55. NordBau

Wohlfühlen auf dem "Marktplatz der Innovationen"

NordBau Neumünster
Dirk Iwersen: "Die Größe der Messe und ihr regionaler Bezug hat uns stark gemacht." Foto: Messe

Zum Start der 55. NordBau 2010 (2. bis 7. September) ist von Krisenstimmung in der norddeutschen Bauwirtschaft und den nordeuropäischen Partnerländern kaum noch etwas zu spüren. Der "Marktplatz der Innovationen" ist in diesem Jahr bis auf den letzten Quadratmeter ausgebucht. Im traditionellen NordBau-Interview der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ) kurz vor Messebeginn beantwortete Dirk Iwersen, Geschäftsführer der Holstenhallen GmbH, Fragen, die ABZ-Chefredakteur Rainer Oschütz stellte.

ABZ: Herr Iwersen, die NordBau scheint auch 2010 der "große Renner" in der nordeuropäischen Bauwirtschaft zu werden. Ist das ein Signal, dass die Baubranche die Krise überwunden hat?

Iwersen: Ich glaube, dieses Thema muss man relativieren. Die NordBau hat trotz schwieriger Zeiten, die die Baubranche zu bestehen hatte, immer wieder positive Signale für die Entwicklung rund um den Bau gegeben. Hersteller, Händler von Maschinen und Baustoffen sowie Architekten und Bauingenieure nutzten und nutzen den Messeplatz Neumünster, um auch in Krisenzeiten der Fachwelt und den zahlreichen Besuchern Innovationen vorzustellen. Natürlich hoffen auch wir, dass sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland weiterhin stabilisiert.

Mit Blick auf Nordeuropa glaube ich jedoch, dass Wachstumsraten wie vor der Rezession erst wieder 2012 wirksam werden. Das hat jedoch keine negativen Auswirkungen auf diese Messe. Über 900 Aussteller aus dem In- und Ausland nutzen uns auch in diesem Jahr als "Markplatz der Innovationen". Auf 69.000 Quadratmetern Freigelände und über 20.000 Quadratmeter Hallenflächen werden über 70.000 Besucher erwartet.

ABZ: Ist dieser Trend vor Messebeginn rekordverdächtig?

Iwersen: Wichtig für uns ist die Qualität der Ausstellung. Wir gehören nicht zu den Messeveranstaltern, die auf "Biegen und Brechen" immer neue Aussteller- oder Besucherrekorde in den Medien verkünden. Natürlich werten wir auch diese Statistik aus, um vielleicht neue Trends unter den Besucher zu erkennen. Beispielweise haben wir in der Vergangenheit gemerkt, dass Häuslebauer noch mehr über neue Baustoffe und Einrichtungen wissen wollen, die besser als bisher zum Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden beitragen. So entstand die Idee ein "Wohlfühlhaus" vorzustellen. Architekten und Bauingenieure werden gemeinsam mit den Herstellern in Halle 7 dieses Thema den Besuchern näher bringen.

ABZ: Hat das auch etwas mit dem "Modebegriff" Nachhaltigkeit zu tun?

Iwersen: Das hat nichts mit dem "Modewort" zu tun. Nachhaltigkeit von Gebäuden fasst eigentlich die Qualitätsmerkmale zusammen, die auch in den vergangenen Jahren auf der NordBau in den Ausstellungsbereichen der Baustoffe, Bausysteme oder Architektur für uns wichtig waren. So sollen künftig Häuser den Nutzern Wohlbehagen, Gesundheit und Komfort bieten. Außerdem müssen Gebäude umweltfreundlich und Ressourcen sparend sein. Die Wirtschaftlichkeit spielt dabei eine entscheidende Rolle. Dieses Topthema reicht bis hin zur Entwicklung der sozialen Struktur in den Wohngebieten. Ich glaube, diese Thematik wird uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen.

ABZ: In der Vorbereitung dieser Messe stand das Thema Verkehrsentwicklung in Nordeuropa immer wieder im Mittelpunkt der Gespräche. Wie spiegelt sich das zur NordBau wieder?

Iwersen: Hersteller und Händler sind sich einig, dass sich ein modernes Verkehrsnetz in Nordeuropa auch auf ihre Geschäfte auswirken wird. Nehmen sie allein einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Europa, der in den nächsten Jahren um Hamburg und Lübeck entstehen wird. Ziel ist es, die Anbindung Skandinaviens mit den Ländern Mittel- und Osteuropas zu verstärken. Die Fehmarnbeltquerung oder der neue Containerumschlagplatz in Wilhelmshaven, die als Jahrhundertbauwerke bezeichnet werden, sind natürlich in den kommenden Jahren Topthemen auf der NordBau.

Wir als nordeuropäischer Treffpunkt der Baubranche sehen uns als Tribüne für die Vorstellung neuester wissenschaftlich-technischer Lösungen für solche Bauwerke, die Nordeuropa nicht nur wirtschaftlich näher zusammenrücken lassen. Das gilt ebenso für den Ausbau der Häfen an der Nord- und Ostseeküste mit ihren Anbindungen von Schiene und Straße an die Metropolen wie Hamburg oder Kopenhagen. Zum Thema "Straßenbau und Verkehrsprojekte" wird es in den kommenden Tagen Seminare und Fachvorträge geben.

ABZ: Apropos Veranstaltungsprogramm – was wird den Interessenten zur 55. NordBau geboten?

Iwersen: Um die 30 Veranstaltungen wird das Rahmenprogramm beinhalten. Wenn Sie so wollen, bildet bereits einen Tag vor Messebeginn (1. September) die 2. Norddeutsche Passivhauskonferenz den Messeauftakt. Tradition haben die "7. Norddeutschen Kanalsanierungstage", aber auch das Praxisforum "Kommunal- und Umwelttechnik" wird wieder gut besucht sein. Erstmals treffen sich die Gründachgärtner zu einer Veranstaltung. Ebenso wird das "Forum Zukunft Bauen 2010" zahlreiche Interessenten anlocken.

ABZ: Herr Iwersen, wann gehen die bereits angekündigten Neu- und Umbaumaßnahmen auf dem Gelände der Holstenhallen los?

Iwersen: Auch hier sind wir auf einem guten Weg. Dass die Hallen saniert und modernisiert werden müssen, darüber gibt es bei allen Verantwortlichen keine unterschiedlichen Meinungen. 70 Jahre alte Gemäuer haben das bitter nötig. Die finanziellen Mittel – etwa 24 Millionen Euro – stehen hoffentlich Anfang des nächsten Jahres bereit. Dann kann der Baustart sofort erfolgen. Im Laufe von drei bis vier Jahren werden dann Teile des Hallenkomplexes erneuert sein. Keine leichte Planung, denn die Veranstaltungen gehen auch während der Bauzeit weiter.

ABZ: Die Nordbau gilt zwar als regionale Messe. Doch ist der Einfluss Nordeuropas unverkennbar. Entwickelt sich daraus eine neue Zielstellung der NordBau?

Iwersen: Nein. Die Größe der Messe und ihr regionaler Bezug haben uns stark gemacht. Natürlich haben die offenen Verkehrswege nach Norden auch zahlreiche Aussteller und Besucher gebracht. Ob sich Neumünster einmal als Drehscheibe für die nordeuropäische Baubranche entwickelt, kann man heute noch nicht vorher sagen. Fest steht jedoch, dass ich mir eine NordBau in Neumünster ohne dänische Beteiligung nicht mehr vorstellen kann. Mittlerweile bezeichnen die Dänen Neumünster als ihre Kommunikations- und Handelsbörse für die Baubranche. Vielleicht ist das ein Grund, dass künftig noch mehr Nordeuropäer Neumünster als Messeplatz entdecken. Darauf sind wir natürlich vorbereitet.

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