Radlader-Montage in Unterwelt

K+S probt Motorstart des Caterpillar 992K in 750 Metern Tiefe

Caterpillar Bagger und Lader
Peter Budesheim, Leiter für Maschinentechnik mobil bei K+S (l.), leitete das Projekt "Beschaffung Bunkerlader": Geplant wurde es bis ins kleinste Detail von Zeppelin-Niederlassungsleiter Frank Neumann (M.), Verkäufer Daniel Siegfried (r.) und Serviceleiter Reiner Friedrich (fehlt auf Bild). Norbert Jakob, Richtmeister und Zeppelin-Außendienstmonteur, sowie Dennis Löwen, Zeppelin-Servicetechniker (fehlt auf Bild) arbeiteten beim Aufbau mit dem Team von K+S, wie den Schlossern Florian Kauer und Alexander Heinz sowie Rainer Fuchs, der die Maschinenaufsicht innehatte (alle stehend auf dem Radlader von r.).

Hattorf (ABZ). – Wie kommt ein knapp 100 t schwerer "Cat Radlader 992K" zum Einsatz in 750 m Tiefe? Nicht im Ganzen, sondernfiletiert trat die Baumaschine ihre Reise in die Unterwelt an – dort, wo K+S Rohsalz im Kalibergwerk Werra am Standort Hattorf in Philippsthal etwa zur Düngemittelproduktion gewinnt. Die Dimensionen des Radladers mit 15 m Länge, 5,30 m Breite und 5 m Fahrzeughöhe erforderten seine komplette Demontage durch den Lieferanten, die Zeppelin Niederlassung Kassel. Dann konnten alle Teile des Laders über den Materialschacht unter Tage gebracht werden. Großbauteile wie der Fahrzeugrahmen, der Dieselmotor oder die Kühlereinheit, konnten im Ganzen transportiert werden. Lediglich die Schaufel musste aufgrund ihrer Größe in zwei Teilen angeliefert und vor Ort verschweißt werden. Nach der Vereinigung von Vorder- und Hinterwagen stand die Feuertaufe in Form des ersten Motorstarts bevor. Der vollständige Probelauf wird in wenigen Wochen anvisiert.In bis zu 1100 m Tiefe lagert das Salz, das K+S im Werk Werra fördert – zum Verbund zählen neben Hattorf die Standorte Wintershall, Unterbreizbach und Merkers, die rund 25 Mio. t Rohsalz im Schnitt jährlich fördern. Fertigprodukte werden in Höhe von rund 3,2 Mio. t/Jahr hergestellt. Die Flächenausdehnung der Grube hat inzwischen die Ausmaße einer Stadt wie München angenommen, heißt es seitens des Unternehmens. 160 km lan-ge Bandanlagen befördern den Rohstoff, der sieben Tage die Woche über Tage verarbeitet wird. Der Abbau unter Tage erfolgt von Montag früh bis Samstag Mittag. Die Verarbeitung läuft im Dauerbetrieb rund um die Uhr. Um das Zeitfenster Samstag Mittag bis Montag früh abzudecken, wird die Fabrik aus einem Bunker unter Tage versorgt.Aufgabe des neuen Radladers ist es, über 11.000 t Rohsalz pro Schicht aus dem Bunker zu fördern und der Produktion für die Weiterverarbeitung zuzuführen. Seine Tagesleistung liegt bei 33.000 t. Die Baumaschine muss im Flachbun-ker Hattorf agieren, dessen vier Bunkerkammern eine Lagerkapazität von rund 100.000 t Rohsalz aufweisen.Da Verbindungsstrecken zwischen den Bunkerkammern nur knapp über 5 m hoch sind, waren Umbauten am "Cat 992K" daher für den Einsatz unter Tage unverzichtbar. Diese wurden im Vorfeld von Zeppelin-Niederlassungsleiter Frank Neumann, Verkäufer Daniel Siegfried und Serviceleiter Reiner Friedrich geplant. Peter Budesheim kümmerte sich als Leiter Maschinentechnik mobil seitens K+S um das Projekt "Beschaffung Bunkerlader".In der Werkstatt der Zeppelin-Niederlassung Kassel wurde der Radlader entsprechend für den Betrieb angepasst, denn was die Maschinentechnik anbelangt, müssen unter Tage Vorkehrungen getroffen werden. Betankt werden soll dieser via Hochdruck, wie es in der Formel 1 üblich ist. 1300 l Diesel können in 10 Min. aufgefüllt werden. Da die Gewinnung von Rohsalz unter Tage erfolgt, müssen Emissionen so gering wie möglich ausfallen. Dort ist "frische Luft" nicht selbstverständlich, auch wenn Belüftungsanlagen und sog. Wettertüren dafür sorgen, die "Wetter" – also die Luft – zu leiten. "Wir haben hier unten eine gute Bewetterung. Der neueste Zwölfzylinder-Motor auf Basis von Stufe 4, die kein anderer Baumaschinenhersteller bei Maschinen dieser Größe bieten kann, trägt ein Übriges zu niedrigen Abgas-Emissionen bei", sagt Peter Budesheim. Seit 32 Jahren ist er bei K+S beschäftigt und als Leiter Maschinentechnik mobil verantwortlich für 1100 mobile Geräte, so auch für den Radlader der Cat-Baureihe 992. Für sie alle gilt ein Minimierungsgebot für Umweltgefährdungen.Um die Staubbelastung in der Kabine fernzuhalten, erhielt die neue Baumaschine eine Schutzbelüftung. Diese sorgt für einen Überdruck in der Kabine und verhindert das Eindringen von feinem Salzstaub. Für ein angenehmes Raumklima in der Kabine sorgt eine Klimaanlage, denn in der Tiefe herrschen Temperaturen von rund 30 °C. "Die Arbeiten sind anstrengend aufgrund schlechter Sichtverhältnisse durch die hohe Staubentwicklung. Der Fahrer muss sich konzentrieren und regelmäßig Pausen einlegen", führt Budesheim aus. Er wechselt sich mit einem zweiten Fahrer innerhalb einer Schicht ab. Damit die Maschine besser vor feinem Salzstaub geschützt wird, der insbesondere dem Motor schadet, wurde der Luftfilter umgebaut auf einen Rundluftfilter mit Turboabscheider. So soll dessen Standzeit erhöht werden. Durch schnelldrehende Ventilatoren wird der grobe Salzstaub ausgeworfen, bevor er in den Luftfilter gelangt. Trotzdem muss dieser während einer Schicht gewechselt werden. Als Herausforderung gestaltete sich, die Kabine samt deren Schutzdach auf 4,95 m einzukürzen – die Bauhöhe des Radladers darf aufgrund der Deckenhöhe die 5-m-Marke nicht überschreiten. Knifflig sei es dabei gewesen, die Elektronik wieder zu verkabeln.In der Niederlassung Kassel wurde die ganze Maschine nach dem Umbau zerlegt, kommissioniert und für den Transport auf Tieflader verpackt. Schließlich muss jede Schraube später an ihren ursprünglichen Platz. Akribisch wurde die Logistikkette für 20 Großbauteile mit mehr als 3 t vorbereitet. Das schwerste Bauteil wog 16 t. Kleinere Bauteile wurden auf mehr als 50 Paletten angeliefert. Großbauteile wurden über eine Schwerlastwinde mit 18,1 t Nutzlast über den Materialschacht eingehängt. Sein Ø beträgt 4,50 m. Keines der Bauteile durfte pendeln oder gegen die Schachtwand schlagen, als es nach unten befördert wurde. Alles, was schwerer ist als 3,5 t, konnte per langsamem Zug innerhalb von 45 Min. nach unten bewegt werden. Im Doppelpack konnten die mit Stickstoff gefüllten Reifen mit 2,8 t Einzelgewicht abgelassen werden. Motor, Getriebe und Kühler wurden im Stück nach unten gehievt. Fahrlader brachten die Bauteile zum Bunker, in dem die Montage erfolgte. Ein Mobilkran wurde dafür hinzugezogen. Den Zusammenbau leitete Zeppelin mit Unterstützung durch das Team von K+S: Norbert Jakob, Richtmeister und Zeppelin-Außendienstmonteur, sowie Dennis Löwen, Zeppelin-Servicetechniker, arbeiteten mit Rainer Fuchs, der seitens K+S die Maschinenaufsicht innehatte. Seine Schlosser-Kollegen Alexander Heinz und Florian Kauer begleiteten den Aufbau. "Zeppelin muss schnelle Reaktionszeiten – auch am Wochenende – sicherstellen", unterstreicht Budesheim. Eine weitere Forderung seitens K+S bestand im sicheren Arbeiten. Das Unternehmen hat sich die Strategie Vision Zero auferlegt, um Arbeitsunfälle zu vermeiden. Der Ab- und Aufbau des Radladers erfolgte bislang unfallfrei. Beim Starten des Motors sollte dieser erst mit dem Anlasser ohne Kraftstoff drehen, damit ein Öldruck aufgebaut werden konnte. Dann wurde der Kraftstoff zugeschaltet und der Motor lief an. Nach einer Warmlaufphase, einer Überprüfung der Systeme und einer Sicht-prüfung, ob alle Verschraubungen dicht sind, konnten die ersten Meter gefahren werden. "Der Stapellauf ist geglückt", freute sich Budesheim. 1999 nahm K+S bereits einen Cat 992G als Bunkerlader in Betrieb. Dieser brachte es bis heute auf 32.000 Bh und es werden noch weitere dazukommen, wenn er in Zukunft als Ersatzgerät herhalten muss. Damit er stets betriebsbereit blieb, wurde er im Lauf seines Maschinenlebens einer Generalüberholung unterzogen. Dabei wurden mechanische und hydraulische Bauteile ausgetauscht – die Achsen wurden vor Ort überholt. Inzwischen hat das Gerät wieder einen neuen Motor erhalten, ohne dass es dafür an die Oberfläche geholt werden musste. "Dass der Motor nicht mehr rund lief, hat sich über einen längeren Zeitraum angedeutet, da die Maschine immer mehr Öl verbrauchte", so Peter Budesheim. Aus Singapur wurde 2010 ein passender Ersatzmotor eingeflogen. Dass man dem Cat 992G seine Gebrauchsspuren kaum ansieht, habe noch eine andere Ursache: "Der Radlader ist bei uns die am besten gewartete Maschine. Denn für die Einsatzdauer von je zwei Tagen ist eine 100-%ige Verfügbarkeit erforderlich", meint Bu-desheim. Gerade am Wochenende wird von dem Gerät voller Einsatz abverlangt. 1350 t muss er in der Stunde an Material im Bunker umschlagen.

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