Layher-Geschäftsführer Dr. Helmut Kreller

"Wir machen unseren Kunden keinerlei Wettbewerb"

Layher Bauwirtschaft
Dr. Helmut Kreller: "Layher hat über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich in die Automatisierung und in die betriebsinterne Logistik investiert." Fotos: Layher

Themen wie Neu- und Weiterentwicklungen sowie Sicherheit und Effizienz hat der Gerüst-hersteller Layher ständig im Visier. Darüber und über die Lage auf der Märkten sprach am Layher-Stammsitz Güglingen-Eibensbach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ), mit Geschäftsführer Dr. Helmut Kreller.ABZ: Herr Dr. Kreller, in den vergangenen Tagen wurde die Branche mit der Wirtschaftsmeldung überrascht, dass Altrad die weltweiten Hertel-Unternehmensbereiche – vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden – wie Isolierung, Korrosionsschutz und mechanischen Service übernommen hat. Dazu gehört auch die Gerüstsparte, die bisher mit Layher-Material arbeitete. Welche Auswirkungen hat die Übernahme des Dienstleisters auf Ihr Unternehmen?Dr. Kreller: Zunächst kommt diese Übernahme für uns und Marktteilnehmer, die sich mit der Entwicklung im europäischen Markt seit langem beschäftigen, nicht überraschend. Der Einstieg in den Gerüstdienstleistungssektor durch Altrad begann bereits vor über zehn Jahren, unter anderem in Frankreich, mit der Übernahme der Balliauwgruppe in den Niederlanden und Belgien, in Spanien und zuletzt verstärkt in England. Aktivitäten zur Übernahme eines Gerüstbauers in Deutschland sind ebenfalls seit längerem bekannt. Die Ausführung von Gerüstaufträgen in Deutschland durch Balliauw hat vor einiger Zeit ja bereits bei deutschen Gerüstbauern entsprechend Unmut verursacht. Dies wird sich nun mit der Übernahme von Hertel als starken Wettbewerber im deutschen Markt erheblich verstärken. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, wie sehr Gerüstbaukunden darauf bedacht sind, Informationen über anstehende Aufträge und Materialbedarf vor ihrem Wettbewerb bedeckt zu halten. Die Gefahr der Informationsweitergabe wird umso höher eingeschätzt, wenn der Materiallieferant in der Firmengruppe gleichzeitig als Wettbewerber am Markt agiert. Außerdem, wer will schon durch Kaufgeschäfte seinen Wettbewerb stärken? Man wird natürlich versuchen, dies herunter zu spielen – insbesondere bei Gerüstbauern, die sich auf den Fassadengerüstbau konzentrieren. In diesem Zusammenhang sei an die Situation um die Jahrtausendwende erinnert, als bei plettac eine sehr vergleichbare Situation vorlag. Als der Markt im Industriegerüstbau schlechter wurde, zeigte sich die Konkurrenzsituation zunehmend auch an der Fassade.ABZ: Ist das von Hertel bisher eingesetzte Material kompatibel?Dr. Kreller: Was Hertel anbetrifft, so stimmt es, dass das Unternehmen bis dato Kunde von Layher ist. Wie Hertel zukünftig seinen Materialbedarf decken wird, ist uns derzeit nicht bekannt. Allerdings wird ein gemischter Aufbau von zwei Systemen trotz vorhandener Zulassungen für bestimmte Bauteilvermischungen von Industrieauftraggebern häufig abgelehnt. Erschwerend kommt hinzu, dass eben nicht das komplette Programm vermischt werden darf und die Systeme teilweise nicht zueinander passen. Layher lässt sich von dieser Entwicklung nicht beeinflussen und hält weiterhin konsequent an seiner langjährigen Firmenphilosophie fest, seinen Kunden keinerlei Wettbewerb zu machen. Durch die regelmäßige Entwicklung von innovativen Produkten mit Anwendungsvorteilen, einem stetigen Ausbau der Serviceleistungen für Kunden und das Schaffen neuer Marktmöglichkeiten wollen wir unsere Kunden in ihrem Erfolgsstreben bestmöglich unterstützen und sehen auch zukünftig Wachstumspotential für Layher. Gerade sind wir bspw. intensiv dabei, den vorteilhaften Einsatz unserer Produkte bei Baufirmen vorzustellen, um so zusätzliche Auftragsperspektiven für unsere Gerüstbaukunden zu generieren.ABZ: Dienstleistung und Service sind für Gerüstbauer nach wie vor wichtige Kriterien bei der Wahl des Materials. Welche Leistungen bieten sie Ihren Kunden?Dr. Kreller: Wir bei Layher sind davon überzeugt, dass es für einen Hersteller von Gerüstmaterial zunehmend wichtiger wird, Kunden ein komplettes Paket an Leistungen zu bieten. Dabei halten wir das Thema Wissensvermittlung und Marktinformation für einen zentralen Fokus – von einer umfassenden technischen Dokumentation bis hin zu praxisorientierten Schulungen. Wir haben daher unser Angebot diesbezüglich im letzten Jahr nochmals deutlich ausgebaut. Mit Inbetriebnahme unseres neuen Kundenzentrums Anfang letzten Jahres schufen wir noch bessere Möglichkeiten, sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Übungen mit modernsten Hilfsmitteln an Kunden weiterzugeben. Erfreulicherweise wurden diese neuen Möglichkeiten von Kunden sehr gut angenommen, was sich durch eine Steigerung von Kursteilnehmern gegenüber dem vorletzten Jahr auf nunmehr fast 500 Teilnehmer niederschlug. Für dieses Jahr haben wir die Anzahl der angebotenen Kurse nochmals erhöht.

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Weltweit im Einsatz: das Layher AllroundGerüst bei der Sanierung der Kathedrale von Santiago de Compostela – inklusive einer Podesttreppe für den schnellen und sicheren Aufstieg im Gerüst sowie einem temporären "Bauzaun" aus dem Layher Protect-System – zum Schutz der Passanten vor unbefugtem Betreten.

ABZ: Man hört, dass die Stammtische immer beliebter werden . . .Dr. Kreller: Auch die bundesweit in Kundennähe angebotenen Stammtische erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Dort erfahren Teilnehmer viel Neues aus dem Umfeld des Gerüstbaus. Diese Veranstaltungen stehen übrigens auch Gerüstbauern offen, die bisher nicht zu unseren Kunden zählen. Im vergangenen Jahr konnten wir auf insgesamt über 20 Veranstaltungen mehr als 1000 Teilnehmer begrüßen. Unser Paket an Dienstleistungen geht aber natürlich weit über die angesprochenen Veranstaltungen hinaus. Erwähnt sei nicht nur das Angebot an kundenspezifischen Bauteilen, sondern auch weitere Service-Angebote – von der sofortigen und kundennahen Materialverfügbarkeit über Beratungsleistungen und technische Vorschläge für vorteilhafte Anwendungslösungen bis hin zur Beratung in allen Fragen, die den Gerüstbaubetrieb betreffen.ABZ: In einem früheren ABZ-Interview bezeichneten Sie Sicherheit und Effizienz als die Themen, die bei jeder Neu- und Weiterentwicklung im Fokus stehen. Was bietet Layher seinen Kunden ein Jahr vor der bauma?Dr. Kreller: Das ist richtig, diese beiden Aspekte sind seit Jahren Basis unserer Überlegungen zur Neu- und Weiterentwicklung von Produkten. Dabei sehen wir in diesen Anforderungen keinen Widerspruch, im Gegenteil.Unser Anspruch ist es, mehr Effizienz gerade durch höhere Sicherheit herbeizuführen. Allround Lightweight als neue Generation des langjährig bewährten Allround Gerüsts mit deutlichen Sicherheits- und Montagevorteilen oder die soeben in der Markteinführung befindlichen verstärkten Allround Riegel LW, die gegenüber der Vorgängerversion mehr Kopffreiheit und geringeres Stapelvolumen bieten, sind nur zwei Beispiele hierfür. Produktentwicklung ist in unserem Hause ein kontinuierlicher Prozess und wir bringen Neuheiten nach Fertigstellung sofort in den Markt und warten nicht auf die Vorstellung anlässlich einer Messe. Nebenbei bemerkt halten wir es gerade im Hinblick auf Sicherheit und Effizienz für besonders wichtig, diese Themen unseren Kunden in den bereits erwähnten Anwendungsschulungen nahe zu bringen.ABZ: Als ein weltweit tätiges Unternehmen müssen sie sich auch auf die Wünsche der Kunden vor Ort einstellen. Gibt es spezielles Material, das nur in bestimmten Ländern eingesetzt wird?Dr. Kreller: Unsere Systemgerüste Allround und Blitz als Basis, aber auch die ergänzenden Produktgruppen wie temporäre Überdachungen oder das Protect-System für staubdichte Einhausungen entsprechen generell den internationalen und nationalen Normen weltweit und sind daher auch überall im Einsatz. Natürlich gibt es manchmal landesspezifische Eigenheiten, die den ergänzenden Einsatz von speziellen Bauteilen erfordern. Diese sind jedoch Bestandteil der beiden Systembaukästen. Bspw. sind in England die Anforderungen an geringe Spaltbreiten zwischen Gerüstböden und begrenzenden Bauteilen sehr hoch. Wir entwickelten über Jahre hinweg immer mehr Systembauteile, die diesen Anforderungen gerecht werden. Heute sind die Gerüstbauer dort in der Lage, nahezu alle Aufgabenstellungen mit Serienteilen und damit effizient zu lösen. Unser breites Angebot an Systembauteilen ist dementsprechend erheblich größer als das des Wettbewerbes.ABZ: Logistik ist das A und O für jeden Gerüstbauer. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch über den Einsatz leichterer Materialien nach?Dr. Kreller: Nach wie vor werden Gerüste von Hand auf- und abgebaut. Auch der Horizontal- und großteils der Vertikaltransporte auf Baustellen erfolgen per Hand. Will man die Gerüstbauleistung steigern, spielt die Reduzierung der Bauteilgewichte eine zentral wichtige Rolle. Ein großer Fortschritt in dieser Hinsicht ist uns mit der Entwicklung von Allround Lightweight gelungen. Im Vergleich zur Vorgängerversion konnten wir das Gewicht der Bauteile um rund 10 % reduzieren. Es ist bekannt, dass sich bei einem Systemgerüst eine Gewichtsreduzierung nahezu eins zu eins in eine Steigerung der Aufbauleistung umsetzen lässt. Seit der Erstpräsentation auf der bauma 2013 wurde das Konzept um eine Reihe von Bauteilen erweitert und es ist geplant, dies fortzuführen. Dabei geht es nicht einfach darum, Gewicht durch Reduzierung der Wandungsstärken einzusparen. Gleichzeitig muss der Gebrauchstauglichkeit, speziell der Robustheit und der mindestens gleichbleibenden Tragfähigkeit Aufmerksamkeit geschenkt werden. Als Konsequenz hat sich für uns der Einstieg in die Verwendung höherfester Stähle ergeben. Die Frage der Marktverfügbarkeit solcher Stahlsorten sowie ein größerer Aufwand bei der Verarbeitung dieser Materialien sind dabei zu beachten.

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Mehr möglich: Mit dem Systembaukasten des AllroundGerüsts lässt sich ein Baustellenzugang problemlos in das Traggerüst zum Betonieren von Böden und Decken beim Bau eines Silos integrieren.

ABZ: Layher investiert nicht nur in neue Produkte, sondern rationalisiert auch kontinuierlich die eigene Fertigung. Welche Vorhaben planen Sie gegenwärtig?

Dr. Kreller: Layher hat über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich in die Automatisierung und in die betriebsinterne Logistik investiert. Dabei ging es einerseits darum, in einem Betrieb, der ausschließlich in Deutschland fertigt, die Lohnstückkosten im Griff zu behalten aber andererseits auch um die Sicherstellung einer gleichbleibend hohen Fertigungsqualität jedes einzelnen Bauteils. Dieser Prozess wird weiter fortgeführt, sobald die Absatzmenge eines Bauteils eine automatisierte Fertigung erlaubt. Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr sind Aluminium-Podesttreppen, die heute komplett robotergeschweißt gefertigt werden.

Die größte Investitionsmaßnahme in diesem Jahr wird eine zweite Fertigungsanlage für Allround Lightweight Stiele sein, nachdem der Umstieg vieler Kunden auf die neue Systemgerüstgeneration im In- und Ausland überraschend schnell vor sich ging. Der Fertigungsvorgang dieser Stiele ist aufgrund der erforderlichen Umformprozesse an höherfesten Stählen äußerst komplex und erfordert viel Know-how, die Maschinentechnik ist sehr aufwendig. Aber auch bei Ersatzbeschaffungen von Anlagen, die regelmäßig notwendig sind, investieren wir in neueste Technik und optimieren Fertigungsprozesse sowie Ausbringmengen. Ideen hierfür gehen uns so schnell nicht aus.

ABZ: Deutschland gilt in der Branche nach wie vor als ein sicherer Markt. Welche Auswirkungen haben die gegenwärtig weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrisen auf ihre internationalen Geschäfte?

Dr. Kreller: Bekanntlich ist die Finanzkrise längst nicht überwunden. Die Wirtschaft hat aber gelernt, etwas gelassener damit umzugehen. Abgesehen von den neu hinzugekommenen Problemen, insbesondere Ukraine, Russland und Griechenland, ist zumindest in den europäischen Ländern eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau festzustellen, mit einem vorsichtig positiven Ausblick für die Zukunft. Zwar sollte der schwächere Euro die Absatzmöglichkeiten in Nichteuroländer verbessern, es gibt aber auch entgegenstehende lokale Problemfelder. Bspw. trifft dies auf den gesamten südamerikanischen Raum zu. Alles in allem befindet sich die vernetzte Weltwirtschaft eher in einer Seitwärtsbewegung als in einer Wachstumsphase. Angesichts dessen sind wir zufrieden, dass wir im vergangenen Geschäftsjahr unsere Gesamtabsatzmengen im Vorjahresvergleich auf exakt gleichem Niveau halten konnten. Für das laufende Jahr gehen wir von einer etwa ähnlichen Situation aus.

ABZ: Welche Ergebnisse erwarten Sie in diesem Jahr und was versprechen Sie sich vom kommenden bauma-Jahr?

Dr. Kreller: Die bauma ist alle drei Jahre in der Baubranche mit Abstand das Messe-Highlight, mit zunehmend internationaler Bedeutung. Obwohl Layher international einen sehr großen Bekanntheitsgrad erreicht hat, stellen wir fest, dass es in der Kenntnis der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten unserer Produkte noch Potentiale gibt. Das Wissen hierzu wollen wir bei den hoffentlich wieder zahlreichen internationalen Besuchern verbessern und natürlich viele neue Kontakte knüpfen.

ABZ: Planen sie in absehbarer Zeit, Ihr Angebot über Gerüste hinaus zu erweitern (Berufsbekleidung, Software usw.)?

Dr. Kreller: Layher bietet im Segment Arbeits- und Schutzgerüste sowie Baustellenschutz das mit Abstand umfangreichste Produktportfolio im Markt an. Damit kennen wir uns aus und darauf werden wir uns auch zukünftig konzentrieren. Ergänzt wird das Angebot durch innovative Bauteile, die die Anwendungsvielfalt unserer Systeme weiter vergrößern. Bei Software liegt unser Schwerpunkt auf technischen Hilfsmitteln. Neben dem einfach zu bedienenden Planungsprogramm LayPLAN – einer Entwicklung aus dem Hause Layher, welche kontinuierlich um weitere Module ergänzt wird – bieten wir Kunden zur Bearbeitung komplexerer Projekte zahlreiche Ergänzungen auf Basis von AutoCAD an, die den Planungsprozess und die Materialermittlung sehr erleichtern. Auch hierfür gibt es Weiterentwicklungen, die wir voraussichtlich auf der kommenden bauma unseren Kunden vorstellen werden.

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