Ammann zur bauma 2022

Von eDrive bis 3D Compactor ist alles dabei

Bernd Holz, Executive Vice President Ammann Division Light und Geschäftsführer Ammann Verdichtung, erklärt ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga neue Antriebskonzepte und Dienstleistungen, die der Hersteller zur bauma vorstellen wird.
Ammann Messen und Veranstaltungen
Bernd Holz ist Executive Vice President Ammann Division Light und Geschäftsführer Ammann Verdichtung. Foto: Ammann

ABZ: Herr Holz, auf welche Highlights können sich die Besucher am Stand von Ammann in diesem Jahr freuen?

Holz: Wir legen unser Hauptaugenmerk auf Produkte, die mehr in Richtung Digitalisierung gehen. Insbesondere mit Blick auf den Kundennutzen. Digitale Produkte haben wir schon eine ganze Menge, etwa Telematik-Lösungen oder Lösungen, die verschiedene Maschinendaten erheben. Was aber noch fehlt, ist die vernetzte Baustelle. Nehmen wir mal einen komplexen Projektablauf als Beispiel. Wenn etwa ein Mischwerk involviert ist und Lkw, die den Asphalt an die Baustelle bringen müssen. Sowie einen entsprechenden Fertiger, der das Ganze einbaut. Und dahinter fahren Walzen für die Endverdichtung. Das alles untereinander zu vernetzen und zu überwachen, sowie auch die Qualität im Prozess sicherzustellen – dafür betreibt Ammann einen eigenständigen Bereich: Q-Point, die eine komplette Softwarelösung dafür anbieten. Darüber hinaus bieten wir im Bereich der Digitalisierung weitere Dinge an, wie zum Beispiel unseren Service Link.

Dahinter verbirgt sich eine sehr kostengünstige Telematik-Variante. Ammann hat etwas entwickelt, das speziell für Kleinst-Produkte funktioniert, zum Beispiel für eine Rüttelplatte. Bisher hat noch niemand daran gedacht, Telematik-Lösungen für kleine Maschinen anzubieten. Warum tun wir das? Weil es sich um Produkte handelt, die auf Baustellen gerne mal verlorengehen. Keiner weiß, wo in unserem Beispiel, die Rüttelplatte steht. Keiner weiß, wie viele Stunden sie bereits gelaufen ist oder wann der nächste Service fällig ist. Eine "preventive maintenance" kann nun mit diesem Tool durchgeführt werden.

Wir bieten die Hardware mit der Software und der gesamten Konnektivität für drei Jahre an – und einem Preis deutlich unter 1000 Euro. Außerdem bietet Ammann eine offene Plattform an, wobei es keine Rolle spielt, ob ein Maschinenbesitzer, eine kleine Familienfirma oder großer Vermieter bereits eine Flotte betreibt und dort schon Telematik-Anwendungen nutzt. Die Lösungen haben alle dieselben Protokolle heutzutage und das können wir komplett abbilden. Es ist also möglich, Maschinen, die er aktuell in Gebrauch hat, auf dem Ammann-Portal darzustellen. Auch unseren Servicelink können Sie auf jede Maschine installieren. Ob das jetzt ein Mini Bagger oder eine Walze vom Mitbewerber ist, spielt keine Rolle. Denn die Funktionalität ist bei allen Maschinen gleich.

ABZ: Gibt es weitere Highlights?

Holz: Ja, selbstverständlich. Wir werden Elektroantriebe präsentieren, die bei Ammann eDrive genannt werden. Auf der bauma werden wir einen Stampfer vorführen, der mit der Bezeichnung "eDrive" bei uns läuft, also per Akku betrieben wird. Wir werden auch eine vorwärts laufende Rüttelplatte zeigen sowie eine große, vollhydraulische Platte. Letztere ist völlig neu, so etwas gibt es bisher, zumindest nach meinem Kenntnisstand, noch nicht von unseren Mitbewerbern. Denn wir präsentieren eine über 700 Kilo schwere Rüttelplatte, die rein elektrisch angetrieben wird und keine Emissionen hat. Und wir werden eine 2,5-Tonnen-Asphalt-Tandemwalze zeigen, die auch rein elektrisch betrieben wird. Diese ist so konzipiert, dass Bauarbeiter volle acht Stunden damit arbeiten können – also eine komplette Schicht. Erst danach muss die Walze wieder aufgeladen werden.

ABZ: Was wird sonst noch zu sehen sein?

Holz: Im Bereich der Mischanlagen geht es viel in Richtung CO2-Reduzierung, also Emissionsminderung und alternative Brennstoffe. Neben den mit Öl, Diesel oder Gas betriebenen großen Brennern, mit denen das Mischgut im Vorfeld getrocknet wird, bieten wir mittlerweile auch so genannte Holzstaub-Brenner an. Also einen fossilen, recyclingfähigen Brennstoff. Lärmschutz oder Isolierungen für eine Reduzierung der Wärmebrücken gehören ebenfalls zu dieser Lösung. Unser Anlagenbau unternimmt viel, um Energieressourcen zu schonen. Darüber hinaus sind wir schon seit über zwölf Jahren sehr aktiv im Recyclingbereich unterwegs. Ammann hat ja schon vor zwei baumas eine Anlage gezeigt, die zu 100 Prozent nur mit recyceltem, abgefrästem Material neuen Asphalt produzieren kann. Wobei die Qualität des Fräsgutes und dessen Körnung natürlich tipptopp sein muss. Wenn das gegeben ist, funktioniert so etwas auch. Zuschlags-Stoffe mit einem Anteil von 40 bis 60 Prozent sind schon Standard, sodass wir auch Ressourcen schonen, indem Asphalt wiederverwendet werden kann.

Darüber hinaus vergibt der VDMA auch auf bauma wieder einen Innovationspreis. Hier gibt es insgesamt fünf Kategorien unter anderem die Kategorie "Maschine". Dafür hat sich Ammann mit einem neuen, innovativen Produkt beworben, dem sogenannten 3D Compactor. Es handelt sich bei der Maschine um eine Studie, die noch keine Serienreife hat, aber daran arbeiten wir. In der Kategorie Maschinen gab es insgesamt 45 Einsendungen von Firmen, und nur drei sind weitergekommen – eine davon ist unsere. Und wir sind optimistisch, dass wir den Preis diesmal gewinnen werden.

ABZ: Das klingt spannend, können Sie das Produkt noch ein wenig genauer beschreiben?

Holz: Der 3D Compactor verfolgt ein durchaus bahnbrechendes Verdichter-Konzept und er ist komplett elektrisch angetrieben. Die Maschine unterscheidet sich völlig von dem, was heute standardisiert eingesetzt wird. In der Regel haben Sie bei einer Rüttelplatte oder auch bei einer Walze eine Welle, darauf Kontergewichte und durch die Rotation entstehen Vibrationen. Und damit die Platte vorwärts und rückwärts rüttelt, gibt es zwei Wellen, – auf einer davon kann die Position der Kontergewichte verstellt werden. So bekommt man mehr Vortrieb, vorwärts oder rückwärts. Der 3D Compactor arbeitet vollkommen unterschiedlich. Da sind Erreger mit Elektroantrieben in x-Form auf der Grundplatte angeordnet und damit kann die Platte diagonal fahren, sich im Kreis drehen, oder sogar seitlich fahren. Eine aktuelle Rüttelplatte kann nur vorwärts oder rückwärts fahren. Und wenn Sie die Position ändern wollen, dann müssen Sie die Platte an der Deichsel herumführen, damit sie eine andere Richtung einschlägt. Unser Produkt funktioniert rein elektrisch und natürlich per Remote Control. Mit einer Fernbedienung können Sie die Rüttelplatte so ganz eigenständig steuern.

ABZ: Elektroantrieb ist bei Ammann ein wichtiges Thema. Bemerken Sie hierzulande ein Wandel in der Nachfrage?

Holz: Beim Stichwort akkubetriebene Baumaschinen sollte klar sein, dass je kleiner die Maschine ist, desto eher halte ich einen Durchbruch für wahrscheinlich. Eine Elektrifizierung sehen wir ja schon im Bereich der Hand-Tools. Schon jetzt werden Bohrmaschinen, Hämmer, Flex- und Schneidewerkzeuge rein mit Akkumulatoren betrieben. Firmen wie Hitachi, Stihl, Hilti, Milwaukee oder Dewalt bieten zahlreiche leistungsstarke Werkezeuge an – da gibt es keine Kabel mehr. Auch im Betonbereich für Schneiden, Bohren, Trennen und Hämmern gibt es leistungsfähige Akkulösungen. Deswegen ist die Chance, dass eine Platte oder ein Stampfer rein elektrisch betrieben und sich fest etablieren wird, viel größer, als wenn Sie jetzt eine 9,5-Tonnen-Asphalt-Tandemwalze nutzen wollen. In dem Bereich sind eher andere alternative Antriebe wie Brennstoffzellen oder hybride Systeme sinnvoller. Nichtsdestotrotz bleiben elektrisch betriebene Maschinen aktuell sicherlich noch eine Nische. Aber wir als Hersteller brauchen auch die Nische, weil unsere Händler danach nachfragen. Besonders unsere Händler in Skandinavien fragen danach. Kleine, kompakte Maschinen haben eine große Chance, sich mit einem rein elektrischen Antrieb durchzusetzen. Dieser Bereich wird zumindest ein Volumen bekommen, das nicht mehr als Nische bezeichnet werden kann.

ABZ: Stichwort alternative Antriebskonzepte. Wird es da etwas Neues von Ammann geben?

Holz: Es ist ja so: Die Brennstoffzelle lädt letztendlich einen Akku, also muss der Rest der Maschine elektrisch sein. Sie müssen also ein Produkt erst einmal komplett elektrisch konzipieren. Danach können Sie die Batterie verkleinern oder durch eine Brennstoffzelle ersetzen, die diese regelmäßig lädt. Solange Sie Lösungen schaffen, bei denen nur der Dieselmotor ausgebaut und durch einen mit Batterie angetriebenen Generator ersetzt wird, reicht das nicht. Wenn nämlich der Rest der Maschine voll hydraulisch betrieben wird, haben Sie enorme Leistungsverluste und eigentlich nicht wirklich etwas gewonnen.

Bleiben wir mal bei der Walze – hier müssen die direkten Antriebe wie angedeutet rein elektrisch ausgeführt sein, damit das Konzept Sinn macht. Und dann müssen diese Elektroantriebe auch den üblichen Vibrationen standhalten, die durch das Verdichten erzeugt werden. Das ist etwas völlig anderes, als wenn ein Bagger betrieben wird. Der unterliegt zwar auch einer hohen Belastung, aber in völlig anderer Form. Was ich damit vermitteln will – Elektroantriebe sind ein sehr komplexes Thema, und ebenso, die Hydraulik aus solchen Baumaschinen zu eliminieren.

ABZ: Die bauma findet erstmals wieder seit 2019 statt. Welche Erwartungen haben Sie an die Messe?

Holz: Wir haben eine Menge gelernt in der Covid-Zeit, wie etwa, viele Dinge virtuell zu erledigen. Ich bin aber der Meinung, dass sich für ein gutes Networking Personen sehen müssen. Daher haben wir sehr hohe Erwartungen an die Messe in München. Von der Standgröße haben wir uns ein bisschen verkleinert. Wir werden also keine großen Mischanlagen mit 42 Metern Höhe aufbauen, sondern zeigen Komponenten einer Mischanlage. Und unser Portfolio an Maschinen wird komplett gezeigt. Bezüglich der Besucherzahlen gehen wir davon aus, dass sicherlich nicht aus allen Ländern Teilnehmer kommen werden, wie in der Vergangenheit. Um die Kundenansprache zu vereinfachen, bietet Ammann in diesem Jahr auch virtuelle Möglichkeiten. Interessenten können online Termine buchen und werden dann mit einem Ammann-Mitarbeiter über den Stand geführt. Diese Komponente der virtuellen Messe verknüpfen wir mit der physischen Messe.

ABZ: Stichworte Pandemie und Ukraine-Krieg. Wie haben sich diese Ereignisse bei Ammann ausgewirkt?

Holz: In Bezug auf die Pandemie haben wir Glück gehabt, da unsere Branche eigentlich von sogenannten Lockdowns nicht richtig betroffen war. Die meisten Baustellen sind auch während 2020 geöffnet gewesen. Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel Frankreich. Da gibt es eine Gesetzgebung, dass der Bauarbeiter nicht mit seinem privaten Auto auf die Baustelle fahren darf. Diese fahren zunächst zu ihrer Firma und werden dann mit Kleinbussen zur jeweiligen Baustelle gefahren. Daher waren in Frankreich die Baustellen zeitweise geschlossen, weil aufgrund der räumlichen Enge die Infektionsgefahr in den Bussen zu hoch war.

Die deutschen Baustellen sind in der Pandemie viel schneller vorangekommen. Und viele Projekte sind schnell realisiert worden. Das ist die eine Seite der Medaille.

Die andere ist die "Supply Chain Interruption", also Lieferverzögerungen im Bereich der Komponenten und Teile. Selbst wenn diese nicht direkt von uns bezogen werden, haben unsere Zulieferer durchaus Probleme. Die Teile kommen halt aus Fernost, und wenn Häfen nicht arbeiten oder Container nicht verladen werden, dann hat das natürlich riesige Auswirkungen auf die Lieferkette. Also wir kämpfen jeden Tag in der Produktion mit irgendwelchen Fehlteilen und versuchen darum herum zu planen, was natürlich nicht so effizient ist und in Summe zu höheren Kosten führt. Das betrifft alle Zulieferer. Erst waren es die Stahlpreise, jetzt sind es sehr wahrscheinlich die Gas-und Strompreise, dann ist es der ganze Fernost-Sektor. Der Containertransport ist auch deutlich teurer geworden. Wir bekommen ständig Preiserhöhungen – eine jagt die nächste. Und das wiederum hat dazu geführt, dass wir als Hersteller im Schulterschluss mit unseren Mitbewerbern gezwungen sind, verschiedenste Preiserhöhungen an den Markt weiterzugeben.

Durch die Supply Chain-Probleme sind wir nicht in der Lage gewesen, genügend zu produzieren. Bedeutet auch – wir haben riesig gefüllte Auftragsbücher. Das haben unsere Mitbewerber auch alle. Das heißt, eigentlich geht es uns gut. Ich könnte ab heute die nächsten vier Monate am Stück bauen. Aber vier Monate bauen bedeutet auch 20 Wochen Lieferzeit oder mehr. So etwas muss eigentlich beim Händler im Regal stehen, damit der Kunde es sofort mitnehmen kann.

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