XXL-Sanierung in den Niederlanden

UV-Lichthärtung jetzt auch im Großprofil angekommen

Schlauchliner Modernisierung und Sanierung
Eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Projektabwicklung kam dem Prokasro UV-Jumbokern 12 x 1000 W zu, mit dem der Liner ausgehärtet wurde. Fotos: Swietelsky-Faber

OSS/NIEDERLANDE (ABZ). - Bislang galt es als Tatsache, dass große begehbare Kanal-Nennweiten im Schlauchlining nur durch hydraulisch inversierende, heißwasserhärtende Verfahren sanierbar sind. Mit einem spektakulären Bauvorhaben in der ostniederländischen Gemeinde Oss, hat die Swietelsky-Faber Kanalsanierung gegen Ende 2014 das Gegenteil eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Innerhalb von nur drei Arbeitswochen wurden 700 m eines Sammlers DN 1500 durch zehn lichthärtende Liner des iMPREG-Systems GL 13 renoviert und damit erheblich schneller und wirtschaftlicher, als das mit der heißwasserhärtenden Technologie möglich wäre. Für dieses wegweisende Bauvorhaben, welches in Kooperation der Experten der Swietelsky-Faber Nederland B. V., Druten(NL) und Swietelsky-Faber Kanalsanierung, Niederlassung Alzey realisiert wurde, wurde die Gemeinde Oss für den GSTT-Award 2015, Sonderpreis Ausland, vorgeschlagen.

Die Abwasser-Verantwortlichen der Gemeinde Oss in der niederländischen Provinz Nordbrabant hatten ein ernsthaftes Problem: Der zentrale Mischwasser-Sammler des Kanalisationsnetzes, ein Betonrohr DN 1500, war schadhaft und drohte auszufallen; zudem war er stark mit infiltrierendem Grundwasser belastet. Es galt schnellstmöglich und nachhaltig die Betriebssicherheit sowie den Erhalt des Anlagevermögens zu gewährleisten. Ein offener Neubau des großen Kanals hätte letzterem widersprochen und kam zudem schon aufgrund der sensiblen Örtlichkeit nicht in Frage: Der defekte Sammler ist über weite Strecken mit anderer Infrastruktur überbaut. Nach sorgfältiger Prüfung aller in Frage kommenden Sanierungsalternativen entschieden sich die Verantwortlichen der Gemeinde Oss unter Leitung von Ronnie Hurkens, dem Abteilungsleiter Netzverwaltung, für ein Sanierungskonzept, das auf Einsatz der Schlauchlining-Technologie nach ISO 11296-4 basierte. In einer bewusst verfahrensoffen gehaltenen Ausschreibung machte schließlich ein Gebot das Rennen, das Frank de Wildt, Niederlassungsleiter der niederländischen Tochter der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung, erarbeitet hatte. De Wildts Konzept basierte auf dem Einbau von insgesamt zehn Linern des lichthärtenden iMPREGLiner-Systems GL 13 der iMPREG GmbH, Ammerbuch. Einige Monate vorher hatte Swietelsky-Faber in Süddeutschland einen entsprechenden Liner DN 1600 erfolgreich installiert und damit seine grundsätzliche Kompetenz für das noch deutlich komplexere Vorhaben in Oss unter Beweis gestellt.

Die Sanierungsexperten haben zum Handling solcher Liner-Dimensionen (und der entsprechenden Gewichte) diverse technische Einbauhilfen entwickelt und im praktischen Einsatz perfektioniert, etwa ein mobiles elektrisches Förderband, mit dem sich auch schwerste Liner ohne übermäßige Belastung von Material und Personal in den Kanal einbringen lassen. Solche Verfahrenstechnik schlägt sich letztlich auch in klaren Kostenvorteilen nieder. Eine Schlüsselrolle bei diesem Projekt spielte die eigens für derartige Dimensionen entwickelte UV-Technologie. Der in Oss ins Rohr geschickte Prokasro UV-Jumbo-Kern mit zwölf Mal 1000 W Lichtleistung markiert derzeit das obere Limit des technisch Machbaren und in der Praxis erprobten.

In der Vergabe setzte sich das Angebot schließlich über den Preis durch – es erwies sich gegenüber den Wettbewerbern aus der Heißwasser-Härter-Fraktion auch wirtschaftlich als überlegen. Dabei spielte gerade in Oss einmal mehr der Zeitvorteil eine Rolle, den lichthärtende Verfahren systembedingt haben. Dieser lässt sich an der längsten Einzelinstallation in Oss deutlich machen, einem iMPREGLiner GL 13 von 120 m mit einer Wandstärke von 9,5 mm. Mit dieser Wandstärke wird der Liner den statischen Anforderungen der Ausschreibung gerecht, ohne die hydraulische Kapazität des Sammlers nennenswert einzuschränken.

Das in den Kanal eintretende Grundwasser wurde teils über Tauchpumpen, teils von Saugfahrzeugen an den Schächten so weit abgeführt, dass die Haltung für den Zeitkorridor bis zur pneumatischen Aufkalibrierung des Liners hinreichend trocken gelegt war (der formschlüssig aufgestellte Liner hielt das Grundwasser dann jeweils selbst zurück). Nachdem in den Kanal eine PE-Gleitfolie zum Schutz des 12 t schweren Liners eingezogen worden war, folgte dieser wenig später selbst. Der in voller Länge eingezogene Liner wurde dann per Luftdruck formschlüssig im Kanal aufgestellt. Anschließend setzten die Swietelsky-Faber-Experten den UV-Lampen-Kern über eine Schleuse präzise zentriert in den Liner ein. Beim folgenden, eigentlichen Aushärtungsvorgang wurden zunächst die UV-Module stufenweise gezündet; sodann zog eine Winde den Lampenzug mit exakt definierter und kontrollierter Geschwindigkeit durch den Liner – die spezielle UV-Einheit ermöglichte für diese extreme Dimension eine außergewöhnlich schnelle Durchzugs-geschwindigkeit von 0,55 m/Min. für die optimale Laminat-Durchhärtung.

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Einführen des Liners in den Kanal.

Daraus resultierte für 120 m eine Aushärtungsdauer von nur knapp vier Stunden – ein Bruchteil dessen, was die Aushärtung mit Heißwasser beansprucht hätte. Hinzu kommt, dass GFK-Schlauchliner sofort nach der Aushärtung weiter bearbeitet werden können, während nach einer Heißwasser-Aushärtung eine abkühlungsbedingte Materialschrumpfung abgewartet werden muss, bevor man die vorhandenen Anschlüsse im Liner öffnen und die Schächte anbinden kann. Ein Liner dieser Dimension konnte in Oss somit an einem Arbeitstag vollständig installiert werden; per hydraulischer Inversion und Heißwasserhärtung wären für das gleiche Projekt drei bis vier Tage fällig gewesen: ein enormer wirtschaftlicher Unterschied. Auch unter den Aspekten Energieverbrauch, CO2-Erzeugung (beides deutlich geringer) und Wasserverbrauch (gar keiner) ist die UV-Technik -schon immer- klar überlegen; in der Dimension DN 1500 kommen solche Kriterien jedoch besonders massiv zur Geltung und können entscheidende Bedeutung gewinnen.

Dank der extrem "schnellen" Technik, verbunden mit perfekter Projektorganisation und intensiver Kooperation aller Beteiligten, konnten in Oss innerhalb von drei Arbeitswochen insgesamt 15 Liner DN 1500 in höchster Qualität eingebaut werden. Dabei konnten aufgrund des hoch flexiblen Equipments an manchen Tagen sogar zwei Haltungen saniert werden.

Für den Kanalsanierungs-Markt geht von dem Projekt Oss eine klare Botschaft aus: Die grabenlose Kanalsanierung ist in großen begehbaren Nennweiten um eine wichtige Handlungsoption reicher. Die systematische, intensive Zusammenarbeit zwischen Liner-Anbietern, UV-Anlagen-Herstellern und Sanierungs-Dienstleistern bringt kontinuierlich neue Problemlösungen hervor, die die Gewichte im Markt weiter "pro GFK/UV" verschieben. So gesehen, ist es nur konsequent, wenn das Projekt Oss für den GSTT-Award 2015 vorgeschlagen wird.

Mehr zur Technologie können Interessierte auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum am Stand der Swietelsky-Faber-GmbH, 2.HA-03, erfahren.

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