mit der Vorstellung des Bauvorhabens Elbphilharmonie begann. Politiker klopften sich beim ersten Spatenstich gegenseitig auf die Schultern. Der oberste "Märchenerzähler", der damalige Oberbürgermeister Ole von Beust, versicherte den Hamburgern, dass dieveranschlagten Kosten für den Prestigebau "im Rahmen bleiben".
Zunächst glaubten die Bürger der Hansestadt diese Mär – doch bald kam die große Ernüchterung. Die Kosten schossen in die Höhe. Daran sollten sich nicht nur die Hamburger bei aller Freude über die verspätete Schlüsselübergabe erinnern. Dochrätselhafte Geschichten, verbunden mit Gerüchten vom Bau der Elbphilharmonie, erzählt man sich nicht nur in der Hansestadt. Das Prestigeobjekt reiht sich unter die mit Pleiten, Pech undPannen behafteten Baustellen wie dem erwähnten Großflughafen Berlin-Brandenburg, Stuttgart 21 oder dem einstigen U-Bahn-Bau von Leipzig "würdevoll" ein. Diese Rangliste kann ohne Bedenken noch erweitert werden. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass künftig große Bauvorhaben im Lande nicht mehr zum Spielball der Politik werden und Missmanagement keine Chance hat.
Bei allen Fehlern, die beim Bau des Konzerthauses gemacht wurden, ist Hamburg um ein beeindruckendes Gebäude reicher. Die Elbphilharmonie gilt bereits heute als Attraktion für viele Touristen und entwickelt sich zum neuen Wahrzeichen der Hansestadt.