alkus-Geschäftsführer Michael Tschenett

Schalungsplatte hält mitunter länger als der Rahmen

Alkus Schalungstechnik
Geschäftsführer Michael Tschenett erklärt, wo die Vorteile der alkus-Platte liegen. Foto: alkus

Die alkus AG feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Mit der alkus-Vollkunststoffplatte bietet das Unternehmen mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein Schalungsherstellern, Händlern sowie Baufirmen eine langlebige Alternative für das herkömmliche Schalen mit Holzplatten. Im Interview mit ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann erklärt Geschäftsführer Michael Tschenett, wo die Vorteile der alkus-Platte liegen, wie sich das Produkt am Markt entwickelt hat und wie das Unternehmen mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie umgeht.

ABZ: Herr Tschenett, die alkus AG ist dieses Jahr 20 Jahre alt geworden. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt?

Tschenett: Als die Vollkunststoffplatte von alkus am 2. Februar 2000 in der Frankfurter Oper erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde, sind wir mit einem vergleichsweise kleinen Team in den Vertrieb und die Vermarktung gestartet. Gleich zu Beginn haben wir damals unseren ersten großen Partner gewinnen können. Über die Zeit ist das Unternehmen stetig gewachsen. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Schalungshersteller in der ganzen Welt dazugekommen, zuletzt auch mehr und mehr Anbieter auf dem amerikanischen Markt.

ABZ: Was zeichnet die alkus-Platte gegenüber herkömmlichen Holzplatten aus?

Tschenett: Unsere Vollkunststoffplatte besteht aus fünf Schichten, der sogenannten Sandwich-Konstruktion. Im Inneren befindet sich ein geschäumter Polypropylen-Kern. Er sorgt mit dafür, dass die Platte sehr leicht ist. An den Außenseiten ist jeweils eine Deckschicht, ebenfalls aus Polypropylen, angebracht. Zwischen Kern und Deckschicht befindet sich auf beiden Seiten noch eine Aluminiumschicht, die der Stabilität dient.

Im Vergleich mit Holz ist die alkus-Platte etwa gleich schwer, zum Teil auch leichter. Genau wie Holz lässt sich die alkus Platte nageln, sägen und bohren. Für die Bearbeitung ist kein spezielles Werkzeug erforderlich. Dabei hat sie viele unerwünschte Eigenschaften nicht, die bei Holzplatten auftreten können. Beispielsweise nimmt sie keine Feuchtigkeit auf, quillt, schwindet und verrottet nicht. Auch entsteht keine Ripplingsbildung sowie Verfärbungen am Beton. Das führt auch dazu, dass unser Produkt bis zu 50 Prozent weniger Schalöl verbraucht, wie wir aus aktuellen Untersuchungen von Schalungsherstellern wissen.

Der Hauptvorteil liegt in der Langlebigkeit: Im Vergleich zur konventionellen Holzplatte ist die alkus-Platte etwa dreimal so teurer. Ihre Haltbarkeit und Qualitätsbeständigkeit ist jedoch um ein vielfaches höher. Kunden bestätigen uns, dass die alkus-Platten mitunter länger halten als der Rahmen. Das entspricht etwa 15 bis 20 Jahren. Eine Holzplatte hält hingegen je nach Einsatz und Klima zwischen ein und zwei Jahre.

Nicht zuletzt gibt es auch Vorteile in der Entsorgung. Eine alte Holzplatte, durchsetzt mit Schalöl und Betonschlempe in der Oberfläche sowie mit Leim zwischen den Holzschichten, ist am Ende ihres Lebenszyklus Sondermüll, der entsprechend aufwändig entsorgt werden muss.

ABZ: Dieses Prinzip gibt es mittlerweile auch bei anderen Herstellern . . .

Tschenett: Es gibt durchaus auch andere Anbieter von Vollkunststoffplatten. Das Produkt, so wie wir es entwickelt haben, gibt es jedoch nur bei uns. Einzigartig ist dabei vor allem, dass die alkus-Platte ohne Qualitäts- und Eigenschaftsverluste reparierbar ist. Kratzer, Löcher oder Durchbrüche können stoffgleich repariert werden. Die Schadstellen werden dabei nicht geklebt, sondern verschweißt. Dies hat nicht nur den entscheidenden Vorteil, dass die Reparatur dauerhaft ist, sondern dadurch behält die Platte ihre technischen Eigenschaften. Auf diese Weise können wir auch gebrauchte alkus-Platten so aufbereiten, dass sie wieder für Sichtbeton verwendet werden können. Zudem geben wir den Kunden der alkus eine Sieben-Jahres-Garantie auf die Platten, wozu aktuell keine anderer Hersteller in der Lage ist.

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Günstiger als Holz: In Brasilien kommt die alkus-Platte für den Bau von Sozialwohnungen zum Einsatz. FOTO: alkus/BKS

ABZ: Wurde die Platte in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt?

Tschenett: Ja, zu Beginn war es noch nicht möglich, eine dünne alkus-Platte herzustellen, also dünner als 15 Millimeter. Der Markt verlangt jedoch nach dünnen Schalplatten – speziell, wenn es um Deckenschalungen geht. Als wir dann einen zweiten Lieferanten mit ins Boot geholt haben, konnten wir auch den Produktionsprozess optimieren. Heute sind wir in der Lage, alkus-Platten mit Stärken zwischen 10 und 22 Millimeter zu liefern. Damit können wir nun alle Rahmensysteme abdecken, die es am Markt gibt. Das gilt auch für sämtliche Ankerbohrungen und Aussparungen, die der jeweilige Rahmen hat. Jede Platte wird von uns mittlerweile vorkonfektioniert, sprich einbaufertig, angeboten.

ABZ: Wo wird die alkus-Platte produziert?

Tschenett: Die alkus AG ist zuletzt stark gewachsen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Absatz verdoppelt. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage haben wir uns dazu entschieden, uns von unserer Ein-Lieferanten-Strategie für die Platten zu verabschieden. Vor etwa fünf Jahren haben wir deshalb mit einer Partnerfirma in Tschechien ein Joint-Venture gegründet. Seitdem werden unsere Platten in zwei Werken produziert, in Tschechien und in Österreich.

ABZ: Sie vertreiben ihr Produkt ausschließlich an Schalungshersteller, ähnlich wie ein OEM?

Tschenett: Nicht ganz. Grundsätzlich können Baufirmen auch direkt bei uns kaufen. In unserer Vertriebsarbeit sprechen wir durchaus auch Bauunternehmen an. Dafür haben wir in den vergangenen drei Jahren einen Bereich "Direktvertrieb" aufgebaut, über den wir im Sinne einer Aufklärungsarbeit direkt zu den Baufirmen gehen, die Vorteile unseres Produkts an der Basis präsentieren und damit die Nachfrage bei den Herstellern schüren. Die Schalungshersteller sind neben größeren Vermietern von Schalungen letztlich unsere Hauptzielgruppe. Die langfristige Vision von alkus besteht darin, alle Schalungshersteller der Welt mit unserer Vollkunststoffplatte zu beliefern.

ABZ: Wie weit ist alkus auf diesem Weg fortgeschritten?

Tschenett: Diese Vision ist natürlich auf lange Sicht angelegt. Bei den mittelständischen Schalungsherstellern sind wir schon sehr gut unterwegs. Auf sie sind auch unsere derzeitigen Produktionskapazitäten sowie unser Partnerprogramm zugeschnitten.

ABZ: Wie funktioniert das Partnerprogramm von alkus?

Tschenett: Dahinter steht ein mehrstufiges Preismodell. Einem Bauunternehmer, der direkt bei uns kauft, wird Brutto Listenpreis angeboten und in Ausnahmefällen kleine Rabatten gewährt. Dann gibt es Schalungshersteller oder Vermietunternehmen, die unser Produkt anbieten, aber nicht exklusiv in ihrem Mietpark verwenden. Sie bekommen einen fixen Rabatt von 10 Prozent. Den größten Vorteil räumen wir unseren exklusiven Partnern ein. Diese Hersteller bekommen 20 Prozent Rabatt. So gewähren wir unseren Partnern einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Nicht-Partnern, während wir letzteren wiederum ihre Marge gegenüber Baufirmen ermöglichen, die direkt bei uns kaufen. Detaillierte Erläuterungen zum alkus-Partnerprogramm gibt es jederzeit seitens alkus gegenüber den Kunden und Partnern.

ABZ: Welche Serviceleistungen bieten Sie ihren Kunden über das Produkt hinaus an?

Tschenett: Wir bieten unseren Partnern einen Vollservice. Bei Bedarf erhalten sie von uns Unterstützung bei Verkaufsgesprächen. Darüber hinaus schulen wir unsere Partner zum Einbau, zur Reparatur und Reinigung der Platte, ihrer Aufbereitung sowie zum Verkauf des Produkts. Dafür sind unsere Mitarbeiter rund um die Welt bei den Herstellern, Händlern und auf den Baustellen der Kunden im Einsatz. Diese Art von Service ist nach unserer Erfahrung einzigartig am Markt.

ABZ: Gibt es besondere Referenzprojekte, bei denen die alkus-Platte eingesetzt wurde?

Tschenett: Ein besonderes Projekt, bei dem die alkus-Platte zum Einsatz kam, war der Bau des Burj Khalifa. Mit 828 Metern ist es das derzeit höchste Gebäude der Welt. Hier konnte die alkus-Platte ihre Vorteile voll ausspielen. Alle 153 Etagen konnten mit alkus belegten Schalungen geschalt und betoniert werden, ohne Plattenwechsel, das heißt ohne dass zwischendurch eine Neubelegung vorgenommen werden musste. Eine herkömmliche Holzplatte hätte nach ungefähr 50 Einsätzen gewechselt werden müssen. Hier hatten wir es mit mehr als der dreifachen Menge zu tun. Damit verbunden ist ein nicht unerheblicher personeller und materieller Kostenfaktor, der letztlich auch mit den Ausschlag gegeben hatte, in diesem Fall auf die alkus-Platte zu setzen. Ganz aktuell sind wir unter anderem am Bau des Roche-Turms in Basel beteiligt. Hier entsteht das größte Bürohochhaus der Schweiz. Zudem kommt die alkus-Platte derzeit beim Bau der Flughafenanbindung U6 in Stuttgart zum Einsatz. Hier werden Sichtbetonwände unter Einsatz der alkus-Platte geschalt. Dabei kommt es vor allem darauf an, ein einheitliches Sichtbetonbild herzustellen, wofür unser Produkt prädestiniert ist.

ABZ: Wie beurteilen Sie die aktuelle Geschäftsentwicklung für Ihr Unternehmen?

Tschenett: Das vergangene Geschäftsjahr ist sehr gut für alkus gelaufen. Wir haben 2019 über Plan abgeschlossen. Sowohl Absatz als auch die Umsätze haben sich gut entwickelt. In das aktuelle Geschäftsjahr sind wir in den ersten zwei Monaten ebenfalls sehr gut gestartet. Spätestens seit März sehen jedoch auch wir uns mit der gegenwärtigen Ausnahmesituation konfrontiert, was eine Bewertung des weiteren Verlaufs derzeit kaum möglich macht.

ABZ:Wie wirkt sich die momentane Lage auf Ihr Unternehmen aus?

Tschenett: Die Auswirkungen, die auf uns zukommen werden, sind aktuell noch nicht ganz absehbar. Im Moment haben wir noch viele Aufträge aus den Vormonaten, die jetzt abgearbeitet werden müssen. Darüber hinaus merken wir nun, dass einige Kunden vorsichtiger werden und Investitionsentscheidungen auf Eis gelegt werden. Stand heute haben wir glücklicherweise keine Stornierungen. Vieles wird nun aber auf später verschoben. Jetzt kommt es darauf an, wie es in den nächsten Monaten weitergeht und wie lange wir uns mit den derzeitigen Einschränkungen auseinandersetzen müssen.

ABZ: Was bedeutet die Situation für Ihre Produktion und Lieferfähigkeit?

Tschenett: Natürlich wurden auch in unseren Produktionswerken die Sicherheitsmaßnahmen massiv verstärkt. Abstandsregeln, das Tragen von Schutzmasken und vieles mehr – all die Dinge, die jetzt auch im öffentlichen Leben gelten, wurden hier ebenfalls umgesetzt. Zugute kommt uns jetzt, dass wir mit den beiden Werken auf zwei Standbeinen stehen. Sollte eines ausfallen, können wir sehr viel über das Zweite kompensieren. Stand heute läuft sowohl unsere Produktion in Tschechien als auch die in Österreich wie gewohnt. Beide sind lieferbereit.

ABZ: Corona mal beiseite, wie sehen die Pläne bei alkus für die nahe Zukunft aus?

Tschenett: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel investiert, vor allem in unsere Eigenproduktion. Das betrifft insbesondere die Konfektionierung der Platten im Werk, mit der wir jetzt jedes Rahmensystem der Welt bedienen können. Zudem wollen wir uns auch personell weiter verstärken, um unsere Vertriebsarbeit noch breiter in den Markt zu bringen.

Darüber hinaus arbeiten wir momentan an Projekten, die das Produkt betreffen und die es Wettbewerbsprodukten künftig etwas erschweren, mit uns zu konkurrieren. Hierzu möchte ich im Moment jedoch noch nicht mehr verraten.

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