Nesserlander Schleuse

Spezial-Schalhaut sorgte für widerstandsfähige Betonoberflächen

Schalhaut Schalungstechnik
Die Kammerwände wurden mit RS special geschalt. Fotos: Westag & Getalit

Emden (ABZ). – Ein weiteres großes Wasserbauwerk an der Nordsee wird demnächst fertiggestellt. Um den diffizilen Anforderungen gerecht zu werden, wurde auch an der Nesserlander Schleuse in Emden eine spezielle Schalhaut eingesetzt, die die Randbetoneigenschaften entscheidend unterstützt. Eine erhöhte Randbetonfestigkeit bewirkt, dass der Beton gegenüber Meerwasser, Frostschäden und Chloriden widerstandsfähiger ist. Gerd Ploeger von der Westag & Getalit AG betreute für den westfälischen Holzwerkstoffhersteller diese Baustelle und beriet sie bzgl. des optimalen Einsatzes.

Der gesamte Rohbau wird von der ARGE Neumann und Prien ausgeführt. Die erforderlichen ca. 30.000 m Transportbeton liefert das Sibo-Betonwerk Emden in Liefergemeinschaft mit der Union-Beton.

Zum Hafen Emden gehören sowohl einer der größten tidefreien Binnenhafen Deutschlands, als auch eine der größten Seeschleusen. Die Große Seeschleuse ist 260 m lang, 40 m breit und 11,50 m tief. Ergänzt wird sie durch die kleinere Nesserlander Schleuse, die zzt. saniert und erweitert wird. Sie ist der Küstenschifffahrt vorbehalten und kann Boote sowie Schiffe bis 5500 BRT schleusen. Während der Bauphase (wohl bis 2017) muss nun die große Seeschleuse den gesam-ten Verkehr abwickeln. Betrieben wird der Hafen von der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG mit Sitz in Oldenburg.

Im tideoffenen Außenhafen stehen 2200 m Kaianlagen zur Verfügung, ausgestattet mit den entsprechenden Logistiksystemen wie Ro-Ro-Rampen und Gleisanschlüssen. In der Windenergiebranche hat sich der Emder Hafen als Basishafen für das On- und Offshore Geschäft etabliert. Rund 1,4 Mio. Automobile wurden 2015 über den Emder Hafen verschifft.

126 Jahre alt ist die am Nordende des Außenhafens liegende Nesserlander Schleuse, deren Komplettsanierung längst fällig war. Vor das alte Außenhaupt und das Binnenhaupt der Schleuse werden außendeichs bzw. binnendeichs jeweils neue Schleusenhäupter mit Schiebetoren erstellt und dabei die nutzbare Breite auf rund 18 m, die Drempeltiefe auf NN -7 m und die nutzbare Schleusenkammerlänge auf etwa 170 m verändert. Die Gesamterneuerung, so der Betreiber, sichert ein sturmflutsicheres Niveau und berücksichtige die Belange der modernen Binnen-, Küsten- und Sportschifffahrt. Aike Wollersheim, Teilprojektleitung Ingenieurbau der Niedersachsen Ports: "Baubeginn war bereits 2010. Da sich jedoch die während des Baus vorgefundenen Bedingungen änderten und auch die Geometrie des Bauwerks verändert werden musste, verzögerte sich die Maßnahme".

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Schalhaut Schalungstechnik
Gerd Ploeger und Aike Wollersheim (v. l.) am Modell der Nesserlander Schleuse in Emden.

Die Gründungskonstruktion der Schleuse besteht aus glatten Lotpfählen zur Ableitung der vertikalen Lasten sowie verpresster Schrägpfähle zur Aufnahme der Horizontallasten. Die Sanierungsmaßnahmen gliedern sich in die Abschnitte: Neubau Außenhaupt; Wiederherstellung Hochwasserschutz; Abbruch, Binnenhaupt und anschließender Neubau an gleicher Stelle; Erneuerung der Schleusenkammerwände nach Abbruch der alten Schleusenkammer; Neubau einer leistungsfähigen Klappbrücke und Anpassung an die neue Durchfahrtsbreite von 18 m; Rückbau der Schleusendeiche, Einpassung der Anlage in das Hafenensemble Nesserland/Borkumkai Erneuerung und Ausbau der Straße "An der Nesserlander Schleuse".

Bis zum Ende der Bauzeit wird ein Gesamtvolumen von ca. 30.000 m³ Transportbeton benötigt werden. Davon sind bereits rund 7500 m³ Unterwasserbeton C30/37 XS2, Konsistenz F6 mit langsamer Festigkeitsentwicklung, zum Einsatz gekommen. Die Unterwasser-Betonsohle hat eine Stärke von ca. 1,2 m, sie wurde teilweise von Industrietauchern eingebaut. Ende 2013 war die Baugrube gelenzt und der Bau der Außenhäupter konnte vorbereitet werden. Dem schloss sich der Bau der Kammerwände an.

Die bis zu 18 m-hohen Wände wurden mit einem Doka-System als einhäuptige Schalung erstellt, auf das die RS special geschraubt war. Es wurde im Pilgerschritt betoniert und die acht Schalhautsätze im Wochenrhythmus gewechselt die erforderlichen ca. 12.000 m. Beton C30/37, F4 wurden mit der Betonpumpe eingebaut.

Nach dem Ausschalen zeigten sich die Wände in bester Sichtbetonqualität. Da die Betonoberflächen der Kaianlagen permanent der Witterung ausgesetzt sind, mussten sie besonders witterungsbeständig und langlebig gebaut werden. Gerd Ploeger: "Bei der Definierung der Schalhaut entschied man sich für die RS special. Sie ist seit Jahren auf zahlreichen ähnlichen Baustellen erprobt und ihr Einsatz ermöglicht eine ausreichende Oberflächenhärte".

Als saugende Patte nimmt die RS special das beim Betonieren an der Schalungsplatte sich bildende Überschusswasser auf. In der Folge reduziert sich der W/Z Faktor und die Oberflächendichte nimmt signifikant zu. Darauf kommt es im Randbereich hauptsächlich an, denn dies mache den Beton widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse wie z. B. Chloride, Carbonatisierung, Meerwasser und Frostschäden. Westag & Getalit produziert die RS special-Schalungsplatten mit einer nur geringen Eigenfeuchte von ca. 8 %. Ein gleichmäßiges Saugverhalten werde bewirkt, wenn die Schalhaut vor dem erstmaligen Einsatz auf ca. 15 bis 18 % Holzfeuchte angehoben werde, was normalerweise schon durch die Luftfeuchtigkeit auf der Baustelle geschehe.

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