Visual Arts Building der University of Iowa

Verwitterung als Zeichen für Lebendigkeit

Architektur
Neubau des von der Flut im Juni 2008 zerstörten Universitätsgebäudes mit Räumlichkeiten für Bildhauerei, Malerei, Zeichnen, Graphik und Schreiben sowie Tanz und Theater. Foto: Iwan Baan/Christian Pohl

Iowa/USA (ABZ). – Mit dem Visual Arts Building der University of Iowa hat das Architektenteam um Steven Holl ein Gebäude geschaffen, das selbst Kunstobjekt ist: Ein würfelartiger Bau, bei dem keine Wand der anderen gleicht und ein dynamisches, gleichzeitig aber harmonisches Zusammenspiel von Formen bildet. Auf 11 700 m² ist ein Gebäude entstanden, das den angehenden Künstlern durch sein innovatives Äußeres ein Eldorado an Inspiration bietet. Das neue Bauwerk greift außerdem auf, was dem Vorgängergebäude zum Verhängnis wurde – die Nähe zum Iowa River.

Die University of Iowa hat von Anfang an die Landesgeschichte geprägt. Als erste Institution höherer Ausbildung wurde sie am 25. Februar 1847 gegründet und war die erste Universität der Welt, die sich gegenüber Kunst aufgeschlossen zeigte. Theater, Tanz und Schreiben wurden in Iowa gleichberechtigt mit akademischer Forschung gelehrt. In den ersten Jahren sind 124 Studenten eingeschrieben gewesen – 41 von ihnen waren Frauen; damit bewies die junge Universität auch in der Gleichberichtigungsfrage ihre moderne Einstellung. Knapp 100 Jahre später hatte sich die Anzahl der Studierenden an der Universität mehr als verhundertfacht und die bestehenden Räumlichkeiten waren nicht mehr ausreichend: Die musischen Studiengänge wurden in der School of Art and Art History zusammengefasst und erhielten 1936 ihr eigenes Lehrgebäude. Dieses wurde allerdings stark beschädigt, als der Iowa River im Jahr 2008 den Campus überschwemmte. Um den Studierenden der bildenden Künste neuen Raum für ihre Projekte zu geben, wurde das Bauvorhaben in die Hände von Steven Holl gelegt. Sein New Yorker Architekturbüro hatte bereits im Jahr 2006 das Arts Building West, das nur wenige Schritte vom neuen Visual Arts Building entfernt ist, ausgearbeitet und dabei auf die Zusammenarbeit mit den Fassadenspezialisten der Pohl-Gruppe aus Köln gesetzt. Die Fassadenelemente sind aus verwitterndem Cortenstahl, dessen Rotton mit der Zeit an Intensität zunimmt. Auch bei dem neuen Gebäude setzt Holl auf den Farbveränderungseffekt durch Verwitterung: Die Fassade besteht aus graublauen Zinkplatten, die nach und nach immer dunkler werden.

Bei Planung und Realisation spielte der Iowa River für Steven Holl offenbar eine wichtige Rolle: Wellenförmige Fensterfronten durchfließen wie Steine aufgetürmte Etagen; Lochbleche erwecken den Eindruck von im Wasser zirkulierenden Luftbläschen. Das Poröse, Durchlässige fasziniert den Architekten und ist das Schlüsselthema seines Werks. Sieben vertikale Lichtschächte lassen das Visual Arts Building wie die Kalksteinfelsen, die an den Ufern des Iowa Rivers zu finden sind, wirken. Durch die "Multiple Centers of Light" sind zudem zahlreiche Erker entstanden, die den Studenten Arbeitsplätze und Raum für Ruhe bieten.

Nicht nur die Form des Bauwerks, auch seine Außenhülle wirkt lebendig: Akzente setzen die an der Südost- und Südwestseite des Gebäudes verbauten Fassadenelemente aus gelochtem Edelstahl, die den Eindruck erwecken als wären die Oberfläche transparent. Auf Wunsch des Architekten wurde von den Fachkräften der Pohl-Gruppe eine Lochstruktur entworfen und produziert, die dem Gebäudegrundriss nachempfunden ist. Die Lochbleche haben die Wirkung, dass sie das einfallende Sonnenlicht bündeln und durch die dahinterliegenden Fenster ins Innere leiten. Gleichzeitig betonen sie die horizontal angebrachten Zinkplatten des Zulieferers Rheinzink, die die wechselhaften Gebäudestrukturen zu einer Einheit verbinden.

Der Nachfolger des ersten historischen Visual Arts Buildings vereint Kunstgeschichte und Design auf eindrucksvolle Weise. Dieses künstlerische Zusammenspiel wurde bereits mit dem Interior Design Best of the Year Award in der Kategorie "Bildung" sowie dem Building of the Year Award der Architect's Newspaper prämiert.

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