Auf Expansionskurs

Altrad Gruppe verstärkt durch Hertel Dienstleistungsbereich

ALTRAD plettac assco
Die Geschäftsführer Ralf Deitenberg (li.) und Ulrich Lawory stehen an der Spitze des traditionsreichen Plettenberger Gerüstherstellers. Fotos: Altrad plettac assco

Die Nachricht über die beabsichtigte Übernahme des weltweiten Baudienstleisters Hertel (Rotterdam) durch die französische Altrad-Gruppe sorgte dieser Tage für Schlagzeilen. Darüber und über die Entwicklung der deutschen Tochter Altrad plettac assco sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ), mit den Geschäftsführern Ralf Deitenberg und Ulrich Lawory am traditionsreichen Unternehmenssitz in Plettenberg.ABZ: Herr Deitenberg, mit der Ankündigung einer Übernahme des weltweiten Baudienstleisters Hertel setzte Ihr erfolgreich agierendes französisches Mutterunternehmen einen weiteren Meilenstein in der Konzerngeschichte. Wie wurde die Expansion begründet?Deitenberg: Die Vereinbarung zwischen beiden Unternehmen wird erst wirksam, wenn die zuständigen Wettbewerbsbehörden ihr Einverständnis erklären; Altrad und Hertel sind da sehr zuversichtlich. Kommt es dazu, so ist dies auch ein weiterer Beweis für die erfolgreiche Entwicklung der Altrad Gruppe. Zur Philosophie von Unternehmensgründer Mohed Altrad gehört es, dass die Gruppe nicht um jeden Preis größer werden muss, sondern sich durch eine Kombination aus organischem Wachstum sowie Übernahmen anderer Unternehmen entwickelt. Auf dieser Basis erwirtschafteten die Gruppe 2003 118 Mio. Euro Umsatz und ein Jahr später standen bereits 184Mio. Euro zu Buche – vor allem durch plettac, dem Erwerb unserer sauerländischen Gerüstfertigung Anfang 2004. Heute zählt Altrad zu den weltweit führenden Anbietern von Gerüstlösungen sowie von Produkten für den Bausektor. Der Konzern verfügt über Niederlassungen in 16 Ländern auf vier Kontinenten. Dass die Unternehmensphilosophie von Altrad aufgeht, beweisen die Zahlen im Geschäftsjahr 2013/14 (das Wirtschaftsjahr in der Gruppe ist versetzt und endet jeweils zum 31. August): Der Umsatz betrug 860 Mio. Euro.

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Regierungsviertel: Neubau in Berlin.

ABZ: Mit Hertel zusammen baut Altrad vor allem den Dienstleistungsbereich aus. Welche Leistungskraft steckt dahinter?Deitenberg: Die Altrad-Gruppe entwickelt sich damit zu einem der größten Dienstleister für die Industrie. Nach der Transaktion werden 17.000 Beschäftigte für Altrad Hertel tätig sein und einen Jahresumsatz von 1,6 Mrd. erwirtschaften. Hertel bringt die Unternehmensbereiche Gerüstbau, Isolierung, Korrosionsschutz und mechanischen Service in die neue Allianz ein. Ich bin überzeugt, dass wir dann über ein gemeinsames langfristiges und attraktives Wachstumspotenzial verfügen, das sich natürlich auch auf unsere Gerüstherstellung positiv auswirken wird.ABZ: Herr Lawory, was erwarten Sie für die Entwicklung von Altrad plettac assco von der künftigen Allianz mit Hertel?Lawory: Wir erwarten uns vor allem Synergien in Bezug auf unsere Fertigung und Logistik. Als wir 2004 zur Altrad Gruppe stießen war die Sparte Gerüste noch sehr übersichtlich und konzentrierte sich vor allem auf Aktivitäten im Süden Frankreichs, die eher den lokalen französischen Markt im Fokus hatten. Mit der Übernahme der plettac-Aktivitäten änderte sich dies gewaltig. Unternehmensgründer Altrad erkannte schon früh den besonderen Wert der damals neu erworbenen "Marke plettac" und unsere in Großräschen gefertigten Produkte wurden zum Kern der weiteren Entwicklung der Sparte. Vorhandene Vertriebsgesellschaften der Altrad Gruppe z. B. in Frankreich und Italien stellten auf unser Programm um und im Laufe der Jahre kamen weitere sehr starke Vertriebsgesellschaften wie in Großbritannien hinzu. Alle vermarkten heute schwerpunktmäßig unsere Produkte. Die weitere Entwicklung der Altrad Gruppe in Richtung Dienstleistung sorgte dann für einen zusätzlichen Nachfrageschub.Heute sind wir als Altrad plettac assco die Säule für Gerüstfertigung und –logistik in der Gruppe und die Entwicklung wird sich durch die Übernahme von Hertel sicherlich noch weiter verstärken. In den vergangenen Jahren konnten wir bereits in großem Maße in unsere Fertigung im brandenburgischen Großräschen investieren und wir sind noch ausbaufähig.ABZ: Wie sehen Sie die Entwicklung auf dem deutschen Markt?Lawory: Deutschland ist nach wie vor unser stärkster Markt, wo wir mehr als 50 % unseres Umsatzes erwirtschaften. Uns kommt auch zugute, dass immer mehr Bauherren dem Trend folgen und auf Qualität und Service setzen und nicht auf den niedrigsten Preis. Denn auch hier kehrt langsam die Einsicht ein, dass es zwar oftmals auf den ersten Blick billiger geht, aber Sicherheit der Gewerke, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ein unabdingbares Plus für eine störungsfreie Baustelle ist. Denn nur bei funktionierenden Baustellen kann unterm Strich Geld verdient werden. Qualität spielt endlich wieder eine große Rolle.ABZ: Kann man sagen, der Gerüstbau hat sich gewandelt?Deitenberg: Ja, das kann ich bestätigen. Die Qualität in der Ausbildung als Gerüstbauer und Rüstmeister hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Gerüstbauer haben beispielsweise gelernt, den Einsatz des Materials besser zu planen. Dazu haben auch Seminare oder der Austausch von Erfahrungen untereinander erheblich beigetragen. Deshalb organisieren wir auch Kundentreffen, um diese Entwicklung zu fördern.ABZ: Kürzlich kündigten Sie weitere Investitionen an . . .Deitenberg: Richtig. Wir werden unser Händlernetz weiter ausbauen. Dazu kommen neue Standorte, um noch mehr Material vorhalten zu können. Denn der Bedarf an ausreichend Material wird immer kurzfristiger, da sich die Strukturen der Baustellen durch oft längere Standzeiten der Gerüste verändert haben. Darauf müssen wir nicht nur in Spitzenzeiten schnell reagieren können. Deshalb brauchen wir dringend entsprechende Lagersysteme. Bereits in den vergangenen Jahren haben wir unseren Bestand um 25 % erhöht. Das reicht heute nicht mehr aus.

ALTRAD plettac assco
Wohn- und Geschäftshaus: Neubau in Hamburg.

ABZ: Wie hat sich die Fertigungsstätte in Großräschen entwickelt. Reichen denn die Kapazitäten noch aus?

Deitenberg: Unsere Fertigung wird ständig auf den neuesten Stand gebracht. Das ist die Grundlage für höchste Ansprüche an Qualität und Sicherheit, die in der Altrad Gruppe höchsten Stellenwert haben. Unsere Produkte werden in Großräschen an einem Standort produziert. Das bedeutet überwachte Produktionsabläufe und jederzeit qualitätsgerechte Zulieferungen, die eine hohe Qualität des Materials garantieren. Dafür reichen momentan die Kapazitäten noch aus. Wie mein Kollege schon sagt: Wir sind ausbaufähig, es ist ohne weiteres möglich, die Produktionsstätte noch zu erweitern. Fest steht jedoch, dass wir weiterhin in Deutschland produzieren werden – Großräschen ist dafür ein idealer Standort. Erst im vergangenen Jahr haben wir etliche Investitionen in Maschinen und Anlagen getätigt. Natürlich investieren wir auch in Neu- und Weiterentwicklungen. Dabei spielen die Erfahrungen und Forderungen unserer Kunden eine große Rolle. Unser Motto bleibt: "Leichter, aber nicht um jeden Preis".

ABZ: Nennen Sie ein Beispiel für die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden!

Deitenberg: Das neueste Produkt ist eine Eckkopfstütze zur Montage von Konsolbelägen am Fassadengerüst plettac SL 70 und assco quadro 70. Die neue Eckkopfstütze bietet die Möglichkeit, in Kombination mit einem Ausleger 32 bzw. einer Konsole B36 mit Rohrverbinder, die Lücke im Konsolbelag in der Innenecke des Fassadengerüstes zu schließen.

ABZ: Welche Ergebnisse hat Ihr Unternehmen nach sechs Monaten im Geschäftsjahr 2014/15 erzielt?

Lawory: Unser Geschäftsjahr startet im September. Für dieses Jahr erwarten wir einen Umsatz von 78 Mio. Euro, das ist eine Steigerung von ungefähr 10 %. In den ersten sechs Monaten hat sich bereits gezeigt, dass wir dieses Ziel auch realistisch erreichen können.

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