Archäologische Zone

Betonbohrpfähle für Museumsbau denkmalschonend verortet

Heidelberg Materials Beton
Das Jüdische Museum MiQua wird als schützende Hülle über die Archäologische Zone gebaut. Es hält sich an historische Baukonturen.

Köln (ABZ). – Über der Archäologischen Zone in Köln entsteht derzeit das Jüdische Museum MiQua. Hunderte von Betonbohrpfählen wurden so gesetzt, dass archäologisch wertvolle Exponate, die unter dem Neubau liegen, nicht beschädigt und später zugänglich gemacht werden können. Unter dem Historischen Rathaus der Stadt haben bereits in der Nachkriegszeit archäologische Grabungen stattgefunden. Seither gilt der Kölner Rathausplatz als einer der bedeutendsten archäologischen Fundstätten Deutschlands.

Hier mitten in der Altstadt entsteht das MiQua, das Jüdische Museum im Quartier, denn im Zuge der zerstörten Innenstadt war man nicht nur auf römische, sondern auch auf jüdische Mauerreste gestoßen. Steinerne Vergangenheit lässt sich nur ansatzweise in Vitrinen ausstellen oder abstrakt vermitteln. In Köln möchte man vielmehr die wertvollen Zeugnisse der Vergangenheit direkt an ihrem ursprünglichen Standort in einer begehbaren Archäologischen Zone präsentieren. Als sich die Stadt entschieden hatte, diese im Zusammenhang mit einem Haus der Jüdischen Kultur zu realisieren, waren auch die Weichen für den ungewöhnlichen zeitgenössischen Museumsbau gestellt. Die Konzeption von MiQua ist auf die direkte Präsentation und didaktische Vermittlung seiner Exponate am unmittelbaren Fundort ausgerichtet. Eine weitgespannte Konstruktion wird die freigelegten Bodendenkmäler schützen, wie es Zelte über Ausgrabungsstätten tun. So kann der vielschichtigen Vergangenheit Raum gegeben werden. Die Fassade dieses Museumsbaus ist weitgehend geschlossen, gezielte Ein- und Ausblicke sind vorgesehen. Die Dachlandschaft fügt sich in ihrer gefalteten Kleinteiligkeit in den städtischen Kontext ein und bildet die ursprüngliche Struktur des Quartiers vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder ab. Wandel Lorch Architekten aus Saarbrücken hatten schon mit ihrem Wettbewerbsentwurf verdeutlicht, dass sie nicht nur einen markanten architektonischen und städtebaulichen Akzent setzen, sondern mit weiten Bodenöffnungen im Inneren Einblicke bieten und Verständnis für eine vergangene Welt wecken wollen.

Die Bauarbeiten an diesem historischen Standort erforderte von den Bauausführenden besondere Aufmerksamkeit. "Wir hatten hier permanent Archäologen vor Ort, kein Gramm Erde, das nicht untersucht wurde", erinnert sich Bauleiter Olaf Sahm von Berger Grundbautechnik an die Gründungsarbeiten des MiQua. Sein auf Spezialtiefbau ausgerichtetes Unternehmen war für die Baugrubenumschließung zur Sicherung der Archäologischen Zone vor dem Historischen Rathaus zuständig.

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Die römischen und mittelalterlichen Mauerreste sind im unterirdischen Bereich des Museums zu besichtigen. Die Bohrpfähle wurden denkmalschonend verortet, wie das virtuelle Befundmodell der Archäologischen Zone in Köln zeigt. Fotos: HeidelbergCement/Steffen Fuchs

Zunächst stabilisierten die geschulten Mitarbeiter mittels Niederdruckinjektion den schwierigen Baugrund. Anschließend setzten sie 339 Pfähle um die Baugrube herum, um die Randbereiche vertikal abzugrenzen und eine große Stützwand zu schaffen, die Auflagerpunkte für den Museumsbau bietet sowie den archäologischen Rundgang begrenzt. Die bestehenden Bauten der Umgebung mussten während des gesamten Ablaufs auf mögliche Erschütterung durch die erforderlichen Bohrungen untersucht werden. Die Bohrpfähle wurden von Berger Grundbautechnik versetzt und mit Betonschablonen angeordnet, so dass der nötige Überschnitt und die Lagegenauigkeit an jedem der Pfähle gewährleistet war.

Das Unternehmen nutzte Drehbohrer mit hydraulischem Antrieb und einem ? von 880 mm. Je nach Baufortschritt arbeiteten drei bis 15 Mann mit ein oder zwei großen Bohrgeräten der Marke Liebherr LB 24-270 mit bis zu 80 t Einsatzgewicht.

Für die Betonpfähle lieferten Fahrmischer knapp 4000 m³ Beton von Heidelberger Beton, der mit Hochofenzement aus dem HeidelbergCement Werk in Ennigerloh hergestellt worden war. Er wurde von den Tiefbauern im Kontraktorverfahren eingebaut. "Dabei wird nach dem Ausbohren des Erdreichs im Schutz der Bohrrohre der Bewehrungskorb eingehängt und der fließfähige Beton (Konsistenz F5) – geschützt vor dem Wasser innerhalb der Bohrrohre – mittels Betonierrohr bis zur Unterkante Bohrung geführt. Beim Aufsteigen drückt es das Wasser vor sich her nach oben, sodass nach dem Entfernen der Bohrrohre in der Erdschalung ein sauber betonierter Pfahl entsteht", erklärt Bauleiter Sahm. Eine Pfahltiefe von 20 m erforderte jeweils rd. 15 m³ Beton, der just in time von mehreren Fahrmischern angeliefert wurde. Auch 49 Einzelstützen, deren genaue Lage von den Architekten in Abstimmung mit den Archäologen vorgegeben und vom Statiker geprüft worden war, versenkte Berger Grundbautechnik auf diese Weise und goss die Stahlhüllen mit Beton aus. Bei diesen Stützen, die später innerhalb der Ausstellungsfläche als Deckenstützen dienen, blieben die Rohre als eine Art verlorene Schalung im Boden. Sie warten nach Fertigstellung des Projekts mit einer Bekleidung aus Stahl auf. Beim Rundgang durch die Bodendenkmäler, wenn alle Mauerreste und Exponate im Boden wieder in Gänze frei liegen, bilden die neuzeitlichen Bohrpfähle in der Archäologischen Zone dagegen eine sichtbare, erdgeschalte Betonwand.

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