Tyrolit

"Was uns verbindet, ist die Leidenschaft für Technologie"

von:

Robert Bachmann

Tyrolit Unternehmen
Zur Qualitätssicherung und zu Schulungszwecken unterhält Tyrolit auf dem Werksgelände eigene Test Center. Zuständig für den Bereich Bau ist Thomas Nössler (re.), Head of Test Center Construction and Natural Stone. Neben ihm im Bild: Wolfgang Wiefler (li.), Head of Marketing & Product Management, Building Industry, und Roland Hettegger, Head of Product Management Diamond Tools, Building Industry. Fotos: Tyrolit

Schwaz/Österreich. – Seit nahezu 100 Jahren fertigt die Swarovski-Tochter Tyrolit Schleifwerkzeuge in Tirol/Österreich. Was als hausinterne Produktionsunterstützung für die weltbekannte Kristallglas-Manufaktur begann, ist heute ein international agierendes Unternehmen, das mit seinen Produkten die unterschiedlichsten Industriezweige bedient. Inmitten des Unterinntals, vor dem malerischen Tiroler Gebirgspanorama liegt die Stadt Schwaz in Österreich. Reich an Silber- und Kupfervorkommen galt der Ort während seiner Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert als größte Bergbaumetropole Europas. Vom einstigen Reichtum durch die Gewinnung von Edelmetallen ist heute außerhalb des Bergbaumuseums nicht mehr viel zu sehen. An Glanz hat Schwaz jedoch nichts eingebüßt, denn bei Tyrolit setzt man ganz auf Diamant.

Seit 1950 ist Schwaz Hauptsitz von Tyrolit, einem der weltweit führenden Hersteller von gebundenen Schleif-, Trenn-, Bohr- und Abrichtwerkzeugen sowie von Maschinen für die Bauindustrie. Mit über 4400 Mitarbeitern an 29 Standorten in zwölf Ländern auf allen fünf Kontinenten und Distributoren in mehr als 65 Ländern, finden die rd. 80.000 verschiedenen Produkte ihren Weg zu den Kunden auf der ganzen Welt.

Etwa 1200 Mitarbeiter sind allein am Firmensitz in Schwaz tätig, davon arbeiten ca. 100 in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens. Ihren Ausgang nahm die Firmengeschichte der Tyrolit Gruppe jedoch rd. 15km westlich von Schwaz in Wattens. Ebenfalls direkt am Inn liegt dort der Hauptsitz des Kristallglas-Herstellers Swarovski. Während des ersten Weltkrieges wurde das Unternehmen von der für die Kristallproduktion so wichtigen Versorgung mit Schleifscheiben abgeschnitten. In der Folge dessen, beschloss Firmengründer Daniel Swarovski, seine eigene Schleifmittel-Produktion ins Leben zu rufen. Am 13. Februar 1919 wurde die Firma Tyrolit gegründet.

Über die Jahre hinweg hat sich das Geschäft der heutigen Tyrolit Gruppe auch in andere Richtungen weiter entwickelt. Innovationen wie die Markteinführung der ersten Secur Trenn- und Schruppscheiben mit Glasgewebearmierung (1952) trieben dabei das Wachstum des Unternehmens rasant voran. Kurz zuvor (1950) wurde Tyrolit aus dem Swarovski-Werk in Wattens herausgelöst und an den heutigen Sitz in Schwaz verlegt.

"Heute wird nur noch wenig für Swarovski produziert", erklärte Christoph Waltl, Head of Marketing Communication/Corporate Communication, bei einem Werksbesuch der ABZ in Schwaz. "Dafür aber für so gut wie jeden anderen Industriezweig, in dem getrennt, geschliffen oder Oberflächen bearbeitet werden – von den Rändern der Brillengläser, die man auf der Nase trägt, über die Bereiche Luftfahrt, Stahl und Automobil bis hin zum Bau."

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Tyrolit Unternehmen
Zum Produktprogramm von Tyrolit gehört u.a. die WCE14***, eine Seilsäge mit extrem großen Seilspeicher und langem Hub für eine größtmögliche Ausnutzung und Anwendung bei maximalen Baukörperumfang. Die Säge ist in wenigen Minuten von einem Bohrständer zur Seilsäge umgebaut.

Der "Bau" ist heute ein wichtiger Geschäftsbereich des Unternehmens. Als Systemlieferant für Wand- und Seilsägen, Fugenschneider, Bohrsysteme und Maschinen zur Oberflächenbearbeitung deckt Tyrolit die gesamte Bandbreite des Trennens, Schneidens und Bohrens in der Bauindustrie ab. Die Anwendungsbereiche erstrecken sich dabei von kleineren Wandschnitten und Bohrungen über das Fugenschneiden bis hin zu groß dimensionierten Spezialprojekten wie dem Rückbau von Atomkraftwerken, Offshore-Anlagen sowie Staumauern und Brücken. "Insbesondere im Bereich des kontrollierten Abbruchs kommen die Vorteile unserer Produkte und das Know-how unserer Anwendungstechniker voll zu Geltung", so Wolfgang Wiefler, Head of Marketing und Product Management, Building Industry. "Auf diesen Markt möchten wir uns daher in der näheren Zukunft auch stärker konzentrieren."

Zu den wesentlichen, heute nicht mehr aus dem Markt weg zu denkenden Innovationen von Tyrolit gehören u. a. die erste vollhydraulische Wandsäge (1983), die Entwicklung von Dachsegmenten bei Hohlbohrern (1985) oder das geräuschgedämmte Sägeblatt (1990). 1994 entwickelte Tyrolit das erste modular aufgebaute Seilsägesystem. Die Modularität der Produkte spielt für das Unternehmen heute eine zentrale Rolle. Tyrolit versteht sich als Systemlieferant. "Wir verkaufen keine Produkte, sondern Lösungen", betont Wolfgang Wiefler. "Gerade in der Baubranche kommt es darauf an, dass Werkzeug und Maschine optimal aufeinander abgestimmt sind. Unser Kerngeschäft besteht also in der Zusammenstellung des idealen Systems für die spezifische Anforderung des jeweiligen Projektes." Tyrolit profitiert heute mehr denn je von dem Know-how seiner Mitarbeiter, die mit ihrer langjährigen Erfahrung stets nah am Kunden und dessen Einsatzort agieren.

Weitere Innovationen waren bspw. vor 30 Jahren die superdünnen Trennscheiben. Tyrolit ist heute in der Lage, Trennscheiben in einer Stärke von nur 0,75mm zu fertigen. Auch eine der größten Trennscheiben der Welt, mit einem Durchmesser von 2 m, entstand in Schwaz. Zu den wohl größten Entwicklungen gehört die 2009 eingeführte und registrierte TGD Technologie (Tyrolit Grain Distribution). Dabei handelt es sich um ein Produktionsverfahren, bei dem die auf dem Sägeblatt eingebrachten Diamantkörner gleichmäßig und in der für den jeweiligen Einsatz optimalen Art und Weise platziert werden, erklärte Roland Hettegger, Head of Product Management Diamond Tools, Building Industry. Die intelligente Verteilung der Diamanten führt zu einer gleichmäßigen Lastverteilung, optimierter Kühlung und einer konstant hohen Schnittleistung. Das Werkzeug hält dadurch sichtlich länger und die Maschinen werden weniger belastet. Der Clou dabei ist, dass sich diese Verteilung nicht nur an der Oberfläche des Schnittsegmentes bemerkbar macht, sondern durch alle Schichten des Segments hindurch, also auch im Prozess der Abnutzung erhalten bleibt. "Diverse Wettbewerber hätten seit Einführung dieser Technologie versucht, diese zu kopieren", so Wiefler. "In dieser Qualität ist Tyrolit jedoch bislang unerreicht geblieben."

Tyrolit Unternehmen
Mit der Verbindung des DME19DP*** Bohrmotors und den speziell entwickelten TGD Trockenbohrkronen führte Tyrolit die weltweit erste Lösung für einfaches und kostengünstiges Trockenbohren von armierten Beton ein.

Eine weitere Innovation, die 2011 zur Marktreife führte, ist P2 (Permanent Power). Die von Tyrolit registrierte Hochfrequenz-Technologie, vereint die kompakte Bauweise elektrischer Systeme mit der Zuverlässigkeit und Leistung hydraulischer Systeme in einer Maschine. Bei gleichsam erhöhtem Wirkungsgrad und Drehmoment arbeiten P2-Motoren mit deutlich reduzierter Drehzahl und minimieren dadurch die Belastung der Komponenten. Enorme Betriebssicherheit und reduzierte Servicekosten, in Kombination mit hoher Leistung, führen zu einer nachweislichen Produktivitätssteigerung und zu erheblichen Kostenvorteilen bei den Kunden.

Nach wie vor handelt es sich bei Tyrolit um ein familiengeführtes Unternehmen, erklärte Christoph Waltl. " Die Zugehörigkeit zur Swarovski Gruppe stärkt unser Traditionsbewusstsein und die nahezu 100-jährige Firmengeschichte zeigt die Stabilität unseres Unternehmens. Der Um- und Ausbau am Standort Schwaz signalisiert zudem die Treue zum Standort Tirol." Ein wichtiger Aspekt der Wachstumsstrategie von Tyrolit sind diverse Akquisitionen, die das Unternehmen über die Jahre hinweg getätigt hat. In den USA bspw., einem Markt, der nach Aussage von Wolfgang Wiefler, gänzlich anderen Gesetzen folgt als etwa der deutsche Markt, tritt Tyrolit unter der Marke "Diamond Products" auf. Seit 1991 gehört der US-Hersteller von Diamantwerkzeugen und Maschinen für die Bauindustrie zur Tyrolit Gruppe. Seit diesem Jahr gehört auch das Schweizer Unternehmen Hydrostress zu Tyrolit. Dort werden seitdem v.a. die Maschinen gefertigt, in denen die für den Bau produzierten Tyrolit Werkzeuge zum Einsatz kommen.

Die Strategie der Gruppe scheint aufzugehen. 2015 hat Tyrolit einen Rekord-Umsatz von 643 Mio. Euro eingefahren. Ein Plus von rd. 100 Mio. Euro allein in den letzten drei Jahren, wie Waltl betonte. Insbesondere vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden Konkurrenz, sei dies ein bemerkenswertes Ergebnis.

In gleich fünf Werken werden auf dem rd. 110 ha großen Produktionsgelände in Schwaz und Stans die zahlreichen Produkte für die unterschiedlichen Geschäftsbereiche gefertigt. Aus Bindung, Pore und Korn werden in komplexen Produktionsverfahren hoch leistungsfähige und an die jeweiligen Anforderungen der verschiedenen Anwendungsfelder angepasste Schleifwerkzeuge gefertigt. Martin Zimmermann, Trainer Grinding-Technology und verantwortlich für das zentrale Trainingszentrum am Hauptsitz: "Das Geheimnis liegt v. a. in der Bindung", so Zimmermann. "Sie entscheidet über die Qualität und Leistungsfähigkeit des fertigen Werkzeugs. Automatisieren lassen sich dabei nur wenige Prozesse. Zum großen Teil wird bei Tyrolit noch manuell gefertigt. Die Kundenanforderungen sind oft sehr speziell und da muss man flexibel reagieren können."

Zur Qualitätssicherung und zu Schulungszwecken unterhält Tyrolit auf dem Werksgelände auch eigene Test Center. Zuständig für den Bereich Bau ist Thomas Nössler, Head of Test Center Construction and Natural Stone: "Von der Produktneuentwicklung an sich über Benchmark-Vergleiche bis hin zur Fertigungskontrolle führen wir hier intensive Tests an unseren Diamantwerkzeugen sowie kunstharzgebundenen Schleifwerkzeugen für den Baubereich durch." Neu entwickelte Schleiftechnologien werden hier intensiv geprüft, bevor sie an den Markt gehen. Doch auch der Bestand wird regelmäßig mit dem Wettbewerb abgeglichen. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Aufgaben der Kunden, wird dabei häufig an Originalmaterialien getestet, die von den Kunden aus den jeweiligen Einsatzgebieten nach Schwaz geschickt werden. Nicht zuletzt steht auch der Schleifprozess selbst auf dem Prüfstand, da dieser für das Ergebnis ebenso entscheidend ist wie ein gutes Werkzeug selbst.

Darüber hinaus dient auch das Test Center im Bereich Bau für Schulungen von Kunden und Mitarbeitern. Neben sicherheitsrelevanten Themen wie Richtlinien und Personenschutz unterstützt Tyrolit den Anwender damit vor allem bei der Wahl des richtigen Werkzeugs, der richtigen Spezifikationen sowie der richtigen Einstellungen für seinen jeweiligen Einsatz. "Gemeinsam mit dem Kunden finden wir so für jede Aufgabe individuelle Lösungen, die optimal auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt sind", so Nössler abschließend. "Neben der Produktqualität, ist es das, was unsere Kunden an uns schätzen und was uns vom Wettbewerb abhebt."

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen