Modellprojekt

Zwölf Häuser in nur dreieinhalb Monaten errichtet

Rosenheim (ABZ). – Kommunen hatten in den letzten Monaten eine große Herausforderung zu meistern: die Finanzierung und Organisation von Erstunterkünften für Flüchtlinge. Nun sind nicht nur dringende Alternativen zu den bisher genutzten provisorischen Turnhallen oder Zelten gefragt, sondern die Gemeinden benötigen generell zusätzlichen Wohnraum. Doch wie kann eine Kommune möglichst schnell neuen, bezahlbaren Wohnraum schaffen? Die Gemeinde Stephanskirchen bei Rosenheim hat darauf eine Antwort gefunden: Sie baut bis zum Frühjahr zwölf Häuser in Holzrahmenkonstruktion, die innerhalb der Gemeindegrenzen verteilt werden.

"Wir werden in rund 3,5 Monaten alle zwölf Häuser für jeweils bis zu 16 Personen fertiggestellt haben, dann können die Bewohner einziehen", erklärt Franz Wörndl von Holzbau Wörndl aus Eggstätt. Die kurze Bauzeit wird ermöglicht durch ein schnelles Genehmigungsverfahren und den hohen, passgenauen Vorfertigungsgrad der Holzrahmenkonstruktion. Aussparungen für Elektro- und Sanitärinstallationen erfolgen bereits in der Fertigung. Zudem entfallen die sonst üblichen, langen Trocknungszeiten während der Bauphase. "Niederschlag kann in zwei bis drei Montagetagen dem Haus keinen Schaden mehr zufügen, was gerade beim Bau in den Wintermonaten entscheidend ist", ergänzt Stefan Lechner, Geschäftsleiter der Stefan Lechner GmbH Zimmerei-Holzbau aus Stephanskirchen, die gemeinsam mit Holzbau Wörndl das Projekt realisiert.

Um den Bedarf an Wohnraum in Deutschland zu decken, müsste laut Ulrich Maly, Nürnbergs Oberbürgermeister und Vizepräsident des Bayerischen Städtetags, die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland um 25 bis 30 % steigen. Das Pestel-Institut bestätigt dies: In seiner im September 2015 veröffentlichten Studie ermittelte es einen jährlichen Bedarf von 400.000 neuen Einheiten bis 2020. In diesem Jahr werden gerade einmal 260.000 Wohnungen in Deutschland fertig; 140.000 fehlen. "Die Zeit drängt", bringt es Josef Katzer auf den Punkt. Der geschäftsführende Gesellschafter der HSAI Projektentwicklung GmbH vertritt die Gemeinde bei dem Projekt und ist überzeugt: "Den drohenden Engpässen um Wohnraum kann man nur durch beschleunigte Bauverfahren und mit intelligenten Baukonzepten, die im Kostenrahmen der Kommunen liegen, vorbeugen." Doch nicht nur schnell und kostengünstig soll gebaut werden, sondern auch in die jeweilige Region passend und unter Einhaltung von Qualitätsstandards. Wie das funktionieren kann, zeigt das Beispiel in Stephanskirchen. "Wir halten den regionalen Baustil aus Holz mit einem Satteldach aus Tondachziegeln konsequent ein, da er sich nahtlos in das Orts- und Landschaftsbild einfügt. Gleichzeitig setzen wir auf regionale, nachwachsende Rohstoffe", betont Katzer.

"Auch alle Vorschriften und Gesetze hinsichtlich Wärme- und Brandschutz sowie Statik werden eingehalten", ergänzt Wörndl. Die Holzhäuser sorgen für ein angenehmes Wohnraumklima, diffusionsoffene Wandaufbauten mit Holzfasern verhindern die Bildung von Feuchtigkeit. Das Dach aus hochwertigen Tondachziegeln der Erlus AG entspricht zudem allen Anforderungen an Windsogsicherheit, Schneeschutz und Hagelwiderstand. Um den Kostenrahmen einhalten zu können, wird die Zimmerei Wörndl Mineralwolle für die Dämmung einsetzen, die jedoch auch den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Da viele Gemeinden vor vergleichbaren Aufgaben stehen, hat das Konzept für den schnelleren Bau von neuen Wohnungen in Stephanskirchen Modellcharakter. "Die Holzrahmenkonstruktion ermöglicht es uns, in kürzester Zeit die Wohnraumnachfrage in der Gemeinde zu bedienen – ohne dabei baurechtliche Vorschriften zu missachten, auf Wohnqualität für die Bewohner zu verzichten, Bausünden zu begehen oder den finanziellen Rahmen der Kommune zu sprengen", bilanziert Katzer. Damit realisiert das Modellprojekt unmittelbar die Beschlüsse der Bauministerkonferenz vom 31. Oktober diesen Jahres, wonach der Bau von Wohnungen in Deutschland generell wieder schneller, unbürokratischer und kostengünstiger erfolgen soll.

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