Neubauprojekt in Köln-Porz

Wohnheim für Demenzkranke geschaffen

Architektur
Das "Haus Antonius" wurde dreigeschossig barrierefrei konzipiert. Die Geschosse bieten Raum für jeweils eine Wohngruppe mit zwölf Bewohnern. Fotos: Sassendorf & Pischke

KÖLN (ABZ). - Im Kölner Stadtteil Porz nimmt derzeit ein spezielles Neubauprojekt Formen an: Die Seniorenwohneinrichtung "Haus Antonius" bietet ab April 2016 36 Bewohnern, die an Demenz erkrankt sind, ein neues Zuhause. Das Besondere an dem Projekt ist ein Wohngruppen-Konzept, das die Eigenständigkeit und Alltagsnormalität der Bewohner erhalten und fördern soll.

Die speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Einrichtung entsteht im Auftrag der Katholischen Kirchengemeinde Christus König auf dem Grundstück des Altenzentrums Porz-Urbach. Für die Planung und Realisierung des 4,8-Mio.-Euro-Objekts zeichnet das Architektenbüro Sassendorf & Pischke aus Köln verantwortlich. Das Team um Geschäftsführer Stephan Pischke hat langjährige Erfahrung mit therapeutisch geprägten Architekturkonzepten. Eine Herausforderung ist die Realisierung des Projekts als Bestandsbau, also im laufenden Betrieb des angrenzenden Altenzentrums. Am 14. August 2015 wurde das Richtfest des "Haus Antonius" gefeiert; geplante Fertigstellung ist im März 2016.

Mit der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft zeichnet sich neben dem ansteigenden Bedarf an Betreuungsplätzen für Senioren auch eine Notwendigkeit für Alteneinrichtungen ab, die auf altersassoziierte Krankheiten spezialisiert sind. Neben der pflegerischen Betreuung spielt das bedürfnisorientierte Raumkonzept hierbei eine große Rolle. Das Architektenbüro Sassendorf & Pischke hat diese Tendenz vor vielen Jahren erkannt und eine Spezialkompetenz im Planen und Bauen von Einrichtungen für Menschen mit Demenz entwickelt. Maßgeblich dafür ist neben der Barrierefreiheit vor allem die konsequente Ausrichtung der Architektur auf das therapeutische Konzept. Wie das aussieht, zeigt sich am neuesten Projekt des Teams um Architekt Stephan Pischke: "Das 'Haus Antonius' haben wir dreigeschossig barrierefrei konzipiert. Die Geschosse bieten Raum für jeweils eine Wohngruppe mit zwölf Bewohnern, die dort in einer wohnungsähnlichen Architektur und mit herkömmlichen Alltagsabläufen zusammenleben. Im Fokus unserer Projektentwicklung stand der Anspruch, den Bewohnern ein möglichst selbstbestimmtes Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen."

Auf einer Wohnfläche von insgesamt 1500 m² entstehen im "Haus Antonius" drei Wohngruppen. Jede davon besteht aus zwölf Einzelzimmern samt eigenem Flur und Badezimmer sowie einem großen Gemeinschaftsbereich – der Wohnküche – mit angrenzendem Garten bzw. Balkon oder Terrasse. Mit seinen gelb-grauen Außenwänden ist das Gebäude farblich an das angrenzende Altenzentrum angepasst. "Die Farb- und Materialauswahl im Inneren basiert auf unserer langjährigen Erfahrung: Sanfte Farbtöne und gleich bleibende Materialien für Böden und Wände schaffen eine harmonische und beruhigende Atmosphäre", erläutert Stephan Pischke. Das gesamte Gebäude – mit Ausnahme der Sanitärbereiche – ist aus diesem Grund mit rutschfestem Dielenboden in Holzoptik ausgelegt. Die Tatsache, dass der Neubau während des laufenden Betriebs des angrenzenden Altenzentrums errichtet wird, stellt eine besondere Herausforderung für das Baumanagement dar. Stephan Pischke ist das gewohnt: "Viele unserer Projekte sind Bauten und Umbauten im Bestand. Hier gilt es, einen komplexen Bauablauf penibel einzuhalten und vorab die Bausubstanz der bestehenden Gebäude richtig zu bewerten. Zur Errichtung des 'Haus Antonius' bspw. sind Gebäudeunterfangungen notwendig, da der Neubau tiefer als die bestehenden Gebäude gegründet wird." Der Rohbau wurde in Massivbauweise errichtet, als Kellergeschoss dient eine Wannenkonstruktion aus wasserundurchlässigem Beton. Um möglichst umweltfreundlich und kostenbewusst Energie und Heizwärme zu erzeugen, wird die Einrichtung durch ein eigenes Blockheizkraftwerk versorgt.

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Im Innenhof des Gebäudekomplexes entsteht ein speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichteter, sogenannter Gerontogarten.

Das besondere Wohngruppen-Konzept des Projektes bietet neue therapeutische Ansätze: Anders als in einer konventionellen Alteneinrichtung setzt das "Haus Antonius" auf eine dezentrale, möglichst eigenständige Versorgung der Bewohner: Die große Wohnküche bietet die Möglichkeit, gemeinsam zu kochen und zu speisen. Dort sowie in der Waschküche, über die jede Wohngruppe verfügt, können die Bewohner aktiv am hauswirtschaftlichen Geschehen teilnehmen. "Der begleitende Alltag mit seinen Reizen, seinen Attraktionen und Gewohnheiten, auch seinen Reibungspunkten stellt das belebende Moment der Betreuung dar", erläutert Albert Thönniges, Leiter des Altenzentrums Porz-Urbach. Betreut werden die Bewohner von einer tagsüber ständig anwesenden festen Bezugsperson, die inmitten der Wohngemeinschaft lebt.

So ähnelt das Wohnkonzept eher dem Zusammenleben in einer Familie, bei der die Gemeinschaft ihren Mitgliedern Sicherheit und Geborgenheit bietet. Im Innenhof des Gebäudekomplexes befindet sich ein speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichteter Garten. Dieser sogenannte Gerontogarten bietet Raum für neue Erlebnisse und erweitert so die Therapie innerhalb der Wohngemeinschaften. Der Gerontogarten ist ein Ort, an dem die Bewohner in besonderer Form Ruhe und Orientierung, Beschäftigung und Geborgenheit finden. Die Wegführung verzichtet auf potenziell irritierende Abbiegungen und Kreuzungen; stattdessen können die Bewohner ihrem Bewegungsdrang auf Rundwegen nachgeben, ohne sich zu verlaufen. Einheimische saisonale Nutz- und Zierpflanzen geben den Bewohnern jahreszeitliche Orientierung. Farblich herrscht im Gerontogarten natürliches Grün vor, das beruhigend und erfrischend auf die Bewohner wirkt.

Die Katholische Kirchengemeinde Christus König investiert mit dem "Haus Antonius" rund 4,8 Mio. Euro in die Erweiterung des Altenzentrums Porz-Urbach. Zu dem Neubau entschloss man sich aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach Plätzen speziell für demente Bewohner. "Mit der neuen Einrichtung schaffen wir für Menschen mit Demenz wertvollen Lebensraum in einer familienähnlichen Gemeinschaft, bieten also ganz im Sinne der Caritas solidarische und persönliche Hilfe für ein würdevolles Leben auch im Alter. Wir freuen uns, dass der Bau trotz des laufenden Betriebs des Altenzentrums schon so weit vorangeschritten ist und blicken der Fertigstellung mit Vorfreude entgegen", betonte Pfarrer Karl-Heinz Wahlen beim Richtfest am 14. August 2015.

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