Ahmad Ghamrawi steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung

BBS-Betrieb integriert Geflüchteten

Betonbohren und -sägen
Unter den fachkundigen Augen von Bernhard Hickl (r.) besetzt Ahmad Ghamrawi eine Bohrkrone mit neuen Segmenten. Fotos: Hickl Betonbohr und Sägeservice

Darmstadt/Wesel (ABZ). – Der seit Jahren auch in der Betonbohr- und -sägebranche spürbare Fachkräftemangel erfordert Kreativität und Engagement bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter.

Beides beweist Bernhard Hickl, Inhaber des Fachbetriebes Hickl Betonbohr- und Sägeservice. Er gab dem Geflüchteten Ahmad Ghamrawi mit einer Ausbildung zum Bauwerksmechaniker für Abbruch und Betontrenntechnik eine Perspektive. "Ende 2016 sind zwei meiner Mitarbeiter gesundheitsbedingt langfristig ausgefallen", erklärt Bernhard Hickl die Hintergründe. "Neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, ist in unserer Branche besonders schwierig.

Anfragen bei der Agentur für Arbeit blieben stets erfolglos." Deshalb sei er einen anderen Weg gegangen und der Empfehlung eines befreundeten Unternehmers aus der Region gefolgt, beim Berufsförderungszentrum Wesel des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) nachzufragen. Dieser Verein kümmert sich um die Betreuung und Integration von Flüchtlingen, vermittelt Praktikumsplätze und sucht dafür regionale Unternehmen als Partner. Hier traf seine Anfrage auf offene Ohren und wurde innnerhalb kurzer Zeit mit einer Vermittlung beantwortet.

Der heute 42-jährige Ahmad Ghamrawi stellte sein Können zunächst bei einem mehrwöchigen Praktikum unter Beweis. Danach arbeitete er im Rahmen der Einstiegsqualifizierung der Bundesagentur für Arbeit im Unternehmen. "Bevor er nach Deutschland kam, war Ahmad in mehreren Ländern des arabischen Raums als Schweißer und Hilfsarbeiter tätig, allerdings ohne Ausbildung", so Hickl. "In den ersten Wochen und Monaten überzeugte er mich und meine Kollegen von seinem handwerklichen Geschick und seiner Einsatzbereitschaft. Aus dem Team erhielt er großen Zuspruch, sodass wir gemeinsam entschieden, ihm eine Ausbildung zum Bauwerksmechaniker anzubieten, die er im August 2017 begann."

Diese Entscheidung hat Bernhard Hickl nicht bereut, im Gegenteil: "Bereits nach der Testphase hatte ich bei Ahmad ein gutes Gefühl, und er hat bis heute meine Erwartungen voll erfüllt", erklärt der 62-jähige Unternehmer. "Fachlich ist er unheimlich fit, sehr selbstständig im praktischen Einsatz und geschätzt in meinem Team. Auch vom Ausbildungszentrum in Hamm habe ich nur positive Rückmeldungen erhalten. Dort ist er anerkannt und zieht die deutlich jüngeren Azubis auch gern einmal mit, motiviert sie.

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Betonbohren und -sägen
Bevor er nach Deutschland kam, war Ahmad Ghamrawi in mehreren Ländern des arabischen Raums als Schweißer und Hilfsarbeiter tätig.

" Grundsätzlich ist die Einstellung eines Auszubildenden immer eine Investition in die Zukunft, die sich jedoch bereits mittelfristig rechnet. "Schon im zweiten Lehrjahr konnte ich Ahmad sehr gut einsetzen. Jetzt im dritten Lehrjahr läuft es richtig gut. Mit den von ihm eigenständig bearbeiteten Aufträgen in den Bereichen Bohren, Sägen und Fugenschneiden trägt er bereits maßgeblich zur Wirtschaftlichkeit meines Betriebes bei", so Hickl.

Natürlich bringt die Integration eines Geflüchteten auch neue Herausforderungen mit sich. "Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Behörden ist teilweise schon anstrengend", weiß Hickl. "2017 bemühten wir uns erfolgreich um eine Bestätigung des Ausbildungsvertrags durch die Handwerkskammer Düsseldorf und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Aktuell unterstützen wir ihn bei der Wohnungssuche im Ort, derzeit lebt er noch in einer Flüchtlingsunterkunft. Auch hier sind bürokratische Hürden zu nehmen. Doch ich halte dies für einen wichtigen Schritt zur echten Integration."

Ahmad Ghamrawi steht inzwischen kurz vor seiner Abschlussprüfung. Vorbehaltlich eines erfolgreichen Abschlusses zählt Bernhard Hickl ab August 2020 einen ausgebildeten Facharbeiter zu seinem Team. "Fachlich wird er die anstehende Prüfung mit Bravour bestehen, davon bin ich überzeugt", so Hickl. "Und für den theoretischen Teil arbeiten wir gemeinsam weiter an der Verbesserung seiner Deutschkenntnisse. Auf meine Unterstützung kann er zählen, ich wünsche ihm viel Erfolg."

"Das Engagement von Bernhard Hickl ist beeindruckend und sollte Vorbild für weitere Mitgliedsbetriebe sein, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen", erklärt Britta Keinemann, Leiterin des Ausschusses für Aus- und Weiterbildung des Fachverbandes. Mit dem Ausbildungsberuf, den vom Fachverband angebotenen Seminaren der Erwachsenenqualifizierung und der Einstiegsqualifizierung gebe es verschiedene Möglichkeiten, Flüchtlinge zu integrieren.

"Der Fachverband stand mir bei Bedarf jederzeit mit Rat und Tat zur Seite", sagt Hickl. Die organisatorische Unterstützung und die Hinweise für die richtigen Ansprechpartner in Behörden und Institutionen hätten ihm sehr geholfen.

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