"Stadt ist kein Museum"

Kampf um Potsdams historische Mitte

von:

Klaus Peters

Potsdam
Die historische Mitte in Potsdam (Brandenburg). Zu sehen sind das Stadtschloss (vorne), die Nikolaikirche (hinten, Mitte), sowie die Fachhochschule (hinten li.) und der Staudenhof (zwischen FH und Kirche). Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Potsdam . – Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lächelt schon recht zufrieden, wenn er auf die historische Mitte seiner Stadt schaut: Das wiedererrichtete Stadtschloss und das von Milliardär Hasso Plattner ebenfalls neu erbaute Palais Barberini erstrahlen in barockem Glanz, ebenso aufgehübscht zeigen sich die Nikolaikirche und das alte Rathaus. "Behutsame Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild", heißt das Konzept, das gleich nach der Wende vom Stadtparlament für die ehemalige Nachkriegsbrache beschlossen wurde.Doch aus Sicht einiger wird die Postkarten-Atmosphäre gestört – von drei Nachkriegsbauten der DDR-Architektur. Für Jakobs und die mit ihm regierende Rathaus-Kooperation der bürgerlichen Parteien sind sie ein Fall für die Abrissbirne. Das 60 m hohe ehemalige Interhotel "Mercure", die Fachhochschule direkt neben dem Landtag und der Plattenbau-Wohnblock "Staudenhof" mit knapp 200 besonders gefragten kleinen Wohnungen. Geplant sind neue Wohn- und Geschäftshäuser und die Wiederherstellung des einstigen kaiserlichen Lustgartens an der Stelle des Hotels.Doch im Rathaus und in der Bürgerschaft regt sich zunehmend Widerstand gegen den Kahlschlag: Selbst Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hatte sich hinter das Hotel gestellt und den Stadtoberen vorgeworfen, sie wollten den Alt-Potsdamern vorschreiben, was sie schön zu finden hätten. "Das "Mercure"-Gebäude wird zu einem Symbol für eine differenzierte Vergangenheitsbewertung", sagte Stolpe.Nach mehreren vergeblichen Versuchen, im Stadtparlament die Mehrheit für die Abrisspläne zu kippen, startete eine Initiative Anfang April ein Bürgerbegehren. "Wir wollen, dass die Gebäude in der öffentlichen Hand erhalten bleiben", sagt Initiativen-Sprecher André Tomczak. Denn nicht nur für das gut gebuchte Hotel, sondern auch für den Fachhochschulbau und den Staudenhof sieht die Initiative Perspektiven."Die 30-m²-Wohnungen im Staudenhof gehören zu den gefragtesten der Stadt", sagt Tomczak. Der Wohnblock könne mit Mitteln für den sozialen Wohnungsbau saniert werden. Und in der bald leerstehenden Fachhochschule könne ein Wissenschaftszentrum einziehen. "Potsdam ist ein renommierter Wissenschafts-Standort, was sich nirgendwo in der Stadt widerspiegelt."Durch die kompromisslose Stadterneuerung in Richtung Rekonstruktion sei in Potsdam ein Ungleichgewicht entstanden, meint Tomczak. "Da dürfen nicht auch noch bestehende Gebäude mit Steuermitteln abgerissen werden."Jakobs wirkt nervös mit Blick auf das Begehren, seine Pläne zunichtezumachen. Jedenfalls warnte er die Bürger öffentlich davor, die Forderungen zu unterschreiben. Die neuen Leitbauten am Alten Markt hätten sich zu einer Attraktion für Touristen entwickelt – "So wollen wir weitermachen!"Unterstützung erhält die Initiative von der jungen Fraktion Die Andere, die im Frühjahr mit dem Slogan "Die Stadt ist kein Museum" ins Stadtparlament eingezogen war. Die Fraktion streitet gegen die Stadtspitze und den Verein Mitteschön, der sich auch für einen Wiederaufbau der Garnisonkirche stark macht, die als Symbol des preußischen Militarismus in DDR-Zeiten gesprengt worden war.Auch die Linken im Stadtparlament stehen hinter dem Bürgerbegehren. "Das Bürgerbegehren ist das Mittel zum Zweck, die Diskussion um die historische Mitte weiter voranzutreiben, damit sich möglichst viele Bürger damit identifizieren können", sagt Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Auch er weist darauf hin, dass die Wohnungen im Staudenhof begehrt seien und mit dem Auszug der Fachhochschule das Leben in der Innenstadt ärmer werde. "Ein Ankerpunkt für Studenten mitten in der Stadt fiele weg", mahnt er. "Die Frage ist: Wie können wir erreichen, dass junge Menschen und anderes städtisches Leben dort hingezogen werden?"

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