Altrad plettac assco

"Das wichtigste Thema der Branche wird neben Innovationen insbesondere die Personalfrage sein"

ALTRAD plettac assco Gerüstbau
Die Geschäftsführer von Altrad plettac assco: Ulrich Lawory (l.) und Ralf Deitenberg. Fotos: Altrad Plettac assco

Der Bau-Boom in Deutschland hält an. Davon profitiert auch der Gerüstbauhersteller Altrad plettac assco aus Plettenberg im Sauerland. Im Interview mit ABZ-Redakteurin Jennifer Schüller sprach Altrad plettac assco-Geschäftsführer Ralf Deitenberg über aktuelle Herausforderungen der Branche sowie die Inhalte des Unternehmens auf der bauma.ABZ: Herr Deitenberg, wie blicken Sie auf das vergangene Geschäftsjahr 2018 zurück? Sind Sie zufrieden mit den Entwicklungen?Ralf Deitenberg: Wir haben ein sehr positives Jahr hinter uns, wie wahrscheinlich die gesamte Branche. Unseren Kunden geht es durchweg gut und auch die Auftragslage im Gerüstbau ist weiterhin sehr gut. Davon profitieren wir natürlich auch. Wir konnten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von ca. 20 % erwirtschaften, was insbesondere auf die Entwicklung auf dem deutschen Markt zurückzuführen ist. Der deutsche Markt ist und bleibt für uns der wichtigste Markt und vor diesem Hintergrund spiegelt unser Umsatzplus sicherlich auch ein wenig den Trend in der gesamten Branche wieder.ABZ: War das Jahr für die gesamte Altrad-Gruppe ebenso positiv?Deitenberg: Ja, das kann man durchaus sagen. Die Gruppe ist im vergangenen Jahr von 2,2 Mrd. auf 3,4 Mrd. gewachsen. Das ist insbesondere durch externes Wachstum in England begründet. Aber auch das interne Wachstum lag bei rd. 10 %. Mittlerweile arbeiten mehr als 40.000 Menschen erfolgreich in der Altrad Gruppe und das Gruppenlogo sieht man auf der ganzen Welt.ABZ: Wie drückt sich dieser Erfolg konkret aus und wie begegnen Sie ggf. einer steigenden Nachfrage?Deitenberg: Wir merken das, neben vielen anderen positiven Faktoren, auch an einem deutlich gestiegenen Auftragseingang. Aber da sich dieser Trend über die vergangenen Jahre hinweg bereits abgezeichnet hat, haben wir frühzeitig die Weichen gestellt. Um kurze Reaktionszeiten zu gewährleisten, haben wir, wie in den Jahren zuvor, zielgerichtet in Automatisation investiert. In den Wintermonaten konnten wir weiterhin einen Lagerbestand aufbauen, den wir in dieser Größe vorher noch nie hatten. Wir waren somit gut vorbereitet, um schnell reagieren zu können. Denn die Baustellen unserer Kunden warten nicht. Auch investieren wir viel in die Weiterbildung und Qualifizierung unserer Mitarbeiter und das machen wir auch weiterhin.ABZ: Welche größeren Investitionen haben Sie im vergangenen Jahr getätigt und in welchen Bereichen sind noch weitere Investitionen geplant?Deitenberg: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel in Säge- und Schweißtechnik investiert. Mittlerweile sind wir aber räumlich an Grenzen gestoßen. Daher wurden bereits eine ganze Menge positive Maßnahmen angeschoben. In Plettenberg werden wir eine eigene Verwaltung bauen, ganz in der Nähe zu unserem Lager. In Großräschen, unserem Produktionsstandort, entsteht eine zusätzliche Halle mit weiteren modernen Anlagen. Wir werden dort in den kommenden Monaten einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Wir bekennen uns zum Wirtschaftsstandort Deutschland und werden unseren Kunden auch weiterhin Produkte mit dem Qualitätsmerkmal "Made in Germany" bieten.

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So wird der Messestand des Unternehmens auf der diesjährigen bauma aussehen.

ABZ: Und beide Projekte sollen noch in diesem Jahr realisiert werden?Deitenberg: Ja. Die Halle soll bis Oktober stehen, anschließend sollen dann die ersten Anlagen eingerichtet werden. Allerdings haben einige Anlagen für die neue Halle eine Lieferzeit von 16 Monaten. Die Aufträge sind zwar bereits vergeben, aber diese Anlagen werden zum Saisonstart 2020 ihre Arbeit aufnehmen. Insgesamt werden die Fertigungsflächen in Großräschen um rd. 10.000 m² erweitert. Dem Spatenstich für das neue Verwaltungsgebäude fiebern wir und unsere Mitarbeiter bereits entgegen.ABZ: Welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung bei Altrad plettac assco?Deitenberg: Dieses Thema beschäftigt uns sehr. Wir arbeiten eng mit der TU Cottbus zusammen und entwickeln gerade entsprechende Systeme für uns und unsere Kunden. Damit sind wir relativ weit. BIM als Schnittstelle können wir bereits bedienen und unsere Kunden in dieser Hinsicht unterstützen. Dazu werden wir auf der bauma auch einiges zeigen.ABZ: Stichwort bauma: Wie haben Sie sich auf die weltgrößte Baumaschinen-Messe vorbereitet und welche Neuigkeiten werden die Besucher erwarten?Deitenberg: Ich möchte nicht zu viel verraten, aber wir kommen mit einem neuen Standkonzept zur bauma. Dabei steht alles unter dem Thema: "Gerüst erleben". Unser Ziel ist es, den Kunden mit auf die Reise zu nehmen, um Gerüste neu zu erleben. Es soll spannend für die Besucher werden, sodass sie begeistert vom Messestand gehen. Bisher hat das ganz gut funktioniert. Das Thema Digitalisierung wird auf dem Messestand ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Natürlich werden wir auch einige Neuprodukte vorstellen, Lösungen, die wir für unsere Kunden entwickelt haben. Gemeinsam mit dem Kunden können diese innovativen Entwicklungen begutachtet werden. Das Feedback unserer Kunden ist uns immer besonders wichtig, denn das sind die Spezialisten auf den Baustellen. Ich möchten da wenig ins Detail gehen, aber es sind Produkte, die den Problemen im Gewerk gerecht werden. Soll heißen, die Mitarbeiter werden immer älter, die Produkte müssen folglich leichter werden – in dieser Hinsicht haben wir einiges entwickelt. Das werden wir präsentieren.´ABZ: Sehen Sie das Thema Digitalisierung dann auch als eine der großen Herausforderungen für die Branche an?Deitenberg: Zum Teil. Ich glaube, dass der Trend wichtig für die Branche ist. Wir müssen als Bauhauptgewerk wahrgenommen werden, und da ist es zwingend erforderlich, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden etwas tun. Gerade auch für die folgende Generation – und dazu gehört eben auch der Aspekt Digitalisierung. Insbesondere wenn es um die Abwicklung von Großbaustellen geht, ist BIM nicht mehr wegzudenken. Wenn unsere Kunden davon noch nie etwas gehört haben, wird es schwierig am Markt weiter erfolgreich zu agieren.

ALTRAD plettac assco Gerüstbau
Die Gerüste von Altrad plettac assco im Einsatz bei einem Großprojekt in Köln.

ABZ: Sie haben eben bereits über den Generationswechsel in der Baubranche gesprochen, wie sehen Sie diesbezüglich die Problematik des Fachkräftemangels?Deitenberg: Ich glaube, der Fachkräftemangel wird zum Hauptproblem des gesamten Handwerks werden. Nicht Produkte oder Innovationen werden das wichtigste Thema der Branche, sondern das Personal. Nicht nur für unsere Kunden, sondern auch für uns als Hersteller. Früher hat ein guter Teil der Menschen eine Ausbildung gemacht und sich dann in dem Bereich weitergebildet. Heute ist es gesellschaftlicher Standard, Abitur zu haben. Ich glaube, das ist ein falscher Weg. Das duale System, das wir früher hatten, hat uns auch ausgezeichnet im Vergleich zu anderen Nationen in Europa. Das wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Das ist nicht gut. Es ist meiner Meinung nach ein totaler Irrglaube, dass das Abitur einen Bürojob ermöglicht, mit dem man ausgesorgt hat. Ich bin mir sicher, dass Handwerksbetriebe eine Renaissance erleben werden, aber das muss erst einmal in den Köpfen der Menschen ankommen.ABZ: Wie begegnen Sie bei Altrad plettac assco dem Fachkräftemangel?Deitenberg: Hier in Plettenberg bilden wir schon seit Jahren sehr erfolgreich und qualifiziert aus und ziehen unser Fachpersonal somit selber heran. Bei uns bewerben sich jährlich eine Vielzahl motivierter junger Menschen, die bei uns lernen wollen. Unsere Stamm-Mannschaft besteht im Prinzip aus ehemaligen Auszubildenden. Wir haben kaum Fluktuation – das stellt einen riesigen Vorteil dar. In Großräschen ist es besonders im gewerblichen Bereich nicht ganz so leicht. Die Personalplanung ist dort eine besondere Herausforderung, weil wir dort stärker wachsen. Weiterbildungs-und Qualifizierungsmaßnahmen der Mitarbeiter reichen nicht aus, um den Personalbedarf zu decken. Den einzigen Weg, den wir dort beschreiten können, um diesen Mangel auszugleichen, ist die Automatisierung. Wir investieren, wie bereits gesagt, stark in Robotertechnik, um die Abhängigkeit vom Menschen zu reduzieren. Das hört sich wirklich schlimm an, ist aber notwendig.ABZ: In den vergangenen Monaten hat die Einführung der neuen Technischen Regel TRBS 2121 für eine Menge Diskussionsstoff gesorgt, wie haben Sie diese empfunden?Deitenberg: Die TRBS 2121-1 liegt nun auf dem Tisch. Es gab viele Spekulationen, wie das Regelwerk der Zukunft aussehen wird. Die aus meiner Sicht wichtigste und auch gefährlichste Botschaft des Werkes: Das Haftungsrisiko trägt bei Nichtbeachtung vollständig der Gerüstbauer.ABZ: Was bedeutet das konkret?Deitenberg: Unsere Interpretation der aus unserer Sicht wichtigsten Änderungen der TRBS 2121-1:

  • Die Aufbauvariante 1 ist möglich.
  • Für den Horizontaltransport auf der jeweils obersten Lage ist bei durchgehender Gerüstflucht (keine Erker, Balkone . . . ), ein einteiliger Seitenschutz oder MSG zu verwenden. In den Feldern, in denen der vertikale Materialtransport stattfindet, ein zweiteiliger Seitenschutz.
  • Anders als bei der Gerüstmontage ist beim Gebrauch des Gerüstes durch den Gerüstnutzer der innenliegende Leiterngang nur bis zu einer Höhe von 5 m zulässig, bei größeren Höhen müssen Treppen eingesetzt werden (Ausnahme Einfamilienhäuser).
  • Bauaufzüge müssen ab einer Montagehöhe > 3 Lagen eingesetzt werden (Ausnahme Gerüst bis zu einer Länge von 10 m).

Wichtig ist, dass sich jeder Unternehmer mit den neuen Regeln beschäftigt und die für seinen Betrieb passenden Maßnahmen ergreift, kommuniziert und dokumentiert.ABZ: Wie haben Sie auf die neue Regel reagiert?Deitenberg: Unser MSG, welches wir ab sofort ausliefern, wird zwei Haken aufweisen, um auch der neuen Vorschrift zum vertikalen Materialtransport Genüge zu tun. Im Übrigen führen wir viele Gespräche, um unseren Kunden die aus unserer Sicht bestehenden Risiken aber auch Chancen aufzuzeigen. Die neue Regel wird sicher eines der Hauptthemen auf der bauma sein.Ich freue mich auf persönliche Gespräche auf der bauma Halle B3, Stand 413.

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