Neues Wahrzeichen für Kölner Rheinauhafen

Schalung bringt Kranhaus-Architektur in Form

Ulma Betonbau und Stahlbetonbau
Die betontechnische Umsetzung des architektonischen Leckerbissens erfordert praktisch das gesamte Ulma-Schalungsprogramm. Foto: Ulma

KÖLN (ABZ). - Sie gelten als ein architektonisches Glanzlicht, das weltweit Beachtung findet: 17 beziehungsweise 19 Stockwerke und 60 m hoch sowie mit einem 48 m langen Ausleger versehen haben die drei so genannten Kranhäuser der Silhouette des Kölner Rheinauhafens schon während der Bauphase eine neue Kontur gegeben. Der architektonische Entwurf, der auf einem gestalterischen Konzept des Hamburger Architekturbüros BRT Architekten basiert, orientiert sich am Vorbild von alten Lastenkränen.Während die beiden ersten Kranhäuser als reine Bürogebäude bereits bezogen sind, wird das Wohngebäude "Pandion Vista" zurzeit fertig gestellt. Im Auftrag des Investors, die Firma Pandion Vista als eine Gesellschaft von Pandion, führt die Arge Kranhaus Nord Köln, ein Zusammenschluss der Unternehmen GHH Bau Gutehoffnungshütte Baugesellschaft, Oberhausen, (technische Federführung) und Oevermann Hochbau, NL Gütersloh, (kaufmännische Federführung) die Rohbauarbeiten durch.

Anspruchsvoller Baukörper
Bei der Schalung hatte sich die Arge für Systeme von Ulma Betonschalungen und Gerüste entschieden (Freigelände F7, Stand N713/1). Dabei erforderte die betontechnische Umsetzung des architektonischen Leckerbissens praktisch das gesamte Programm. Mit großen Mengen an Rahmen-, Decken, und Kletterschalsystemen sowie Arbeitsbühnen, die vom Standort Rödermark bei Frankfurt zur Kölner Großbaustelle transportiert wurden, stellte das Unternehmen nach eigenen Angaben dabei unter Beweis, dass mit Systemschalungen anspruchsvolle Baukörper zu realisieren sind, deren Betonoberflächen auch erhöhten Anforderungen an die Sichtbetonqualität entsprechen.Schon die Gründung der Kranhäuser stellte nach Aussage des 1. Bauleiters Benedikt Zepp von der GHH Bau Gutehoffnungshütte Baugesellschaft eine Besonderheit dar. Vier Jahre vor dem ersten Spatenstich des mittleren Kranhauses wurde eine öffentliche Tiefgarage fertig gestellt, die unter dem gesamten heutigen Baufeld verläuft. "Bei ihrem Bau mussten schon die Fundamente der Kranhäuser errichtet werden", erläutert Zepp. "Eine Pfahl-Plattengründung, bei der pro Kranhaus 64 Betonpfähle mit einem Durchmesser von 1,50 m 16 m tief in den Boden gegossen und mit einer 1 m dicken Bodenplatte abgedeckt wurden." Mit Beginn der Bauarbeiten an den Kranhäusern wurden die Fundamente dann aufbetoniert und die Bodenplatte auf die statisch notwendige Stärke von 2,60 m gebracht. "Dieses Gründungskonzept trägt sowohl der hohen Lastkonzentration als auch dem ausgeprägten Schwingungsverhalten des Baukörpers Rechnung", so Zepp.Eine intensive Auseinandersetzung mit der Tragwerksplanung im Vorfeld der Baumaßnahme, an der federführend die Firma IDK Kleinjohann aus Köln beteiligt war, hatte zur Folge, dass die ursprünglich als Stahlfachwerkkonstruktion geplanten Baukörper in Spannbetonbauweise errichtet wurden. Im Juli 2008 begann die Arge Kranhaus Nord mit den Rohbauarbeiten am Pandion Vista.Ebenso wie die beiden Bürogebäude ruht das Wohngebäude im Wesentlichen auf zwei Baukörpern: Bauteil A mit rund 726 m² Grundfläche und Bauteil B mit etwa 24 m² Grundfläche, der "Megastütze". In dieser Stütze, in der die Hauptlasten der darüber liegenden Geschosse abgeleitet werden, befinden sich ein zweites Treppenhaus sowie ein Panoramafahrstuhl, der den Blick auf den Rhein und das gegenüberliegende Ufer freigibt.Grundsätzlich verfügen die drei Kranhäuser über die gleiche statische Grundkonzeption, doch sind im Pandion Vista die Geschosshöhen nutzungsbedingt niedriger als in den beiden Bürogebäuden. Entsprechend verfügt das Wohngebäude bei ähnlichen äußeren Abmessungen über drei zusätzliche Etagen. Ein wesentliches statisches Element der Kranhäuser ist die so genannte Abfangebene, die die darüber liegenden Geschosse trägt. Sie liegt im Pandion Vista in der elften Etage."Ihre Bauweise ist statisch gesehen mit dem Bau einer Brücke vergleichbar", erklärt Bauleiter Dominik Jäger vom Arge-Partner Oevermann. In den beiden Gebäuderiegeln verlaufen je drei Spannbetonträger. Sie sind 3,10 m hoch und bis zu 1,50 m breit. Diese Konstruktion überspannt freitragend 32 m Zwischenraum zwischen den Baukörpern A und B und kragt dann nochmals 16 m aus in Richtung Rhein. Nach 32m dient ein quer verlaufender Spannbetonträger als Auflager. Im Gegensatz zu den Längsträgern ist dieser 9,65 m mächtig und erstreckt sich über drei Geschosse."In den Stahlbetonträgern des Brückentragwerks sind jeweils bis zu 22 Stahllitzen in Hüllrohren eingebaut. Diese werden nach Aushärtung des Betons und nach Fertigstellung des 13. Obergeschosses mit Hilfe von hydraulischen Pressen angefahren", so Jäger weiter. "In einem weiteren Arbeitsgang wurden die Hüllrohre mit einer Zementsuspension verpresst, so dass sich die Vorspannkräfte auf das Bauwerk übertragen", ergänzt Zepp. Die für die Betonierarbeiten notwendigen Schalungssysteme lieferte die Ulma Betonschalungen und Gerüste in den erforderlichen Mengen auf die Baustelle. "Zum Einsatz kam praktisch unsere gesamte Produktpalette", erklärt Ulma-Projektleiter Markus Heesen. Neben der Rahmenschalung Orma und der Leichtrahmenschalung Comain sowie der Trägerwandschalung Enkoform waren das vor allem große Mengen an VR-Deckenschalung. "Diese kam sowohl in der Standardausführung als auch in Form von Rand-, Sonder- und Podesttischen zum Einsatz", so Heesen. Hinzu kamen Schacht- und Arbeitsbühnen sowie die Kletterschalung für die Herstellung der Mega-Stütze.
Hydraulische Absenkung
Alleine um den 48 m langen Ausleger betonieren zu können, musste zuvor in 36 m Höhe auf sechs Gerüsttürmen ein provisorischer Tisch errichtet werden, um die Konstruktion darauf aufzulegen. "Das Gewicht dieser temporären Stahlkonstruktion (Traggerüst) betrug ca. 630 t", erklärt Projektleiter Carsten Fritzsche, "die über Stützen in die Sohle der darunter liegenden Tiefgarage abgeleitet werden mussten." Nach Fertigstellung des Auslegers wurde der Tisch dann hydraulisch abgesenkt.Insgesamt wurden für das Pandion Vista rund 2500 t Betonstahl, ca. 70 t Spannstahl und 15.000 m³ Beton verbaut. Auch hier kann das Gebäude mit einer Besonderheit aufwarten: Aufgrund der zusätzlichen Geschosse war eine Minimierung des Eigengewichts der Decken unumgänglich. Erreicht wurde das durch den Einsatz eines Leichtbetons der Festigkeitsklasse LC 35/38. Mit der Herstellung dieser Leichtbetondecken konnte eine Gewichtsreduzierung des Gebäudes von bis zu 20 Prozent erreicht werden.Nicht nur die architektonisch außergewöhnliche Konstruktion der Baukörper, auch die Rahmenbedingungen der Baumaßnahme – hierzu zählt vor allem der knapp bemessene Zeitrahmen – stellten die beteiligten Baupartner vor hohe logistische und technische Anforderungen. Ein straff organisiertes, gut abgestimmtes Management sowie leistungsfähige moderne Baustoffe gehörten deshalb zu den Grundvoraussetzungen, um die Gewerke erfolgreich zum Abschluss bringen zu können.

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