Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum

Rückbau und Schadstoffsanierung in Innenstadt

Bochum Abbruch
Beginn Abbruch am alten Haus 6.

BOCHUM (ABZ). - Im Februar 2014 erhielt die Heitkamp Umwelttechnik GmbH den Auftrag, im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil, die Entkernung und Schadstoff-sanierung sowie den kontrollierten Rückbau der Häuser 2 und 6 in der Innenstadt von Bochum durchzuführen. Für die Heitkamp Umwelttechnik GmbH war dies bereits das zweite Großprojekt im Auftrag des Universitätsklinikums. Bereits im Jahr 2007 wurden ähnliche Arbeiten im Zuge von Modernisierungen des Bergmannsheils ab-geschlossen. Das 1890 gegründete Bergmannsheil wurde zur Versorgung von verletzten Bergleuten errichtet und ist damit die erste Unfallklinik der Welt. Heute gehört das Bergmannsheil zu den innovativsten und leistungsstärksten Akutkliniken der Region. Damit das zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum gehörende Bergmannsheil auf dem aktuellen Stand der Technik bleibt werden derzeit Modernisierungsarbeiten durchgeführt.

Für den aktuellen, zweiten Bauabschnitt müssen Altbauten weichen, um den Bau der im ersten Abschnitt erstellten Neubauten fortzuführen. Die Kosten für die komplette Modernisierungsmaßnahme belaufen sich auf über 120 Mio. Euro und sollen bis zur Mitte 2018 abgeschlossen sein.

Die bereits fertig gestellten Abschnitte wurden am 13. Juni 2013 eröffnet und sind bei der aktuellen Maßnahme zu schützen. Die Kenntnis über die Standortfaktoren kam der Heitkamp Umwelttechnik GmbH bei den Abbrucharbeiten zugute. Erschwerte Randbedingungen machten diesen Auftrag zu etwas Besonderem. Die offensichtlichste Beschränkung war die einzige Zufahrt zur Baustelle, unter einer Übergangsbrücke mit einer Durchfahrtshöhe von 3,90 m und einer Durchfahrtsbreite von 4,50 m, was wiederum große Auswirkungen auf die gesamte Baustellenlogistik hatte. Dieser Bereich durfte nur mit Einweiser passiert werden. Zudem bestand durch diese Vorgaben keine Wendemöglichkeit.

Da die Entkernung, die Schadstoffsa-nierung und der Rückbau während des laufenden Krankenhausbetriebs stattfinden mussten, waren zahlreiche Auflagen zu berücksichtigen. Insbesondere der Umgang und der Ausbau von Schadstoffen, darunter bspw. Asbest, Asbestzement, künstliche Mineralfasern und PCB, mussten mit besonderer Sorgfalt überwacht werden. Unter Beachtung der gesetzlichen Richtlinien wurden in jeder Etage Sanierungsbereiche mit Lufthaltung und Schleusen eingerichtet. Die Schadstoffe in den Schwarzbereichen wurden erfasst und ausgebaut. Nach erteilter Abnahme wurde die sanierte Bausubstanz für den Abbruch vorbereitet.

Rückzubauen waren das 1951 erbaute, 27,75 m hohe Haus 2 sowie die im Durchschnitt 24,10 m hohe Stahlbetonkonstruktion des Hauses 6 aus dem Jahr 1984. Zusammen brachten es beide Gebäude auf mehr als 75.000 m³ umbauten Raum und umgerechnet mehr als 30.000 t Abbruchmaterial. Beide Gebäude befanden sich genau im Zentrum des Komplexes des Bergmannsheil Universitätsklinikums. Zum Einsatz kamen insbesondere zwei Hitachi-Bagger vom Typ ZX 470 (Longfrontbagger) und ZX 280 sowie ein Liebherr-Bagger vom Typ R 946, alle ausgerüstet mit einem Quick-Connect-System sowie einer Heckkamera. Als Anbaugeräte wurden Kombischeren, Pulverisierer, Sortiergreifer, Hydraulikhammer und eine Betonfräse verwendet.

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Bochum Abbruch
Altes Haus 2 und 6 mit angrenzenden Neubau Haus 2. Foto: Heitkamp Umwelttechnik

Die eigentlichen Abbrucharbeiten begannen am 18. September 2014 und sollten nach einem zuvor festgelegten Raster durchgeführt werden. Um den Krankenhausbetrieb nicht zu stören, wurden alle Bagger nachts angeliefert. Insbesondere die Übergangsbrücke mit einer lichten Höhe von nur 3,90 m stellte in Hinblick auf die Ausleger der Bagger ein Hindernis dar. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, erfolgte vorab eine umfassende Ortsbesichtigung.

Die nah beieinander stehenden Alt- und Neubauten gestalteten den Rückbau besonders schwierig. Stellenweise betrug der Abstand zu den Neubauten weniger als 15 cm. An anderen Stellen ging der Altbau direkt in den Neubau über, so dass die Gebäude vorab durch Sägeverfahren voneinander getrennt werden mussten. Besonders heikel gestaltete sich der Abbruch im Bereich der Klinik-eigenen Kapelle, in der nach wie vor Gottesdienste abgehalten wurden. Durch die Erschütterungen von Haus 6 die auf das Haus 2 übertragen wurden, hätten sich Fassadenteile oder Dachpfannen lösen und die Kapelle beschädigen können. Ferner wurden Schutzgerüste und Prallschutzplatten montiert, um den Neubau und die Kapelle vor herabfallendem Material zu sichern.

Zudem musste der Rückbau mit dem Krankenhaus koordiniert werden, um Bereiche abzusperren, die sich in der unmittelbaren Nähe zum Abbruchbereich befanden. Da auch die "Hotspots", wie z. B. die Labore und die Verbindung zwischen Hubschrauberlandeplatz und OP betroffen waren, gestaltete sich die Koordination außerordentlich aufwendig.

Das Klinikum Bergmannsheil benötigte mehrere Tage Vorlauf, um sich auf die Umstände der Sperrung einzustellen, was zur Folge hatte, dass das angesetzte Arbeitspensum zwingend eingehalten werden musste, um die vereinbarten, verbindlichen Termine einzuhalten. Der Rückbau von Haus 6 startete im südöstlichen Bereich und erwies sich an dieser Stelle weniger kompliziert als erwartet. Aufgrund der Skelettbauweise konnte sich der Longfrontbagger Feld für Feld in nördlicher Richtung durcharbeiten.

Währenddessen zerkleinerte ein Hydraulikbagger den anfallenden Bauschutt, separierte die anfallenden Bewehrungseisen und planierte die Zufahrt zur Abbruchbaustelle. Die abbruchbedingte Staubentwicklung wurde mit Hilfe von Staubbindean-lagen sowie durch am Longfront-Bagger montierte Düsen eingedämmt. Um dem Krankenhauspersonal die Möglichkeit zum Lüften der Gebäude zu geben, wurden Zeiten vereinbart, in denen beide Bagger mit ihrer Arbeit pausieren mussten.

Damit der Ausleger des Longfrontbaggers auch die höchsten Bereiche des Hauses 6 erreichen konnte, wurden zunächst die Bereiche über der Unterkellerung abgebrochen, um diese anschließend mit Bauschutt zu verfüllen. Im weiteren Verlauf kam ein zusätzlicher Hydraulikbagger zum Einsatz. Während der erste Hydraulikbagger den Bauschutt zerkleinerte, die Bewehrungseisen separierte und den Abbruchbereich für den Longfrontbagger vorbereitete, war der zweite Hydraulikbagger für das Verladen von Bauschutt und Boden sowie für weitere vorbereitende Maßnahmen zuständig. Um das Abbruchmaterial aufzubereiten, wurde die Bodenplatte zunächst nicht abgebrochen sondern als Grundlage belassen.

Nach dem vollendeten Rückbau von Haus 6 startete der Abbruch von Haus 2. Aufgrund seines Alters war unklar, womit die Heitkamp Umwelttechnik GmbH zu rechnen hatte. Klar war nur, dass Haus 2 – anders als Haus 6 – kein reiner Stahlbetonbau war und somit sicherlich andere Herausforderungen bereithalten würde. Hinzu kam, dass sich dieser Abbruchbereich in der Nähe des Haupteingangs des Bergmannheils befand.

Bochum Abbruch
Übersicht des Rückbaubereiches altes Haus 2 und 6. Fotos: Martin M. Kaleta

Im Anbetracht der topographischen Verhältnisse wurde mit dem Rückbau von Haus 2 in südlicher Richtung begonnen. Um ohne Probleme an beide schwierigen Abschnitte dieses Abbruchbereiches zu gelangen, wurde zunächst ein breiter Bereich freigeräumt.

Anschließend wurde das Gebäude in Richtung Westen zum angrenzenden Neubau hin abgetragen. Der geringe Abstand der Gebäude zueinander von weniger als 0,5 m setzte wiederum äußerstes Können und Konzentration der Baggerführer voraus. Insbesondere die Nähe des Rückbaubereichs zu in Betrieb befindlichen Aufzugsschächten für den Personentransport erforderte ein behutsames Vorgehen. Anknüpfend an den Abbruch des westlichen Teils von Haus 2, im Wesentlichen ein Mauerwerksbau, begann der Abtransport des Bauschuttes, um somit Platz für den späteren Abbruch der Bodenplatten beider Gebäude zu schaffen.

Die Koordination der anfahrenden Lkw und deren Beladung stellten erneut eine logistische Herausforderung dar. Im Durchschnitt wurden täglich ca. 75 Lkw-Ladungen Bauschutt abtransportiert, die das Nadelöhr der Zufahrt, die Zufahrt des Krankenhauses sowie die Innenstadt von Bochum passieren mussten. Da die Zufahrt für Kranken- und Notarztwagen freigehalten werden musste, bestanden zudem keinerlei Park- bzw. Wartemöglichkeiten auf dem Krankenhausgelände sowie in unmittelbarer Nähe.

Nachdem der westliche Teil von Haus 2 abgebrochen war, konnte mit dem Abbruch in Richtung Osten mit unmittelbar angrenzender Kapelle begonnen werden. Da die Kapelle nicht Teil der Abbruchmaßnahme war und viele Fensterflächen besaß, musste in diesem Bereich besonders sorgfältig gearbeitet werden. Alle Arbeiten wurden ohne nennenswerte Schäden an den angrenzenden Gebäuden durchgeführt.

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