Auf Münchens höchster Abbruchbaustelle

Bagger in Ketten gelegt

Caterpillar Bagger und Lader
Der kompakte Bagger auf Münchens derzeit höchster Abbruchbaustelle. Foto: Zeppelin

München (ABZ). - Im Münchner Osten klafft bereits eine große Lücke – Baumaschinen haben auf dem 24.000 m großen Areal zwischen Truderinger Straße, Riedenburgerstraße und dem Beginn der A 94 in den letzten Monaten ganze Arbeit geleistet. Ganz am Ziel sind sie aber noch nicht. Rund 150.000 m umbauter Raum macht der komplette Rückbau in Summe aus. Insgesamt müssen rund 60.000 t Stahlbeton beseitigt werden. Der über 60 m hohe ESG-Büroturm hat gerade Halbzeit – 30 m von ihm sind schon abgetragen worden, maßgeblich von einem Cat Minibagger 304ECR mit Kurzheck. Der Kleine zeigt große Leistung auf Münchens derzeit höchster Abbruchbaustelle.

Die Firma Ottl Abbruch & Rückbau aus Alling hatte die Entkernung, die Schadstoffsanierung und den Komplettabbruch des Hochhauses übernommen. Sämtliche Schadstoffe, wie schwachgebundener Asbest an den Fassaden, mussten von Ottl, einer der führenden Abbruchfirmen Münchens, fachgerecht entsorgt werden. Dann konnte diese ihre Baumaschinen ins Rennen schicken, um mit dem Rückbau loszulegen.

Derzeit holt ein Longfrontbagger Fassadenplatte für -platte von einer Höhe bis zu 35 m nach unten. Dabei ist nicht nur absolutes Augenmaß gefragt, sondern Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung. Um den Longfrontbagger herum herrscht emsiges Treiben. Ein ganzes Arsenal an Baggern bearbeitet die Bausubstanz. Sie haben ganz schön zu knabbern, alleine aufgrund der Bodenplatte, die an einigen Stellen bis zu 2 m dick ausfällt. Bagger pulverisieren den Beton, sortieren den Stahl und beschicken Brecher mit Recyclingmaterial. Das Recycling und die Aufbereitung erfolgen an Ort und Stelle – streng nach Kriterien, die ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb wie Ottl erfüllen muss.

Stets wird darauf geachtet, Emissionen von Staub und Geräuschen auf ein Minimum zu beschränken. Eine Schneekanone richtet Wassernebel auf den auftretenden Staub, um ihn gleich an Ort und Stelle zu binden. Ein Prallschutz in Form von einer 24 m hohen und 8 m breiten Gummimatte, eingehängt an einen Seilbagger, schirmt wie ein Vorhang die Arbeiten ab und schützt Passanten. Außerdem bestand der Bauherr auf Baustellen-Equipment, das dem neuesten Stand der Technik entspricht. Die Abbruchfirma Ottl reagierte darauf mit dem Einsatz von einem Cat Kettenbagger 329ELN und einem Cat Kettenbagger 336ELN, die die Mitarbeiter Tobias Schuldes und Willi Seidl steuern. Die Cat Geräte lieferte die Zeppelin Niederlassung München 2015. Ein weiterer neuer Cat Kettenbagger 329ELN soll diesen Dezember den Maschinenpark erweitern. Die eigentliche Hauptrolle hat eine Kompaktmaschine übernommen: der Cat Kurzheckbagger 304ECR. Für eine Baumaschine in der Größenordnung eines Cat 304ECR dürften es die derzeit höchst gelegensten Arbeiten in ganz München sein. Das Kompaktgerät machte sich daran, das Gebäude mit einer Bauhöhe von über 60 m von oben nach unten abzutragen – noch bis zu Stockwerk sieben wird sich der Kompaktbagger vorarbeiten. Danach kommt ein Longfrontbagger ins Spiel, um das Hochhaus endgültig klein zu machen. Was seine Leistung betrifft kann es der Mini- mit den großen Baggern aufnehmen. Ein Stockwerk pro Woche knöpft er sich vor. "In Sachen Geschwindigkeit macht dem Kleinen keiner etwas vor. Der Cat 336 ist gut beschäftigt, das Material am Boden zu sortieren, was der Kompaktbagger ihm vorlegt und das dann via Kran nach unten befördert wird", so Geschäftsführer Thomas Ottl. Auf das Tempo drückt Nahi Matti. "So schnell wie er ist keiner mit dem Kleingerät im Hochhausabbruch", sagt der Firmenchef über seinen Baggerfahrer. Dieser stammt ursprünglich aus dem Irak, ist aber inzwischen seit 15 Jahren bei der Abbruchfirma tätig, somit längst eingebürgert und hat einen deutschen Pass. Integration geglückt, würde man heutzutage sagen. Zwei Helfer stehen ihm zur Seite. Über eine Leiter, angebracht am Kurzheckbagger, steigen sie diesem aufs Dach. Dann legen sie die Baumaschine an die Kette, sprich hängen sie an das Krangeschirr ein.

Der Firmenchef hat in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro eine Sonderkonstruktion berechnen und entwickeln lassen: eine Art Käfig. Tomas Ottl ließ die Lösung patentieren – der Käfig ist bauaufsichtlich zugelassen, schließlich wird er an dem Baustellenkran eingehängt, um Fahrer und Maschine zu sichern, wenn der Bagger mit einem Hammer die Decke, auf der er steht, bearbeitet. Schließlich müssen die statische und dynamische Last aufgenommen werden. Der Kompakte wird immer angehängt. Durch die Konstruktion mit der Kette hat der Bagger viel Bewegungsfreiheit auf dem jeweils obersten Geschoss. Höhenangst kennt Nahi Matti und seine beiden Kollegen logischerweise nicht, wenn sie Decke für Decke abtragen. Sie müssen bei ihrer Arbeit stets absolute Vorsicht walten lassen – auch wenn jeder von ihnen an einer Absturzsicherung eingehängt ist. Jede Etage, auf der gearbeitet wird, wird durch ein Gerüst zusätzlich abgesichert. Wichtig ist vor allem die Kommunikation – untereinander und mit dem Kranfahrer. "Ich merke sofort, ob er mitdenkt und den Kran so steuert, dass ich dann mit den beiden Joysticks den Bagger da positionieren und meißeln kann, wo es erforderlich ist", meint Nahi Matti.

Der Käfig ist nicht die einzige Kreation, mit welcher das Unternehmen auf der Baustelle angetreten ist. Thomas Ottl ließ einen Container für Maschinen- und Materialtransporte umbauen. "Wir lassen uns immer Sonderlösungen einfallen und sind entsprechend kreativ. Das rührt von meinem Faible für Oldtimer her, weil ich schon immer gerne geschraubt habe", meint Thomas Ottl. Der gelernte Baukaufmann wagte 1999 den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute beschäftigt sein Unternehmen rund 40 Mitarbeiter. Der Käfig für den Minibagger ist ein gutes Beispiel für den Erfindungsgeist, der in seinem Betrieb herrscht – ohne diesen würde sich der Rückbau des Büroturms im Münchner Osten deutlich in die Länge ziehen.

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