Architekturmeile in Speyer

Alte Ziegelei wird zu Wohnquartier

Mauerwerksbau
Das neue Wohnquartier am Fluss liegt im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar und damit in unmittelbarer Nähe zu den Wissenschafts- und Wirtschaftszentren Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Walldorf. Foto: HeidelbergCement/Steffen Fuchs

Speyer (ABZ). – In bester Lage direkt am Ufer des Rheins entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei ein neues Quartier. Die modernen Wohnbauten erinnern gestalterisch an die Geschichte des Ortes. Wände aus wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) integrieren den Hochwasserschutz für die historische Altstadt. Lange Zeit war die Ziegelindustrie an diesem Standort ein wichtiger Arbeitgeber und damit auch Identifikationsfaktor für die Bürger von Speyer. Historische Ziegelbauwerke prägen seit Jahrhunderten die Ansicht der Stadt, deren Domplatz nur wenige Gehminuten entfernt ist. Als Reminiszenz an die Geschichte des Ortes war es sinnvoll, das neu entstehende Stadtquartier auf der Industriebrache in seiner Gesamtheit in einen öffentlich zugänglichen Park einzubinden und die modernen Wohnbauten mit differenzierten Klinkerfassaden zu gestalten. Fußläufig zum Stadtzentrum entstehen nun attraktive Wohnungen sowie ein für alle zugänglicher Erholungsraum, umgeben von Grün. Als Zugang zum Park wird künftig ein zentraler Quartiersplatz dienen, der durch die angrenzenden Baukanten geformt wird und Urbanität und Atmosphäre ausstrahlt.

Um ein vielseitiges und dennoch miteinander in Bezug stehendes Gesamtensemble zu erhalten, war ursprünglich die Neuordnung des Rheinufers in Speyer auf Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs erfolgt. Zielsetzung der Bauherrschaft, der Deutschen Wohnwerte, war, das Gelände der ehemaligen Erlus-Ziegelei mit einem architektonischen Leitmotiv und einem einheitlichen, freiraumplanerischen Gestaltungskonzept in ein harmonisches Stadtquartier für rd. 600 bis 800 Bewohner zu transformieren.

Der Siegerentwurf des Architekturbüros Kränzle + Fischer-Wasels aus Karlsruhe unterteilte das Gelände in fünf unabhängige Baufelder, für die jeweils zwei Baukörper, ein Winkelbau und ein Solitär vorgeschlagen wurden. Auf dieser Grundlage erarbeiteten die Architekten zusammen mit drei weiteren renommierten Büros die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für das Quartier, das nun in fünf aufeinanderfolgenden Bauabschnitten kontinuierlich wächst.

Schon nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts profitieren die Bürger von Speyer auch von der attraktiven Wasserlage. Denn da die Bebauung des neuen Viertels vom Fluss zurückgesetzt ist, wird aus der Freifläche eine öffentliche Uferpromenade. Die ehemalige Direktorenvilla, ein denkmalgeschützter Ziegelbau, bildet mit historischem Bezug einen stilvollen Auftakt zum neuen Quartier. Durch seine prägnante städtebauliche Figur und durch die Beteiligung verschiedener Architekturbüros setzt das neue Stadtviertel in Speyer bemerkenswerte Akzente. Die jeweilige architektonische Handschrift bleibt in jedem Baufeld innerhalb des vorgegebenen gestalterischen Rahmens erkennbar. Zwar ähnelt sich mit Winkel- und Solitärbau jeweils die Kubatur, auch die Präferenz für Klinker ist vorgegeben. Die Ausgestaltung der einzelnen Bauten unterscheidet sich aber, was etwa an den Fassaden mit der individuellen Ausbildung der Fensterausschnitte, Loggien oder Balkone ablesbar ist. Auch die Grundrisse und Größen der einzelnen Wohnungen variieren, was wiederum für eine lebendige Mischung der Bewohner sorgt.

Mirko Seidel vom Bauunternehmen Heberger hat bereits zwei Bauabschnitte des komplexen Projekts begleitet. Zusammen mit Zech Bau hat Heberger die entsprechenden Wohngebäude in einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) schlüsselfertig ausgeführt. Dazu zählt auch die Anlage der Außenanlagen. Beim ersten Baufeld, das von Böge Lindner K2 Architekten aus Hamburg beplant wurde, war Seidel neun Monate lang für den Rohbau verantwortlich. Nun schließt er aktuell als Projektleiter den Bauabschnitt der Karlsruher Architekten Kränzle + Fischer-Wasels ab. Hier entstehen 73 Eigentumswohnungen mit Wohnflächen von rd. 50 bis 176 m². Bei beiden Ensembles ermöglicht die Abstufung der Winkelhäuser zum Rhein hin großflächige Dachterrassen. Durch markante Auskragungen schieben sich bei diesem Gebäudetypus die Obergeschosse in den Park hinein. Die freistehenden Solitäre liegen in erster Reihe zum Park und zum Rheinufer hin. Mit den Winkelhäusern im Rücken haben sie nicht nur den Fluss vor sich, sondern sind auch eingebettet in großzügige Wohnhöfe mit Privatgärten.

Im Zusammenhang mit der topografischen Neugestaltung der ehemaligen Ziegelei ist auch der Hochwasserschutz für die Innenstadt neu ausgearbeitet worden. "Uns ist es gelungen, den Hochwasserschutz optisch in die Gebäude zu integrieren. So bleibt der Blick über den Park zum Fluss frei", erläutert Thomas Dorant, Mitglied der Geschäftsführung der Bauherrin. Nun ist der ursprüngliche Schutzwall des Industrieareals, der den Blick auf den Rhein versperrt hat, gänzlich verschwunden. Der Hochwasserschutz wird an die Bebauung herangerückt. Eine Schutzmauer aus Stahlspundwänden mit einem Kopfbalken aus WU-Beton sitzt unmittelbar vor den Bauten, deren Wohngeschosse im Hochparterre über den Tiefgaragen beginnen. Sie ist gestalterisch so eingebunden, dass sie mit dem Sockel der Gebäude und der Einfassung der Mietergärten verschmilzt.

Heidelberger Beton hat im Auftrag der Arge Heberger-Zech den Beton für die Bodenplatten, die Stahlbetondecken und für Pfeiler und Überzüge geliefert, wobei die großen Bauteile per Betonpumpe betoniert worden sind. "Wir haben das gesamte Untergeschoss mit der Tiefgarage und auch die Abschlussdecken in WU-Beton ausgeführt", erläutert Projektleiter Seidel. Damit das Gebäude in Ufernähe dauerhaft dicht ist, hat er Anschlüsse mit Fugenblechen ausführen lassen, die in die Bodenplatte eingelegt wurden und so die Konstruktion vor eindringendem Wasser schützen. Das wasserdichte Bauen im Untergeschoss unterlag besonderen Ansprüchen an den Beton, daher wurde der Einbau vom baustofftechnischen Labor der BTB Betontechnik überwacht.

Insgesamt entsteht mit der Konversion des ehemaligen Industriegebiets nicht nur ein hochwertiges Wohnviertel. Der künftige Rheinuferpark, der vom Landschaftsplanungsbüro Topotek 1 aus Berlin geplant und kontinuierlich im Verlauf der fünf Bauabschnitte realisiert wird, bietet einen öffentlichen Erholungsraum für alle Bürger, die das Flussufer am Oberrhein fußläufig zur Altstadt genießen wollen.

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