30 Jahre Blomenröhr Fahrzeugbau Egeln GmbH
Erinnerung an wilde Umbruchzeit
Firmengründer und Inhaber Anton Blomenröhr war zu dieser Zeit häufiger privat in der DDR. Er wusste, dass es nach dem Mauerfall im Bau einen immens hohen Bedarf an Investitionen geben würde und dass seine Anhänger für die Baubranche sehr gefragt sein würden. Er wollte daher seine Produktionskapazitäten ausweiten und suchte dafür Kontakte in der DDR.
Im März 1990 fuhr er mit der ganzen Familie zur Leipziger Frühjahrsmesse – in einem Wohnmobil, denn Hotels waren damals rar. Am Stand des Außenhandelskontors erhielt er Adressen von Fahrzeugbauunternehmen in der Nähe der Grenze. In Egeln fand Anton Blomenröhr ein Fahrzeugbauunternehmen, dessen Eigentumsverhältnisse klar waren, und schloss im April 1990 mit diesem die erste Kooperationsvereinbarung. Bevor er in den Standort investieren wollte, sollte die Firma in sein Eigentum übergehen. Im November 1990 wurde der Kaufvertrag mit der Treuhand notariell geschlossen.
Die Anfänge gestalteten sich als schwierig. Es gab keine Telefonverbindung nach Egeln. Das einzige Kommunikationsmittel war ein TELEX-Gerät. Material, Maschinen, Betriebsmittel – alles war nur spärlich oder überhaupt nicht vorhanden. Die Straßenverbindung war unwegsam. Lieferketten gab es nicht, zu zuverlässigen Handwerkern hatte man noch keinen Kontakt. Es musste viel investiert werden, in eine neue Heizungsanlage, in Produktionshallen, eine Lackiererei, Maschinen und Telefonanlage. Ein neuer Lkw musste her, damit Material und Anhänger zwischen den beiden Standorten transportiert werden konnten. Bis Mitte 1993 waren in Egeln zwei neue Hallen und die Lackiererei eingeweiht worden. Die 20 Mitarbeiter des VEB-Betriebs, deren Weiterbeschäftigung im Kaufvertrag garantiert wurde, wurden zunächst für mehrere Wochen in Geseke untergebracht. Dort wurden sie in den Bau von Tandem-Tiefladern eingewiesen. Nach der Einarbeitungsphase arbeiteten mehrere Mitarbeiter noch von Dienstag bis Donnerstag in Geseke, da es in Egeln weder Platz, Material noch Maschinen gab. Diese Pendelei dauerte in etwa zwei Jahre. Dann waren die größten Baumaßnahmen abgeschlossen und es konnten fertige Tieflader in Egeln produziert werden.
Seit 1990 wurden von 16 bis 20 Mitarbeitern im Werk Egeln mittlerweile mehr als 7000 Spezialanhänger, vorwiegend für den Bau, hergestellt - eine beachtliche Zahl. Es gibt 20 verschiedene Fahrzeugtypen, die dort kundenspezifisch produziert werden. Die meisten Tieflader können im europäischen Ausland mit EG-Typgenehmigung zugelassen werden. Anhänger von Blomenröhr aus Egeln befinden sich überall in Europa, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent und in Neukaledonien im Südpazifik auf den Straßen. Eine geplante Feier anlässlich des 30-jährigen Jubiläums mit der Belegschaft beider Produktionsstätten, Kunden und Partnern hat das Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie in das kommende Jahr verlegt.