28. Tagung Leitungsbau 2021

Konferenz wurde aufgrund der Pandemie in den digitalen Raum verlegt

Düsseldorf (ABZ). – Bedingt durch Covid-19 fand die vom Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) und vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB) gemeinsam organisierte 28. Tagung Leitungsbau vor Kurzem erstmals als digitaler Kongress statt. Unter dem Motto "NEXT" standen die wichtigsten Entwicklungen aus der Bauwirtschaft sowie aus der Energie- und Personalwirtschaft auf der digitalen Agenda. Die Tagung Leitungsbau ist nach Aussage der Organisatoren ein Synonym für Wissenstransfer, Brancheninformationen aus erster Hand, Visionäres und für alles "what comes NEXT" im Leitungsbau.
Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) Fortbildungen und Seminare
rbv-Präsident Fritz Eckard Lang (r.) und rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann begrüßten die online zugeschalteten Teilnehmenden kürzlich zur 28. Tagung Leitungsbau. Foto: rbv

Kreative Lösungen gefunden

In diesem Jahr hieß es zunächst "live on tape" vom Gelände des Bauunternehmens Lang in Bodenheim. Später vor laufenden Kameras aus den angemieteten Studiokulissen in Düsseldorf begrüßten rbv-Präsident Fritz Eckard Lang und rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann die online zugeschalteten Teilnehmenden der 28. Tagung Leitungsbau. "Unsere lange zur Tradition gewordene Tagung Leitungsbau online durchzuführen, ist für uns ungewohnt", unterstrich Lang die spannende Herausforderung in seinem Eingangsstatement. Doch nicht nur für ein auch unter den Vorzeichen der Pandemie realisierbares digitales Veranstaltungsformat habe der Verband kreative Lösungen gefunden. "Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen sind wir als technisch-wissenschaftlicher Verband im vergangenen Jahr unseren satzungsgemäßen Aufgaben in vollem Umfang nachgekommen", betonte der rbv-Präsident.

In Kontakt bleiben

"Wir wollen weiterhin mit Ihnen in Kontakt bleiben und haben deshalb den Weg der Digitalisierung gesucht", betonte Hesselmann. Und so war die erste Station der Online-Tagung auch direkt das "Hauptstadtstudio" in Berlin, von wo Dieter Babiel, zu diesem Zeitpunkt nonoch Hauptgeschäftsführer im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V., in seinem Vortrag "Bauindustrie 2021 – Bewältigung der Covid-19-Krise und Blick nach vorn" einen Überblick über das aktuelle Baugeschehen gab. Das vergangene Jahr sei – hier fand Babiel sehr deutliche Worte – an all seinen Ecken und Enden infolge der Pandemie von unglaublichen Zumutungen geprägt gewesen. "Trotzdem ist die Bauwirtschaft bislang sehr glimpflich durch die Krise gekommen", so sein Resümee. "'NEXT' ist ein sehr passender Titel für diese Tagung", fuhr er fort, "denn zu den großen Megatrends wie Klimawandel, demografischer Wandel und Digitalisierung, mit denen wir uns als Bauwirtschaft auseinandersetzen müssen, ist nun noch die disruptive Erfahrung einer globalen Pandemie hinzugekommen." Corona werde voraussichtlich eine stärkere Rolle bei der Vergabe von Bauaufträgen spielen. "Wir werden die Auswirkungen der Pandemie auf die öffentlichen und vor allem kommunalen Haushalte zu bewältigen haben. Wir müssen die Zukunft aktiv, frühzeitig und mutig gestalten und richtig investieren. Die Bauindustrie kann hier in vielerlei Hinsicht eine Schlüsselfunktion einnehmen", so Babiel.

Innovative Themen im Fokus

Aktuelle arbeits- und tarifpolitische Themen fasste Anne Magiera, LL.M. (HDB) in ihrem Vortrag zusammen. Dabei standen die Entgeltrunde und die Mindestlohnrunde 2020 genauso auf ihrer Agenda wie der ATV-Änderungstarifvertrag sowie die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung und die darin enthaltene Angebotspflicht für Homeoffice.

Mit den anschließenden Vorträgen von Dr. Stefan Kaufmann, MdB, CDU, Michael Wübbels, Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU), und Hannes Seidl, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), standen Innovationspfade zur Thematik Infrastruktur, zur Sektorkopplung und zum grünen Wasserstoff als Energieträger auf der Agenda der Tagung. In seinem Vortrag "Druck auf der Innovationspipeline: Mit grünem Wasserstoff in die Zukunft" erläuterte Dr. Kaufmann, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Innovationsbeauftragter "Grüner Wasserstoff" im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Bedeutung von grünem Wasserstoff als Schlüsselbaustein für eine dekarbonisierte, globale Energiewirtschaft und als Jahrhundertchance für einen wirkungsvollen Klimaschutz.

In Infrastruktur investieren

In seinem Vortrag schilderte Michael Wübbels, stellvertretender VKU-Hauptgeschäftsführer, die "Investitionsschwerpunkte in kommunale Netzinfrastrukturen". "Die Investitionsbedarfe sind sehr hoch", so Wübbels klare Ankündigung. Der jährliche Invest in diese Infrastrukturen – soweit die auch für Leitungsbauer erfreuliche Information – liege auf Seiten der kommunalen Unternehmen bei rund 12 Milliarden Euro pro Jahr. Mit Blick auf den hohen Anlagewert unterirdischer leitungsgebundener Infrastrukturen betonte Wübbels das hohe Engagement kommunaler Unternehmen, diesen Schatz unter der Straße durch Investitionen in gutem Zustand zu erhalten. Um vor dem Hintergrund von Digitalisierung/Smart Grids, erneuerbaren Energien und Versorgungssicherheit allein im Strombereich den gestiegenen Anforderungen an die Verteilernetze auch zukünftig sicher gerecht werden zu können, seien schon hier Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe in den kommenden zehn Jahren erforderlich. Auch bei den Gasverteilernetzen sei vieles zu bedenken, um die langfristig politisch definierten Dekarbonisierungsziele schon heute zu antizipieren.

"Die Energiewende kann nur mit einem integrierten, sektorenübergreifenden Ansatz gelingen. Hierfür wird es notwendig sein, sämtliche Infrastrukturplanungsprozesse zukünftig besser aufeinander abzustimmen und zunächst einige energiepolitische Grundprämissen festzulegen, bevor einzelne Netzbetreiber in die konkrete Aufplanung gehen", erläuterte Seidl, Head of Division Energy Systems and Energy Services bei der dena, in seinem Impulsvortrag. Bislang seien die nationalen infrastrukturellen Planungsprozesse noch sehr stark in den einzelnen Sektoren erfolgt. Ganz im Sinne einer Energieplanung der Zukunft bestehe an dieser Stelle ein Weiterentwicklungsbedarf, damit systemische Optimierungspotenziale ganzheitlich besser genutzt werden könnten. All das mit dem Ziel, zu einer konsistenten Grundlage für die verschiedenen Netzentwicklungsplanungsprozesse zu kommen, erläuterte Seidl. Die Arbeits-, Lebens- und Lernwelten vieler Menschen haben sich unter den Vorgaben von Lockdown, bestehender Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen in den vergangenen Monaten stark verändert.

Digitale Lernmethoden etablieren

Um einen auch an dieser Stelle relevanten Realitätsaspekt des Leitungsbaus abzubilden, standen in den Vorträgen von Prof. Dr. Sabine Remdisch, Evalueconsult GmbH, und Prof. Dr. Heribert Nacken, RWTH Aachen, Lehr- und Forschungsgebiet Ingenieurhydrologie, die Themen Personalführung auf Distanz, Homeoffice und digitale Lernmedien im Fokus. "Führen auf Distanz braucht von allem ein bisschen mehr. Da in der Kommunikation über Distanz die nonverbalen Nuancen fehlen, kann es leichter zu Fehlinterpretationen kommen", so Prof. Remdisch.

Um aber Verbindung und Verbindlichkeit zu schaffen, brauche Führung aus der Ferne manchmal ein paar Worte mehr. Somit gelte es, digitale Empathie zu beweisen, die Beziehungsebene stärker zu fokussieren und nachhaltig Vertrauen aufzubauen: "Being there, when you are not there", laute die Formel, um der Kanalreduktion auf Distanz sicher zu begegnen.

"In der Ingenieurausbildung ist es heute entscheidend, dass jeder diejenigen Wissensnuggets erhält, die zu ihm passen", stellte Prof. Dr. Nacken in seinem Vortrag "Digitale Lernmedien – Wie verändert sich der Markt" fest. Neben den genuin fachlichen Kompetenzen einer wissenschaftlichen Disziplin würden zunehmend sogenannte Future Skills auch im universitären Curriculum an Relevanz gewinnen. Hierzu zählten digitale Skills, sozial kompetentes Handeln im digitalen wie im analogen Raum und Problemlösungs- und Kommunikationsskills.

"Um Studierende dort abzuholen, von wo sie kommen, müssen heute individualisierte neue Wege beschritten werden", erklärte er. Bezogen auf den Leitungsbau bedeute dies, dass etwa wesentliche Aspekte des Schweißens auch auf Distanz vermittelbar seien, das entscheidende haptische Finish, die letzten 20 Prozent also dann schneller und effizienter in einer Schulung vor Ort erlernt werden könnten. "Die Pandemie hat die intrinsische Motivation für virtuelle und digitale Formate erhöht", erläuterte Prof. Nacken.

Nach fünfeinhalb Stunden Online-Tagung, inhaltlich hochkarätigen Referaten und via Chat-Funktion an die Referenten übermittelten Fragen lautete das Fazit der Teilnehmenden, dass der rbv die erste digitale Tagung Leitungsbau sehr professionell umgesetzt habe. Es sei Wissenstransfer und Informationsvermittlung auf höchstem Niveau gewesen. Die 29. Tagung Leitungsbau findet 2022 wieder statt – wenn möglich, wieder in der gewohnten Form.

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