Auch im höheren Alter

Fließestrich gesundheitschonend einbauen und Ausfallzeiten senken

Beratzhausen (ABZ). – Die Eingabe "Estrichlegen und Gesundheit" ergibt in Internetsuchmaschinen bis zu einer Viertelmillion Treffer. Dass mit zunehmendem Alter die körperlichen Belastungen der im Estrichleger-Handwerk Beschäftigten spürbarer werden, ist in vielen Veröffentlichungen unbestritten.
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Fachbetriebe mit einer Belegschaft, die oft älter als 50 Jahre ist, können durch den verstärkten Einsatz von Fließestrichen das Gesundheitsrisiko der Mitarbeitenden und die damit verbundenen Ausfallzeiten senken. Fotos: VDPM

Fachbetriebe mit einer Belegschaft, die oft älter als 50 Jahre ist, können durch den verstärkten Einsatz von Fließestrichen das Gesundheitsrisiko der Mitarbeitenden und die damit verbundenen Ausfallzeiten senken.

Hubert Gehr (54), Estrichlegermeister aus Beratzhausen im Oberpfälzer Landkreis Regensburg handelt dementsprechend. 1996 hat er den elterlichen Betrieb übernommen und damit auch ein Team, das dem Unternehmen seit Langem die Treue hält: "Wir haben einige Mitarbeiter über 50 und zwei, die älter als 60 Jahre sind", erklärt Gehr. "Eine Betriebszugehörigkeit von 30 Jahren und mehr ist bei uns die Regel, nicht die Ausnahme."

Die Hubert Gehr GmbH bietet neben der Estrichverlegung weitere Leistungen im Fußbodenbau und für Industrieböden an. Im Radius von rund 100 km reicht die Bandbreite der Bauvorhaben von 10 m² in Einfamilienhäusern bis zu 50.000 m² Fläche in Gewerbe- oder Industriebauten.

Das Thema Arbeitserleichterung verbunden mit dem Ziel, produktiver zu arbeiten, ist für Gehr nicht neu: "Wir haben schon 1990 in eigene Baustellensilos mit Lkw-Silosteller, selbst geplante und gebaute Abfüllstationen investiert", betont er. "Seit rund 30 Jahren verarbeiten wir zu 90 Prozent Fließestrich. Klassischer Baustellenestrich mit Mischen und Einbau von Hand mit Alulatte kommt bei uns heute nur noch selten vor."

Doch gerade in den Anfangsjahren seiner beruflichen Laufbahn war Hubert Gehr häufig mit einschlägigen Krankheitsbildern in der Belegschaft seines Lehrbetriebes und danach im eigenen Unternehmen konfrontiert: Rücken- und Knieprobleme, Beeinträchtigungen an Schulter und Hüfte. Häufig resultierten diese Beschwerden in Ausfallzeiten der Mitarbeitenden von bis zu sechs Monaten.

Das Estrichlegen ist auch unter heutigen Maßstäben und Umständen anstrengend, jedoch nicht im selben Ausmaß gesundheitsbeeinträchtigend wie früher. Gehr hat sich während seiner Laufbahn zunehmend auf den Einbau von Calciumsulfat-Fließestrich konzentriert, verarbeitet aber auch, je nach Bauvorhaben, Zementfließestrich.

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Beim Verlegen von Calciumsulfat-Fließestrichen falle vor allem die geringere körperliche Belastung für die Mitarbeitenden ins Gewicht. Zudem komme es zu weniger Unebenheiten, Schüsselungen oder Rissbildungen.

Die Vorteile unter Gesundheitsaspekten hat der Unternehmer schnell aufgezählt: "Das Mischen auf der Baustelle und stundenlanges Stehen in Hitze, Kälte und Nässe, das Verteilen des Materials von Hand in den Räumen, das Verdichten und Abziehen, manuelles Verreiben und Glätten – das alles ist nicht mehr zeitgemäß", ist er überzeugt. "Mit Calciumsulfat-Fließestrich geht Estricheinbau nicht nur gesundheitsschonender, sondern auch schneller." Das Material wird über Silo, Fahrmischer oder Mixmobile angeliefert. Das Mischen übernimmt beim Silo eine Misch- und Förderpumpe. Sie bringt das Material geräuscharm zum Einbauort und sorgt für eine einfache Verteilung des Estrichs.

Hubert Gehr verweist auch auf die ergonomischen Vorteile, die sich durch das Verlegen beim Fließestricheinbau ergeben. Dazu zählt unter anderem die stehende Arbeitshaltung. Kniebelastungen, welche zur häufig auftretenden Gon-arthrose führen, werden daduch verringert. "Bei der Verarbeitung von (Calciumsulfat-)Fließestrich wird der ganze Körper geschont", erläutert der Unternehmer. "Das ist mit dem Einbau des konventionellen Zementestrichs in keinster Weise vergleichbar."

Das Thema sei vor allem für Estrichfachbetriebe wichtig, deren Belegschaft zu einem großen Teil älter als 50 Jahre ist. Erfahrene Fachkräfte sind unverzichtbar, Nachwuchsmitarbeiter mit hoher körperlicher Belastungsfähigkeit dagegen nicht leicht zu finden. Deshalb ist es nach Auffassung der Verantwortlichen gerade in diesen Betrieben sinnvoll, den Gesundheitsaspekt für das eigene Team stets im Fokus zu behalten und vorbeugend zu handeln.

Wie das gehen kann, zeigt eine Broschüre der BG Bau. Unter dem Titel "Estrichleger – So bleiben Sie gesund" legten die Autoren den Fokus hauptsächlich auf drei Belastungsschwerpunkt: erstens – hoher menschlicher Energieaufwand (zum Beispiel beim Beschicken des Mischers und beim Einbau des Estrichmörtels), zweitens: lang andauernde Belastung des Rückens und der Kniegelenke durch Arbeiten in gebückter, hockender oder kniender Haltung und drittens: hoher Kraftaufwand (zum Beispiel beim Abziehen und Glätten). Das führt zu einer hohen Schulter-Arm-Belastung. Weiteres Wissenswertes dazu erfahren Interessierte unter der Adresse www.bgbau.de.

Die Situation werde für das Estrichlegerhandwerk durch den (Zeit-)Druck auf der Baustelle zusätzlich erschwert, so Hubert Gehr. "Es wird eine Arbeitsweise wie ein Schweizer Uhrwerk verlangt", erläutert er. "Dazu immer mehr und immer schnellere Leistung bezogen auf die Flächen. Als Fachhandwerk müssen wir aufpassen, dass diese Anforderungen nicht auf Kosten von Präzision und Qualität des Ergebnisses gehen. Das kann letztlich auch nicht Ziel der Auftraggeber sein."

Im Zuge dessen haben Calciumsulfat-Fließestriche den Oberpfälzer Meister durch die technische Leistungsfähigkeit überzeugt. Positiv aufgefallen sei die geringere körperliche Belastung für die Mitarbeitenden und die Tatsache, dass es zusätzlich zu weniger Unebenheiten, Schüsselungen oder Rissbildungen komme. dafür werde allerdings ebenfalls das nötige Fachwissen und entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende benötigt. Ebenso müsse man für Bewusstsein bei Architekten und Planern sorgen – zumindest in Bezug auf das Estrichlegerhandwerk.

"Ein Großteil der Planer macht sich über die Ausführung unseres Gewerkes kaum Gedanken", betont Gehr. "Daher spielen auch die körperlichen Belastungen so gut wie nie eine Rolle – genauso wenig übrigens wie die Vorteile bei der Verarbeitung, die sich mit bestimmten Materialien erzielen lassen."

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