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"Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als Gebot der Stunde"

Mall Betonfertigteile
Die Mall GmbH hat Ende 2015 das rund 30.000 m² große Gelände samt bestehendem Werk in Asten übernommen und rund 5 Mio. Euro in die neue Niederlassung Mall GmbH Austria investiert. Foto: Mall

Asten/Österreich (es). – Die Vertriebsmannschaft am neuen Standort sei komplett und konzentriere sich auf die Marktbearbeitung mit den Schwerpunkten Regenwasserbehandlung, Abscheider und Pumpstationen, sagte Markus Grimm, Sprecher der Geschäftsführung, kürzlich auf einer Presseveranstaltung in Asten. Entsprechende Produkte und auch Sonderbauwerke mit bis zu 40 t kann Mall direkt vor Ort in der 3000 m² großen Fertigungshalle produzieren. Die Führung der österreichischen Niederlassung hat Ingenieur Heinz Schnabl übernommen, der für die Mall-Gruppe als Vertriebsleiter Österreich bereits tätig ist.Vom Produktionsstandort erwartet die Geschäftsführung einen starken Beitrag zur Steigerung des Gruppenumsatzes. Nicht nur das Marktpotenzial in Österreich soll von Asten aus genutzt, sondern künftig auch die angrenzenden Länder Tschechien und Slowenien bearbeitet werden. Die Zeichen stehen insgesamt auf Wachstum, hieß es in Asten: 470 Beschäftigte erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von 69 Mio. Euro. Im Vergleich zu 2014 hat Mall damit ein Umsatzplus von 3 Mio. Euro erwirtschaftet. "Wir sind sicher, dass wir in diesem Jahr die 70-Mio.-Euro-Marke knacken werden," so Grimm.Dass Lösungen zur Regenwasserbehandlung im Markt gebraucht werden, spiegle sich aber nicht nur in einer positiven Geschäftsentwicklung wider: Zunehmende Versiegelung und häufigere Starkregenereignisse würden zum Umdenken zwingen: Die österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und die Universität für Bodenkultur (BOKU) warnen in einer aktuellen Studie, dass es in Österreich durch extreme Wetterlagen, demografische Veränderungen, steigenden Verbrauch im privaten Bereich sowie in der landwirtschaftlichen Nutzung zu Engpässen in der Wasserversorgung kommen könnte. Die wasserorientierte Stadtplanung setze deshalb auf eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, die die Versiegelung neuer Flächen stoppe, Abwasserkanäle entlaste, Kosten senke, Trinkwasservorräte schone und das Grundwasser vor Umweltgiften schütze.Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als Gebot der Stunde war entsprechend auch das zentrale Thema der Mall-Veranstaltung, auf der international anerkannte Experten der Siedlungswasserwirtschaft wie Dr. Roza Allabashi von der Boku Wien und der Regenwasserexperte und Sachverständige Klaus W. König aus Überlingen konkrete Vorschläge zum Umgang mit der Starkregenproblematik in Zeiten des Klimawandels vorlegten. In seinem Vortrag über die Vorteile der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung für das urbane Stadtklima plädierte Regenwasserexperte Klaus W. König für eine wasserorientierte Stadtplanung mit weniger versiegelten Flächen. Gerade im Hinblick auf die im Sommer zunehmende Trockenheit und Hitze könnten Dachbegrünung, Bewässerung und offene Wasserflächen in Städten für Luftbefeuchtung und Kühlung sorgen. Bei zunehmender Hitze komme auch der Regenwassernutzung für die adiabate Abluftkühlung (Verdunstungskühlung) eine immer größere Bedeutung zu. Aktuell werden in Deutschland laut König jedes Jahr immer noch rund 71 ha an Grün- bzw. Ackerland in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt und dabei ca. 50 % versiegelt. Hier sieht König in der Mehrfachnutzung eine geeignete Maßnahme zur Verringerung des Flächenbedarfs; wie etwa Kombinationen aus Dachbegrünung und Photovoltaik, Verdunstungsteich und Solarfassade oder Sickerfläche und Spiel- bzw. Gartenfläche.Wenn im Rahmen eines dezentralen Regenwassermanagements Wasser stärker versickert wird, steigt allerdings das Risiko einer Grundwasserbelastung. Laut Dr. Allabashi sind Abflüsse von Verkehrsflächen und Dächern meist so verschmutzt, dass sie vor der Einleitung oder Versickerung behandelt werden müssen. Um sicherzustellen, dass nicht nur partikuläre, sondern auch gelöste Schadstoffe aus dem Wasser entfernt werden, sollten adsorptive Filtermaterialien mit erhöhten Reinigungsleistungen eingesetzt werden, wie sie die seit Anfang 2016 geltende ÖNORM B 2506 Teil 3 fordert. Die in Regenwasser-Sickeranlagen verwendeten Filtermaterialien müssen laut der neuen Norm in der Lage sein, Schwermetalle, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe und Mineralöl aus den Verkehrsflächenabflüssen zu eliminieren sowie unempfindlich gegenüber Streusalz sein, um die Gewässer wirksam schützen zu können.Aus Sicht der Mall GmbH Austria forderte Vertriebsleiter Schnabl, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen und Regelwerke für ganz Österreich ähnliche technische Lösungen ergeben sollten. Stehen keine ausreichenden Flächen für eine belebte Bodenzone zur Verfügung, sollten sogenannte technische Filter zugelassen und ein besonderes Augenmerk auf die Vorbehandlung, d. h. den Rückhalt von Feinschlamm und Öl, gelegt werden. Im Hinblick auf zunehmend auftretenden Starkregen müsse darüber hinaus vermehrt diskutiert werden, ob nicht zugunsten einer "first-flush"-Behandlung auf die Behandlung der gesamten anfallenden Wassermenge verzichtet werden sollte. Dies wäre sowohl ökonomisch als auch im Hinblick auf den Umweltschutz die sinnvollere Herangehensweise. Entweder durch die belebte Bodenzone oder durch technische Anlagen umgesetzt, bestünde das Gesamtziel der Regenwasserbehandlung aus den sechs Puzzleteilen: Reduzierung der Abwassermenge, Grundwasserneubildung, Vermeidung von Hitzeinseln, Vermeidung von Abflussspitzen sowie die Vermeidung von Schadstoffeinträgen. Das entsprechende Produktportfolio biete Mall bspw. mit der Sedimentationsanlage ViaSedi, die absetzbare und teilweise filtrierbare Stoffe durch Rotation des Wasserkörpers entfernt. Im Labor liegt die Reinigungsleistung laut Unternehmen bei 86 %. Als technischen Filter nannte Schnabl das Sorptionsmaterial ViaSorp . Das speziell entwickelte Vlies entspricht den vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) vorgegebenen Bedingungen in Bezug auf die Aufnahme und wirksame Rückhaltung abfiltrierbarer Stoffe, gelöster Schwermetalle und mineralischer Kohlenwasserstoffe. Da in Österreich mit dem Teil 3 der ÖNORM B 2506 erst seit Januar auch technische Filter und damit Materialprüfungen aufgenommen wurden, liegt ViaSorp hier noch beim Austrian Standards Institute (ASI) zur Prüfung vor. Mall beteiligt sich u. a. damit aktiv bei der Weiterentwicklung von Standards in Österreich.Bisher kommt der Umbau der Entwässerungssysteme nur schleppend voran, was nach Einschätzung von Experten auch mit den extrem langen Lebenszyklen der Wasserinfrastruktur zusammenhängt: Allein in Österreich liegt der Investitionsbedarf für die Erneuerung und Sanierung der wasserbaulichen Infrastruktur laut aktueller Boku-Studie bis 2021 bei 5,5 Mrd. Euro.

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