Aktuelle Debatte zu bezahlbarem Wohnraum

Synergien durch modulare Wohnkonzepte

von:

Clemens Kuhlemann

Poroton Baupolitik
Clemens Kuhlemann: "Unter Nutzung aller gestalterischen und bautechnologischen Möglichkeiten müssen schnell kostengünstige, aber langlebige und damit nachhaltige Gebäude errichten werden, die sich flexibel an die jeweiligen Wohnbedürfnisse anpassen lassen." Foto: Deutsche Poroton/Studio SX Heuser

Berlin (ABZ). – Der anhaltende Flüchtlingsstrom nach Deutschland verschärft das seit Jahren existierende Problem fehlenden bezahlbaren Wohnraums. Eine aktuelle Studie der Forschungsgesellschaft Prognos im Auftrag der Allianz SE rechnet damit, dass in zehn großen Städten und Regionen bis 2030 knapp 1 Mio. Wohnungen fehlen könnten. Viele Zuwanderer ließen sich nieder, wo bezahlbarer Wohnraum ohnehin knapp ist. Zudem setze sich der Trend zu Singlewohnungen fort und die Binnenwanderung in attraktive Ballungsgebiete wie etwa München, Berlin, Rhein-Main, Stuttgart, Hamburg und Köln nehme zu, so die Studie. Die Experten von Prognos gehen davon aus, dass die Zuwanderung anhält und bis 2045 in Deutschland 85 Mio. Menschen leben werden, also ungefähr 5 Mio. mehr als heute. Angesichts dessen entwickle sich das Wohnungsangebot zu langsam, bilanzieren die Autoren.Der nationale Kongress zum Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen Anfang März gibt Anlass zur Befürchtung, dass sich daran nichts ändern wird. Einmal abgesehen vom föderalen Anachronismus, den wir uns im Baubereich leisten: Die Referate, vor allem die Diskussionen zum seriellen bzw. modularen Bauen zeigten, dass wir uns immer noch im Stadium der Konjunktive oder Absichtserklärungen befinden. Wir von der Deutschen Poroton haben jedenfalls keine Debatte erlebt, in der konkrete, durchgeplante Lösungsansätze diskutiert wurden, die schnelles, kostengünstiges und dabei nachhaltiges Bauen ermöglichen. Außerdem zeigte auch diese Tagung, dass unbeirrt kurzfristig Lösungen im Fokus stehen, um die Wohnungsmisere in den Griff zu kriegen.Wir wissen alle, wozu solches Denken beim Wohnungsbau, speziell beim sozialen, schon einmal geführt hat. Wie Bundesbauministerin Barbara Hendricks in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" Anfang März 2016 sagte, sei sie "trotz des geplanten schnellen Wohnungsbaus weder bei der Energieeinsparung noch beim Aussehen zu Abstrichen bereit. Ein Zurück zur Platte und zum Schick der 1950er-Jahre wird es mit mir nicht geben. Ich möchte nicht, dass wir uns in 15 Jahren über eine Verschandelung unserer Städte ärgern."

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Poroton Baupolitik
Grundriss erste Nutzung als Flüchtlingsunterkunft (l.) und spätere Nutzung als sozialer Wohnungsbau (r.). Grafik: Schlagmann Poroton

Unsere Unterstützung haben Sie, Frau Ministerin, denn natürlich ist die schnelle Bereitstellung menschenwürdiger Unterkünfte für eine Erstaufnahme von Flüchtlingen aktuell eine wichtige Aufgabe. Der Bau von vorübergehend notwendigen Einrichtungen kann aber allein nicht der richtige Schritt sein. Entscheidend ist die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum für alle Bürger in angespannten Wohnungsmärkten, die eine sinnvolle Integration der Zuwanderer einschließt.Die Deutsche Poroton plädiert für die Kombination beider Schritte: Unter Nutzung aller gestalterischen und bautechnologischen Möglichkeiten müssen schnell kostengünstige, aber langlebige und damit nachhaltige Gebäude errichten werden, die sich flexibel an die jeweiligen Wohnbedürfnisse anpassen lassen. Investitionen in nachhaltige Konzepte erzeugen diese Synergien. Eine ansprechende und langfristige Lösung können dabei modulare und dennoch typisierte Gebäude aus Ziegelmauerwerk sein, wie sie das Kieler Modell der Arge Zeitgemäßes Bauen empfiehlt.Mit modularer und dadurch unbegrenzt erweiterbarer Bauweise im konventionellen Ziegelmassivbau werden in kurzer Zeit nachweislich kostengünstige, nachhaltige Gebäude errichtet und damit preisgedämpfter Wohnraum geschaffen. Durch dieses auf Langfristigkeit angelegte Gebäudekonzept vergrößern Kommunen ihren Handlungsspielraum, ohne architektonisch, bauphysikalisch und energetisch Abstriche machen zu müssen. Um Planung und Finanzierung zu beschleunigen, könnte ein Investorenmodell hilfreich sein, bei dem nur die Kommune oder der öffentliche Träger als späterer Mieter oder Eigentümer auftreten muss. Baurechtler weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Investoren in eine Falle tappen, wenn sie – wie mehrfach geschehen – Baumärkte, Hallen oder andere Gewerbeobjekte zu Erstaufnahmelagern oder Flüchtlingswohnprojekten umwidmen. Beide Wohnformen kommen im Baurecht nicht vor. Mietverträge sind in einigen Bundesländern nur bis zu zwölf Jahren zulässig. Danach ist eine weitere, auch soziale Wohnnutzung ausgeschlossen.Die Fokussierung auf kurzfristige Lösungen wie Baracken, leerstehende Gewerbehallen oder Container produziert also nur Wohngettos, für die wir uns in 15 Jahren schämen und in denen alles gelingt, nur kein sinnvolles Miteinander von Menschen verschiedener Herkunft.Die Deutsche Poroton hat konkrete Vorschläge zum modularen Bauen erarbeitet, mit denen Kommunen die Fehler der Vergangenheit vermeiden können. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog prägte einmal zu seiner Berliner Rede 1997 den Satz: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!" Sein Thema war der Aufbruch ins 21. Jahrhundert. Wir schreiben jetzt das Jahr 2016. Die Herausforderungen für bezahlbares Wohnen schreien förmlich nach diesenRuck – von allen, um politische, weil soziale Entwicklungen nicht dauerhaft aus dem Ruder laufen zu lassen. Weitere Infos in der Broschüre "Wohnraum für alle" unter www.poroton.de.

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