Atypische Winkel erschweren Konstruktion

Flächengerüst hilft bei Kirchenrestaurierung

Appenzell/Schweiz (ABZ). – Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell ist im eidgenössischen Kulturgüterschutzinventar als Objekt von nationaler Bedeutung eingestuft und zählt damit zu den besonders erhaltenswerten historischen Gebäuden. Im Jahr 1968 wurde eine Zeichnung von St. Mauritius sogar zum Motiv auf einer 15-Rappen-Briefmarke der Schweizer Post. Das erste Bauwerk an diesem Standort entstand um 1069. Im Laufe der Zeit wurde die Kirche mehrmals erweitert oder teilweise neu erbaut. Ihr heutiges äußeres Erscheinungsbild erhielt sie mit dem Neubau des klassizistischen Kirchenschiffes zwischen 1823 und 1826; bei dieser Baumaßnahme wurden der Chor und der Turm der vorherigen spätgotischen Kirche übernommen. Im Inneren blieb auch nach der Renovierung von 1970 die zwischen 1890 und 1892 durchgeführte Umgestaltung im Stil des Neorokoko weitgehend erhalten. Der Hochaltar stammt aus dem Jahr 1622, die übrige Kircheneinrichtung größtenteils aus dem 19. Jh. Im Rahmen eines "Kulturerbejahres" sollte der Innenbereich der Kirche im vergangenen Jahr umfangreich saniert werden. Die Heizungsanlage sollte umgebaut werden, denn die alte Anlage verwirbelte zu viel Staub und verschmutzte dadurch die Wände. Die Bänke sollten eine Beheizung erhalten. Decken und Wände mit historisch wertvollen Malereien sollten aufwändig restauriert und in den Ursprungszustand zurückversetzt werden. Um diese Arbeiten mit allen damit verbundenen Anforderungen erledigen zu können, wurde die Volkheimer Gerüstbau GmbH aus Dübendorf in der Schweiz damit beauftragt, ein Flächengerüst in der Kirche zu installieren. Roland Volkheimer, Firmeninhaber und Planer dieses Projektes, musste sich einiges einfallen lassen, um den Wünschen der Auftraggeber gerecht zu werden. In einem solch altehrwürdigen Gotteshaus herrschen schließlich andere Regeln als auf üblichen Baustellen. Und die Gebäudearchitektur verlangte der effizienten Gerüstplanung einiges ab. Allein die Tatsache, dass die rd. 42 t Gerüstmaterial ausschließlich durch die Kirchentür ins Innere der Kirche transportiert werden mussten, ist eine nicht alltägliche Herausforderung. Jede Materialbewegung musste besonders sorgfältig durchgeführt werden. Schließlich hätte ein versehentliches Anstoßen mit einem Gerüstelement zu einem Schaden an der Einrichtung der Kirche geführt.

42 t, das sind rd. 3000 Gerüstriegel, rd. 3000 lfd. M. Gerüstständer und knapp 1000 Beläge. Wer sich im Gerüstbau auskennt, der weiß, was es heißt, Stück für Stück dieser immensen Menge durch eine Kirchentür zu transportieren. Und mit dem Transport in die Kirche war erst die erste Hürde genommen. Um die Renovierungen an Wand und Decke vornehmen zu können, musste im Kirchenschiff und im Chor von St. Mauritius ein Flächengerüst errichtet werden, was einerseits als Arbeitsplattform diente. Andererseits wurde die gesamte Fläche des Gerüstes mit einer Staubschutzschicht versehen, um zu verhindern, dass während der Arbeiten zu viel Schmutz in den Innenraum der Kirche drang. Die fast 400 Jahre alten Hochaltäre erwiesen sich für die Gerüstbauer von Volkheimer als eine der besonderen Herausforderungen auf dieser Baustelle. Hinzu kommt, dass der gesamte Kirchengrundriss aufgrund seiner häufigen Um- und Anbauten asymmetrisch ist und die Altarwand nicht rechtwinkelig, sondern um 5° versetzt zu den Längswänden steht. Das heißt, dass die gesamte Gerüstkonstruktion nicht nur den Gegebenheiten der Hochaltäre angepasst werden musste, sondern darüber hinaus auch den atypischen Winkeln der Gebäudemauern.

Außerdem mussten die Gänge zwischen den Gangreihen während der gesamten Bauphase als Fluchtwege freigehalten werden. Diese Fläche konnte daher nicht für Gerüstständer als Aufstandsfläche genutzt werden. Schlussendlich sollte die Gerüstkonstruktion so installiert sein, dass die Bänke während der Arbeiten an Decke und Wand aus- und wieder eingebaut werden konnten, da sie eine moderne Sitzbeheizung erhalten sollten. Die Volkheimer Gerüstbau GmbH hat für diese Baustelle das moderne Modulgerüst Ringscaff des Herstellers scafom-rux eingesetzt. "Uns haben auch auf dieser Baustelle wieder die Flexibilität und die zahlreichen Detaillösungen des Ringscaff-Systems überzeugt", so Firmeninhaber Roland Volkheimer. "Zur Abwicklung des Auftrages mussten wir unseren Materialbestand kurzfristig aufstocken. Das konnten wir aufgrund der kurzen Lieferzeiten von scafom-rux problemlos durchführen."

Als technisch besonders wertvolle Lösung verweist Volkheimer auf die Konsole für Zwischenpositionen. Mit dieser speziellen Konsole können an jeder beliebigen Stelle des Gerüstes Auskragungen beliebiger Länge in Nischen installiert werden, unabhängig vom Grundraster des Gerüstes. Das hat bei der Einrüstung der Fensternischen von St. Mauritius sehr viel Zeit und zusätzliches Material und damit reichlich Geld gespart.

Nach der Demontage des Gerüstes im Frühling dieses Jahres konnten dann zur Ostermesse wieder zahlreiche Besucher die frisch renovierten Gemäuer betrachten.

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