Planung für Olympische Winterspiele

Russen wollen in der Zukunft umfassend Energie einsparen

CO2-Emission Bebauungsplan
Die Olympiaregion Sotchi aus der Vogelperspektive. Fotos: Department für Architektur und Städtebau Krasnodar
CO2-Emission Bebauungsplan
Das für die Olympischen Winterspiele 2014 geplante Eisstadion. Fotos: Department für Architektur und Städtebau Krasnodar

JEKATERINBURG/RUSSLAND S(rd). - Wenn es um Projektmanagement und die Förderung von energieeffizienten Baumethoden auf internationalen Märkten geht, ist ein deutsches Unternehmen mit in der ersten Reihe.

1970 wurde das Unternehmen Drees & Sommer mit Firmensitz in Stuttgart von einem dreiköpfigen Team gegründet. Heute nach 40 Jahren erfolgreicher Entwicklung arbeiten rund 1200 Mitarbeiter weltweit an 28 Standorten, davon zehn in Deutschland. Das "andere Denken", das heißt unvoreingenommen an Projekte heranzugehen und dabei Innovationen zu berücksichtigen, prägt die Arbeitsweise des Unternehmens. Wer vom Balkan bis Vietnam Partner bei Megaprojekten ist, muss seinen Mitarbeitern Eigenverantwortung übertragen, um bei allem Wachstum flexibel zu bleiben.

In Deutschland sind einige Projekte hervorzuheben, wie der Potsdamer Platz in Berlin, die Hamburger HafenCity oder die Autostadt von VW in Wolfsburg, die Anerkennung auf der ganzen Welt gefunden haben. 2009 konnte ein Konzerumsatz in Höhe von rund 160 Millionen Euro erwirtschaftet werden bei einem Jahresbauvolumen von etwas über sieben Milliarden Euro. Insgesamt betreut das Unternehmen ein Projektvolumen von über 21 Milliarden Euro.

Der russische Energieminister Sergej Shmatko und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle haben Ende Juli in Jekaterinburg eine Verstärkung der Zusammenarbeit bei Steigerung der Energieeffizienz in Russland vereinbart. Ein erster regionaler Schwerpunkt für eine russisch-deutsche Energieeffizienzkooperation ist der Föderale Bezirk Ural. Die rudena, die Russisch-Deutsche Energie Agentur, wurde im Juli 2009 gegründet, bringt Partner aus beiden Ländern zusammen, um die Energieeffizienzmärkte in dieser Industrieregion zu entwickeln.

Im Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung von Jekaterinburg werden Pilotprojekte zur baulichen und nachhaltigen Modernisierung von Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen und Fernwärmesystemen vorbereitet. Auch werden Industrieunternehmen durch rudena bei der Sanierung von Produktionsstätten beraten. Weiterhin wurde beschlossen, ein Kompetenzzentrum für energieeffizientes Bauen einzurichten, das von rudena gemeinsam mit dem russischen Baukonzern Renova betrieben werden soll. In den nächsten zwölf Monaten werden 200 leitende Mitarbeiter russischer Unternehmen und regionaler Administrationen zu einer mehrwöchigen Weiterbildung nach Deutschland reisen. Hier werden sie praxisnah in Fragen der Energieeffizienz und des Contractings ausgebildet.

Die Russen machen Ernst mit einem umfassenden Programm zur Einsparung von Energie. Ende 2009 wurde ein Gesetz verabschiedet, dass aktive Maßnahmen zur Energieeinsparung mit einer Zielvorgabe von 40 Prozent zur Pflicht macht. Drees & Sommer ist als Berater an Projekten in der Olympiaregion Sotchi beteiligt und analysiert im Rahmen einer Studie der dena (Deutschen Energie Agentur) und rudena, wie die verschiedenen Gebäudekomplexe für die Olympischen Winterspiele 2014 mit bis 70 Prozent weniger Primärenergie auskommen könnten. Dabei werden heutige russische Standards als Bemessungsgrundlage herangezogen. Experten entwickelten für den Standort Sotchi zwei Effizienzstandards. Nach dem ersten Standardmodell sollen bereits etablierte Bautechniken Verwendung finden. Bei einer Umsetzung würden die Gebäude dem Standard entsprechen, den die deutsche Energieeinsparverordnung (EnEV) 2005 vorschreibt und im Durchschnitt rund 35 Prozent Einsparung an Primärenergie erreicht.

Beim zweiten Modell wird eine Kombination aus etablierten und neuen Bautechniken sowie Technologien verknüpft und zeigt weitere Optimierungsmöglichkeiten auf. Dies entspricht aktuellen deutschen Standards und ermöglicht eine Reduzierung des Heizwärmebedarfs um circa 60 Prozent und des Primärenergiebedarfs um bis zu 70 Prozent.

Zunächst ermittelten die Experten das Potenzial optimierter Gebäudehüllen und Baukonstruktionen. In einem weiteren Schritt wurden durch den Einsatz hocheffizienter Technologien, wie Wärmerückgewinnung sowie Anlagen zur Nutzung von Solar- und Umweltwärme zur Kühlung und Beheizung der Gebäude, der Energiebedarf noch einmal minimiert. Um sicher zu stellen, dass die Maßnahmen wirtschaftlich umgesetzt werden können, mussten Vorgaben für die Effizienzstandards festgelegt werden. Neben der Auswahl von typischen Gebäudenutzungen (zum Beispiel Bürogebäude, Hotel einfacher Kategorie, Hotel gehobener Kategorie, Medienzentrum, Eisstadion und Mehrzweckhalle) war außerdem wichtig, dass die vorgesehenen Techniken am russischen Markt verfügbar und kurz- bis mittelfristig umsetzbar sein werden. Die Typengebäude werden auf Basis der aktuellen Entwurfsplanungen des Masterplans für die olympischen Gebäude in Sotchi erstellt.

Neben der Betrachtung möglicher Gesamteinsparungen wurden konkrete Dämmoptionen und Techniken erarbeitet, die gerade bei Gebäuden im Niedrigenergiebereich und bei Plus-Energie-Gebäuden für eine optimale Bauweise ausschlaggebend sind.

An der mediterranen Küste mit Temperaturen im Februar um kaum weniger als sechs Grad Celsius entsteht der Olympische Park mit Stadien, Mediazentren und dem Olympischen Dorf. In den alpinen Bergregionen Krasnaja Poljanas finden hingegen bei Wintertemperaturen um null Grad die Wettkämpfe unter offenem Himmel statt. Für die Entwicklung der Energieeffizienzstandards wurden an die Klimabedingungen angepasste bauliche Lösungen entwickelt. Diese Klimazonen-Studie ist auch für andere Länder wie zum Beispiel China, Indien oder Brasilen, in denen viele Klimazonen vorhanden sind, von Bedeutung.

Während der Olympischen Winterspiele 2014 sollen energieeffiziente Gebäude zu einer Senkung des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen beitragen. Die wesentlichen Einspareffekte werden durch eine langfristige Nachnutzung im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung der Stadt Sotchi als Tourismus- und Wirtschaftsstandort erreicht. Die Studie wurde in Krasnodar Vertretern aus Politik und Wirtschaft vorgestellt – die Drees & Sommer-Experten gehen davon aus, dass Großteile der Einsparpotenziale in der fortschreitenden Planung und Ausführung umgesetzt werden können.

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