150 Jahre Magirus

Nutzfahrzeug-Tradition lebt in Ulm weiter

von: Burkhard BÜSCHER
IVECO-MAGIRUS Nutzfahrzeuge
Auf dem Kipp-Prüfstand verlor der Baustellen-Lkw erst bei 36,9° die Bodenhaftung

ULM. - Magirus feiert in diesen Tagen sein 150-jähriges Bestehen. Magirus, Magirus? Da war doch was! Die Marke Magirus gehörte einst zu den ganz großen in Deutschland. 1864 gründete Conrad Dietrich Magirus eine Feuerwehr-Requisitenfabrik. Ab 1903 wurden Benzinfahrzeuge unter die Leitern gebaut und ab 1917 hat Magirus selbst begonnen, Lkw herzustellen. Unvergessen sind die Magirus Rundhauber in den 50er- und 60er-Jahren mit ihren luftgekühlten "heulenden" Dieselmotoren, deren Robustheit sprichwörtlich war.

Für jede Ortsfeuerwehr in Deutschland war es fast selbstverständlich, ein TLF 16, ein FLF 16 oder gar eine DL 30 auf Magirus Fahrgestell im Gerätehaus bzw. der Zentrale stehen zu haben.

Auch als Baustellen-Lkw machten die "Baubullen" mit ihren luftgekühlten Motoren, wie sie vom Hersteller in der Werbung genannt wurden, immer eine gute Figur.

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IVECO-MAGIRUS Nutzfahrzeuge
Die Baubullen waren auf Baustellen sehr beliebt. Fotos (2): Iveco Magirus

Den größten Einzelauftrag seiner Geschichte bekam Magirus-Deutz, denn die Marke gehörte seinerzeit noch zum Klöckner-Humboldt-Deutz-Konzern (KHD), im Jahr 1974 aus der damaligen Sowjetunion. Bestellt wurden 10.000 Haubenfahrzeuge, die teilweise noch heute unterwegs sind. Ein Jahr zuvor hatte KHD ein neues Lkw-Werk in Ulm bezogen. 1975 gründen KHD und Fiat und Federführung der Italiener die International Vehicle Cooperation (IVECO). Darin gehen auch der französische Hersteller Unic und die italienische OM auf. Wenig später (1980) verkauft KHD seine 20-%-Anteile an Fiat. Seitdem ist Fiat Hauptaktionär. 1982 wird der Bau von Bussen aufgegeben und 1983 die Magirus-Deutz AG in Iveco Magirus AG umbenannt.

Nach mehreren Umstrukturierungen ist IVECO jetzt Teil der CNH-Gruppe (Case New Holland), zu der neben den Baumaschinen-Marken Case und Kobelco auch die österreichische Traktorenmarke Steyr und die Automarken Ferrari, Maserati, Alfa Romeo und Jeep gehören.

Einen großen Aufschrei gab es 2012 in Ulm, als die Lkw-Fertigung nach Madrid verlegt wurde. Seitdem wurden mehr als 40 Mio. Euro in den Umbau des Werkes im Donautal investiert, damit hier ein in Europa einmaliger Produktionsstandort für Feuerwehrfahrzeuge entstehen konnte. Gleichzeitig wurde das Werk Kompetenzzentrum für die schweren Nutzfahrzeuge des Konzerns (Stralis und Trakker).

IVECO-MAGIRUS Nutzfahrzeuge
Im Testzentrum werden die Fahrzeuge nicht geschont. Hier wird das Fahrwerk extremen Belastungen ausgesetzt. Fotos (2x): Büscher

Trotz Umstrukturierung konnte die Mehrzahl der Arbeitsplätze in Ulm erhalten bleiben. Heute entstehen in Ulm jährlich auf vier Montagestraßen rund 1000 Feuerwehrautos, dazu kommen weitere 200 Drehleitern auf Lastwagenfahrgestellen. Alle Feuerwehrfahrzeuge tragen zusätzlich zum Namen "Iveco" auch den "Magirus"-Schriftzug auf der Fahrzeugfront. Bei vielen Feuerwehren ist eben die Marke "Magirus" immer noch Synonym für Feuerwehrfahrzeuge.

Über 40 t wiegt der Super Dragon x8 Evolution, den Magirus im Jahre 2008 an die US-Army nach Mannheim ausliefert. An Bord ist Platz für 12 500 l Wasser, 1500 l Schaummittel und 1 t Löschpulver. 2012 zeigt Iveco Magirus die Flughafen-Löschfahrzeuge Dragon x6 und Dragon x8.

Trotz aller Feuerwehr-Affinität, sind die Entwicklungs- und Versuchsabteilungen für Schwerlastwagen weiterhin im Werk Donautal ansässig. In dem Bereich arbeiten 260 Mitarbeiter, die eng mit der Entwicklungsabteilung in Turin mit 750 Beschäftigten zusammenarbeiten.

Der Standort Ulm war immer schon für Innovationen gut. So verwendete Magirus bereits 1917 Kardanwellen als Antriebe für die Fahrzeuge, wo andere noch auf Kettenantrieb setzten. 1954 wurde die erste Außenplanetenachse bei Magirus gebaut und 1955 das erste kippbare Fahrerhaus. Von hoher Innovationskraft zeugte auch ein flacher 12-Zylinder-Boxermotor, mit dem in den 50er Jahren die Busse auf Wunsch ausgestattet werden konnten.

Diese Tradition, etwas Besonderes und Außergewöhnliches zu schaffen, wird also in Ulm mit dem Kompetenzzentrum für schwere Lastwagen fortgesetzt. Der Leiter der Entwicklungsabteilung, Detlev Jahn, erläuterte kürzlich vor Journalisten die Aufgaben seiner Abteilung. Dort werden die Fahrzeuge zunächst in 3D-Modellen im Computer erstellt, bevor sie in Simulationsprogrammen am Bildschirm bei allen möglichen Belastungstests auf ihre optimale Leistungsfähigkeit hin getrimmt werden. So lassen sich die einzelnen Bauteile bspw. auf ihr Gewicht hin optimieren, ohne dass sie an Stabilität verlieren. Anhand der 3D-Modelle werden auch virtuelle Crash- und Kipptests durchgeführt, die nachher in der Realität von der Versuchsabteilung unter der Leitung von Manfred Wetz überprüft werden. Vor allem Kunden aus dem militärischen Bereich, so verriet Wetz, hätten hohe Ansprüche an ihre Fahrzeuge, was die Kippsicherheit angeht.

So wurde bspw. für einen vierachsigen Baustellen-Lkw am Computer eine höchstmögliche Seitenneigung von 35° errechnet. Auf dem Kipp-Prüfstand verlor das Fahrzeug erst bei 36,9° das Gleichgewicht bis die oberen Räder keinen Kontakt mehr zur Plattform hatten.

IVECO-MAGIRUS Nutzfahrzeuge
Bei Essen und Trinken erinnerten sich während der Jubiläumsfeierlichkeiten die Besucher gerne an alte Zeiten.

Für weitere Tests unter realen Bedingungen steht in Ulm eine Teststrecke mit Steilkurve und verschiedenen Straßenbelägen zur Verfügung, wo bspw. automatische Bremssysteme getestet werden können. Auf der Offroad-Strecke in Markbronn sind unterschiedliche Steigungs- und Gefällstrecken, Rüttelpisten sowie Wasser- und Schlammdurchfahrten, um die Fahrzeuge alles abzuverlangen.

Das Jubiläum zum 150. Jahrestag der Marke Magirus wurde in Ulm drei Tage lang groß gefeiert, u. a. mit rund 7000 geladenen internationalen Vertretern des Feuerwehrwesens. Hierzu waren fast alle Mitglieder der CNH-Gruppe mit ihren Produkten im Donautal präsent. So auch für den Baumaschinenbereich Case mit einem 20-t-Radlader 921F und einem Minibagger CX39B. Eine umfangreiche Ausstellung mit alten Magirus-Fahrzeugen rundete die Jubiläumsfeierlichkeiten ab.

Markus Meyer, Business Director CNH Industrial für Deutschland, Österreich und die Schweiz, erklärte, warum es so wichtig für das Unternehmen ist, alle Bereich von CNH Industrial gemeinsam zu präsentieren: "Viele unserer Kunden benötigen für ihre Arbeitseinsätze sowohl Trucks als auch Baumaschinen oder Landmaschinen. Gerade für diese Kunden ergeben sich bei CNH Industrial viele Synergien. Sie profitieren von unserem umfassenden Produktportfolio, unserer langjährigen Tradition und unserem gemeinsamen Streben nach Innovation."

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