13. Akademischer Mauerwerkstag
Diskussion über Entwicklungen beim Bauen mit Ziegel
Karlsruhe (ABZ). – Ein interdisziplinärer Diskurs zwischen Architekten, Bauingenieuren und Baupraxis zeigt, dass sowohl die Anwendung von hochwärmedämmendem monolithischem Ziegelmauerwerk wie auch von Klinkerverblendmauerwerk im Trend liegen, technisch ausgereift und zukunftsfähig sind. Prof. Dr. Eric Brehm, seit 2017 an der Hochschule Karlsruhe u. a. für die Lehre im Mauerwerksbau berufen, eröffnete mit einem Vortrag über Digitalisierung im Mauerwerksbau. Diverse Entwicklungen in diesem Bereich werden global bereits erprobt oder in der Baupraxis angewendet. Doch den Handwerker werden sie wohl kaum vollständig ersetzen. Zu komplex ist die Herstellung von Bauwerken. Auch wenn Mauerwerksbau den wohl einfachsten und kostengünstigsten Erstellungsprozess ermöglicht. Über aktuelle Entwicklungen in der Befestigungstechnik berichtete Dr. Jürgen Küenzlen, Projekt- und Laborleiter der Adolf Würth GmbH. Prof. Dr. Detlef Schermer ermöglichte in seinem Vortrag "Schubbeanspruchtes Mauerwerk in der Praxis" Einblicke in ein aktuelles Forschungsprojekt der Ziegelindustrie, das belegt, dass modernes Ziegelmauerwerk unter Horizontalbeanspruchung aus Wind, Erddruck oder Erdbeben höhere Tragfähigkeit besitzt als in den derzeitigen bauaufsichtlichen Zulassungen angenommen. Produktingenieur Markus Heck stellte am Beispiel der Schöck Bauteile GmbH Entwicklungen in der thermischen Trennung tragender Bauteile in der Gebäudehülle dar.
Während der Mittagspause bot eine Produktausstellung der Unternehmen Erlus, JUWÖ Poroton, Schöck Bauteile, Ziegelwerk Schmid Bönnigheim, Wienerberger und Würth Einblicke in innovative Produktentwicklungen. Nach dem obligatorischen Anwendungsworkshop für Planziegelmauerwerk, geleitet durch das Ziegelwerk Schmid Bönnigheim, stellten sich die Architekturstudierenden der Hochschule Karlsruhe einem Duell mit den Bauingenieurkollegen der Hochschule Biberach. Die im dualen Studium auch handwerklich ausgebildeten Bauingenieurstudenten der Hochschule Biberach hatten im Wettbewerb um "den schnellsten Meter Mauerwerk" die Nase vorn.
Im Anschluss an die Mittagspause bilanzierte Architekt Holger König in seinem Vortrag zur Lebenszyklusanalyse von Wohngebäuden dem Ziegelmauerwerk ein hervorragendes Gesamtprofil. Seine gleichnamige Studie wurde vom Bayerischen Landesamt für Umwelt veröffentlicht. Die Vorteile des Steildachs sowie Entwicklungen im Bereich der Dachdeckung aus Tondachziegeln wurden von Dr. Alexander Stoll der Erlus AG präsentiert. Dass der Grundstein des nachhaltigen Bauens im architektonischen und städtebaulichen Entwurf gelegt wird, belegten die Architekten Peter Scheller (Palais Mai Architekten, München) und Architekt Professor Arno Lederer im Anschluss. Peter Scheller gelang die Demonstration der Herleitung von Gebäudeformen aus dem städtebaulichen Kontext, das Aufzeigen des gekonnten Umgangs mit Ziegel in unterschiedlichen Anwendungsformen. Am Beispiel einer Wohnanlage mit Kita aus Klinkerverblendmauerwerk und einer sechsgeschossigen Wohnanlage aus verputzten, monolithischen Ziegelaußenwänden im Energiestandard KfW55 konnte das Auditorium erfahren, wie facettenreich Ziegelfassaden sein können.
Professor Lederer beeindruckte in seinem Werkbericht mit einer Reise durch sein Lebenswerk und spannenden Anekdoten zur Entwicklung mancher Details. Sein Plädoyer für mehr Allgemeinbildung neben der Hochschullehre und mehr Diskussionsbereitschaft in Gesellschaft und Politik wurde als klare Botschaft an die nächste Generation von Planern verstanden. Der krönende Abschluss eines erlebnisreichen Mauerwerkstages mit der Erkenntnis, dass Ziegelmauerwerk beste Voraussetzungen für zukünftige Bauaufgaben erfüllt und nachhaltiges Bauen nicht an statistischen Zahlenwerten, sondern vorbildlicher, zeitloser Architektur gemessen werden soll. Der Akademische Mauerwerkstag wird in jedem Semester an einem anderen Hochschulstandort als außerordentliche Lehrveranstaltung angeboten. Der Akademische Mauerwerkstag an der Hochschule Karlsruhe wurde von den Kooperationspartnern Ingenieurkammer und Bauwirtschaft Baden-Württemberg e. V. unterstützt.
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