Uni Lüneburg

Spezielle Schalhaut sorgte für lebendige Oberflächen

Peri Architektur
Der Bau weist eine komplexe Gebäudegeometrie auf. Foto: Westag & Getalit

LÜNEBURG (ABZ). - Als einzigartig aber auch kontrovers, so wird der Neubau des Zentralgebäudes der Leuphana Universität im niedersächsischen Lüneburg in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Ein Betonbau par excellence. Er liegt auf dem Gelände der ehemaligen Scharnhorst-Kaserne, deren Bestandsgebäude seit mehreren Jahren von der Universität genutzt werden. Mit seiner Entwurfsidee wollte Architekt Daniel Libeskind ganz bewusst die auf dem Universitätscampus noch vorhandenen Strukturen militärischer Ordnung und Ausrichtung durchbrechen.Heller großflächiger Beton, teilweise in Kombination mit einer Zinkblechverkleidung in Rautenform, wird die auf dem Areal vorherrschende, typische Backsteinarchitektur der 30er-Jahre kontrastieren. Kühnaufstrebende Fassadenlinien erinnern an Bug und Aufbauten eines Luxusliners. Spitzwinklige Dreiecke dominieren die Optik. Nach Innen und Außen geneigte Wände runden das Bild ab. Bereits in früher Phase vermittelt das Haus sehr überzeugend, was der Baustoff Beton alles zu leisten vermag. Das Projekt stellte höchste Anforderungen an Schalung und Betonverarbeitung. Vor allem wegen der auch von Libeskind bevorzugten großdimensionierten Betonflächen.Architekt Daniel Haarmann aus dem Team rw+ architekten aus Berlin führt die planerische Aufsicht. Das Schalungssystem kam vom schwäbischen Schalungshersteller Peri. Bei der Schalhaut entschied man sich für den Typ Betoplan top des Holzwerkstoffherstellers Westag & Getalit AG. Das achtgeschossige Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von ca. 21.000 m² und einer Nutzfläche von ca. 13.000 m² wird Erkennungszeichen der jungen Uni. Sie ging aus der im Jahr 1946 dort gegründeten Pädagogischen Hochschule hervor. Heute sind Studienschwerpunkte Kultur, Bildung, Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Mit ca. 7500 Studenten gilt sie als mittelgroße Uni.Der Neubau liegt im Süden der Stadt zwischen der Uelzener Straße und der Scharnhorst Straße. Er besteht aus drei ineinander übergehenden, teils spitzwinkligen Baukörpern in Ost-West-Ausrichtung, in denen Forschungs-, Seminar- und das Studierendenzentrum eingerichtet werden. Angedockt an diesen Komplex ist ein rechteckiger Baukörper in Nord-Süd-Ausrichtung. Es ist das Auditorium und dient als Vorlesungs- aber auch als Veranstaltungsort für bis zu 1200 Besucher. Bereits im Mai 2011 war die Grundsteinlegung. Ein Jahr später starteten die Erdarbeiten mit dem bis zu sieben Meter tiefen Aushub. Die Bodenplatte aus WU-Beton misst ca. 0,20 m. Beton mit hohem Wassereindringungswiderstand kennzeichnet auch einige Kellerwände und Decken. Decken wurden als Flachdecken in Stahlbeton ausgeführt, z. T. mit Baukerntemperierung. Mit den Rohbaumaßnahmen ab Frühjahr 2013 waren als Arbeitsgemeinschaft die Unternehmen Pätzold Bauunternehmen GmbH mit Sitz in Goslar und Kümper + Schwarze Baubetriebe GmbH aus Wolfenbüttel betraut. Beide Firmen haben ihre Schwerpunkte im Bereich Rohbau, Hochbau, Ingenieurbau und Altbausanierung.Bauherr ist die Stiftung Universität Lüneburg. Das Projekt wird u. a. mit den Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung gebaut. Als Baukosten werden rund 73,5 Mio. Euro genannt. Spätestens 2017 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Fugenbild und Ankerpositionen nach Plan Pätzold-Bauleiter Sebastian Hering koordinierte und überwachte die Rohbauaktivitäten: "Von den rund 15.000 m² zu schalenden Flächen waren 750 m² nach den Anforderungen SB 4 ausgeschrieben.Diese Flächen liegen im Eingangsbereich, erstrecken sich über vier Etagen und sind bis zu 17,50 m hoch.Das Peri-Schalungssystem Vario GT wurde im vorgegebenen Rastermaß aufgedoppelt und die Westag Betoplan top von hinten verdeckt verschraubt. So konnten wir Ankerpositionierung und Fugenbildgestaltung nach Plan realisieren. Die unterschiedlichen Neigungswinkel der Wände, deren filigrane Formen, die Abmessungen, die teilweise extreme Bewehrung im Beton sowie die engen Toleranzen waren das Besondere bei diesem Projekt".Mit Gerd Ploeger von der Westag & Getalit AG stand ihm stets ein kompetenter Fachberater zur Seite. Die zuvor erstellten Referenzwände dienten als Richtschnurr für alle weiteren Betonieraktivitäten. Projektleiter Daniel Haarmann: "Sichtbeton sehen wir stets als Teamleistung. Uns war klar, dass die passende Schalhaut uns auf dem Weg zu ordentlichen Resultaten gut unterstützen würde. In der Gesamtschau aber darf der Beton durchaus lebendig wirken und muss nicht einen sterilen oder künstlichen Eindruck hervorrufen".Für die Sichtbetonabschnitte war ein Beton C 37, Körnung 0/16, Sieblinie 2-3 eingesetzt. Weitere Parameter des Betons: Konsistenz F 3, d. h. Ausbreitmaß 50 cm, der maximale Wasserzementwert lag bei 05. Um die Farbe des Betons nicht ungünstig zu beeinflussen, wurden keine Zusatzstoffe wie z. B. Flugasche eingesetzt.Sebastian Hering: "Der Beton kam mit Kran und 1 m³ Silobombe in die Betonierschüttrohre, die mit steigender Betonierhöhe in der Schalung nach oben gezogen wurden. Wir verdichteten durch Innenrüttler, die mit einer Spezial-Spiralbewehrung in den schrägen Wänden geführt wurden, um ein Ausweichen und Verklemmen des Rüttlers zu verhindern. Die Westag-Schalhaut in den Abmessungen von 3,75 x 2,11 bis 2,21 m wurde je nach Neigungswinkel querverlegt, so dass die Plattenfugen um die Grate und Kehlen herum laufen konnten. Ein 3 mm Dichtungsband der Westag & Getalit AG gewährleistet eine ausreichende Abdichtung. Viele Schalungsplatten hinterlassen einen Spiegeleffekt, aber die Betoplan top lieferte eine matte Betonoberfläche, ganz so, wie es die Planer sich vorgestellt und gewünscht hatten. Das Feinpolieren und gründliche Einölen der Schalhaut hatte sicher auch Anteil an den guten Ergebnissen". Gerd Ploeger betreute die Baustelle regelmäßig und konnte den Profis bei Detailfragen rund um das Thema Schalung unterstützen. Betoplan top, so Ploeger, erfülle die Vorgaben für alle glatten, fugenarmen Betonoberflächen mit erhöhten Anforderungen nach DIN 18202/3 für SB4-SHK3. Auch bei hoher Einsatzhäufigkeit liefere sie besonders planebene, matte Betonoberflächen.Aufgrund der komplexen Gebäudegeometrie war für das Einmessen der Schalungs- und Betonarbeiten, Stahlbau- und Fertigteilmontagen, Fassadenöffnungen und Fassadenunterkonstruktionen, Dachgeometrie mit Dachöffnungen zum Nachweis der Rohbautoleranzen ein Vermessungsbüro beauftragt. So z. B. für die Ankerlöcher, die mit 3-D-Koordinaten eingemessen und gebohrt wurden.

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