17. tubag-Sanierungsforum
Denkmalpfleger diskutierten Branchenthemen
Außerhalb von Normen und Rechtssicherheit wandelt niemand gerne ohne triftigen Grund. Den gibt es allerdings im Denkmalschutz, denn das Gebiet ist komplex und oft bewegt man sich auf Neuland. Forschung und Experimentierfreude sind erforderlich, um den historischen Gebäuden gerecht zu werden, so der Konsens der Anwesenden. Der erste Referent Ulrich Bauer-Bornemann zeigte anhand der Charta von Venedig, dass es auch innerhalb dieses ungesicherten Terrains bewährte Vorgehensweisen gibt. Am Anfang steht eine gründliche Untersuchung des Bestandes samt Kartierung der Schäden. Darauf gründet sich eine Analyse dieser Ergebnisse und erst dann lassen sich Schlüsse ziehen und Maßnahmen für eine Instandsetzung ableiten. Prof. Dr. Christoph Duppel gibt diese Praxiserfahrung auch im Studiengang Baukultur an der Hochschule RheinMain weiter. In seinem Vortrag untermauerte er die Reihenfolge des Erkundens, Bewertens und Instandsetzens mit Beispielen von Bauwerken aus unterschiedlichen Zeitaltern.
Wie weit das Terrain der Sanierung und Restaurierung historischer Bauwerke gesteckt ist, belegten die folgenden Vorträge. Dr. Karin Kraus vom Institut für Steinkonservierung e. V. in Mainz zeichnete die jahrzehntelange Forschung nach, die erforderlich war, um Mörtel zu entwickeln, die sich mit den Kalkmörteln und dem Kalkbeton der Bauwerke der alten Römer gut vertragen. In Renaissance und Barock wurde viel mit Gipsmörtel gebaut.
Hendrik Romstedt zeigte die vielfältigen Anforderungen, die sich daraus für heutige Denkmalschützer ergeben. Neben diesen Ausblicken in die Feinheiten besonderer historischer Baustoffe befasste sich der Restaurator im Handwerk, Timm Zedler, mit dem Zusammenspiel verschiedener Gewerke im Bereich der Mauerwerkssanierung.
Reiner Roßbach klärte über die historischen Besonderheiten von Kirchenburgen in Südthüringen auf, deren Verteidigungscharakter heute meist nicht mehr zutage tritt. Christoph Sabatzki vom bayerischen Landesamt für Denkmalspflege zeigte, dass sich mit moderner Baustofftechnologie selbst für seltene Denkmalgesteine wie das durch einen Meteoriteneinschlag entstandene Suevit Steinersatzstoffe finden lassen.
Im letzten Vortrag des Tages hielt Andrea Brachmann ein Plädoyer für einen einvernehmlichen Umgang im Schadensfall. Wenn die Beteiligten ins Reden kommen, lasse sich viel Geld für Prozesse, Gutachter und Juristen einsparen. Dies könne dann in die Schadensbewältigung fließen. Sie zog das Fazit, dass das Bewusstsein für ein solches Miteinander im Denkmalbereich oft größer sei als im Neubau.
Das Sanierungsforum wurde unter umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt.
Trotz dieser schwierigen Ausgangssituation belegten die vielen Anmeldungen in diesem Jahr den Bedarf nach einem persönlichen Erfahrungsaustausch unter Denkmalschützern. Für die 160 Plätze gab es eine längere Warteliste, der Wunsch nach einer Live-Veranstaltung war groß.
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